Die deutsche Mannschaft ist in Brasilien in einem sehr schweren Endspiel nach großartigem Kampf verdientermaßen zum vierten Mal Fußballweltmeister geworden. Uneingeschränkte Gratulation! Wer sind eigentlich die Gewinner dieser Meisterschaft? Natürlich in erster Linie die Mannschaft, jeder einzelne Spieler, der Trainer und das gesamte Betreuungsteam, der Deutsche Fußballbund, Deutschland und – der Fußball schlechthin, was nicht unbedingt zwangsläufig ist.
Denn es hat nicht eine Mannschaft gewonnen, die sich in ihrer Spielanlage auf Können, Glück und Tagesform eines einzelnen Spielers fokussierte, deren übrige Mannschaftskollegen sich diesen taktischen Zielvorgaben unter Hintanstellung der eigenen Entfaltungsmöglichkeiten unterzuordnen hatten, die Brasilianer mit ihrem Einzelkönner Neymar sind da das beste Beispiel. In diese Reihe gehören aber auch die Niederländer mit Arjen Robben, die Argentinier mit Lionel Messi, die Franzosen mit Karim Benzema, die Engländer mit Wayne Rooney, die Kolumbianer mit James Rodriguez.
In den entscheidenden Spielen sind diese zweifellos großartigen Einzelkönner nicht in dem gewünschten Ausmaß zum Zuge gekommen, weil sich die Gegner gut und effektiv auf sie einstellen und sie weitgehend neutralisieren konnten. Die Mannschaften waren dann nicht mehr in der Lage, ihr Spielsystem umzustellen, auf die neue, nicht vorgesehene Situation anzupassen. Diese Mannschaften konnten das in ihnen steckende Gesamtpotenzial nicht abrufen, was zweifellos den jeweiligen Trainern anzukreiden ist.
Es hat nicht die Mannschaft belohnt, die Erfolglosigkeit im eigenen Spielaufbau und im einseitigen taktischen Verhalten sowie das für eine Weltmeisterschaft vielleicht lückenhafte fußballerische Können einzelner Spieler durch übergroße Härte, wie z.B. bei den Mannschaften Brasiliens, Kolumbiens, Uruguays, durch ins Unsportliche abgleitende Mätzchen zu kompensieren versucht haben. Zu nennen sind da beispielhaft die ungemein auf die Nerven gehenden, spekulativen Schwalben (Herr Robben würde jeder Krabbelgruppe zur Ehre gereichen!), die verbalen Attacken auf Schiedsrichter und Gegenspieler und das miese Verhalten des niederländischen Torwarts beim Elfmeterschießen im Spiel gegen Costa Rica.
Es hat – Gott sei Dank – eine Mannschaft gewonnen, die sich zwar aus herausragenden Einzelspielern zusammengesetzt, die sich aber alle ausschließlich in den Dienst der Mannschaft, des gemeinsamen Zieles gestellt haben. Wer hätte in der deutschen Mannschaft einer besonderen Bewachung unterzogen werden sollen? Welchen Einzelspieler hätte man „kaltstellen“ müssen, um Torerfolge zu vermeiden? Diese meist Spiel entscheidende Frage war hier nicht zu beantworten. Die Vielzahl an möglichen Torschützen schloss eine Fokussierung auf einen einzelnen Spieler von vornherein aus. Und im Torbedarfsfall war da ja noch der Hummels.
Aber auch in den anderen Mannschaftsteilen konnten ausgefallene Spieler jederzeit gleichwertig ersetzt werden, wie nicht zuletzt das Endspiel bewiesen hat.
Nicht unerwähnt bleiben kann in diesem Zusammenhang die Einsichtigkeit und Flexibilität des Trainers Löw, die ihm vor dem Turnier viele nicht zugetraut hatten, und die letztlich dann doch zu der wirkungsvollsten Mannschaftsaufstellung geführt hat. Die Mannschaft war darüber hinaus in der Lage, nahezu jedes beliebige Spielsystem zu praktizieren und dieses, wenn erforderlich, auch während eines Spiels umzustellen. Herrn Scolari müssten hier die Ohren klingen!
Es war die mannschaftliche Geschlossenheit, die einerseits jedem einzelnen Spieler den Spielraum zur eigenen, individuellen Höchstform gewährt hat, und andererseits auf dieser Basis das Team zu begeisternden spielerischen und taktischen Leistungen geführt hat. Persönliche Glanzleistungen kamen dann ganz von alleine, fragen Sie mal Müller, Klose, Schürrle, Kroos, Hummels, Neuer – man kann getrost die gesamte Mannschaft, also 14 Spieler, aufzählen.
Unsportlichkeiten und niveaulose Mätzchen waren nicht nötig. Die Auszeichnung als fairste Mannschaft des Turniers beweist eindrucksvoll die sportliche Haltung aller. Es hat also bei diesem Turnier in Brasilien nicht zuletzt auch der begeisternde Fußball gesiegt, was auch miserable Schiedsrichterleistungen glücklicherweise nicht verhindern konnten. Hier wird sich angesichts des unverständlichen „olympischen“ Auswahlverfahrens der Schiedsrichter („Dabeisein ist alles“) auch in Zukunft nichts ändern.
Bildquelle: https://twitter.com/Astro_Alex/status/488454618553520128/photo/1 (direct link)
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