Der jüdische Krieg in den Jahren 66-73 nach Christus ist Erzählgegenstand und Titel im Band eins des Schriftstellers Lion Feuchtwanger zur Josephus Trilogie. Der Held der Trilogie , Josef, mutiert im Laufe seines Lebens vom Unterstützer und Mitkämpfer der aufrührerischen „Rächer Israels“, die sich gegen die römische Oberhoheit erhoben haben, zum Weltbürger und Schriftsteller Flavius Josephus. Er strebt einen Zusammenschluß und eine Vereinigung der griechischen und jüdischen Bevölkerung an und scheitert an den divergierenden Interessen und dem mangelnden Friedenswillen beider Bevölkerungsgruppen. Der Unruhen endgültig leid, brennen die römischen Besatzer Jerusalem und den Tempel nieder. Es ist der Beginn der zweitausendjährigen Diaspora.
Die Gemeinsamkeiten mit der heutigen Situation in Israel sind erschreckend. Die Mehrheit der damaligen Bewohner Palästinas, Griechen und Römer, werden von den mehrheitlich wohlhabenden Juden unterdrückt. Als Beispiel gilt das Wahlrecht in der Provinz Caesarea, das sich nach dem Besitz richtet und folglich reiche Juden bevorzugt. Die Änderung des Wahlrechts mit dem Wegfall des Besitzvorteils durch die römische Besatzungsmacht radikalisiert die Juden und führt zum Aufstand. Heute ist es die palästinensische Bevölkerungsmehrheit, die vergeblich um ihre Gleichberechtigung gekämpft und sich dabei dramatisch radikalisiert hat. Tausendfacher Tod und ewiger Hass auf beiden Seiten sind die Früchte des Zorns. Der bevorstehende Sturm auf Rafah im Südteil des Gazastreifens wird diesen Zustand nicht nur verschärfen und unheilbar machen, er wird auch die Geduld der Unterstützer Israels überfordern und zu Reaktionen führen, die für den israelischen Staat existentiell sein können. Der Tempel kann nicht ein zweites Mal fallen, aber die von ihm übrig gebliebene Klagemauer kann zur Symbolstätte für beide Seiten werden.