„Bemüht“, urteilte ZDF-Moderator Béla Réthy (Co-Kommentator Sandro Wagner war eigentlich überflüssig) über das ziemlich einfallslose Spiel der Deutschen, bei dem sich die Spieler immer wieder den Ball zuschoben, im Mittelkreis zumeist, von links nach rechts, zurück, ein Stück nach vorn. Ballbesitz ist das Thema, 60 Prozent Ballbesitz für die Deutschen. Und? Sie kamen bis zum 16-Meter-Raum, dann spätestens folgte der Fehlpass und ein Franzose hatte den Ball und ließ die deutschen Kicker hinter sich herlaufen.
Bemüht, in den Medien war zu lesen, engagiert sei die Mannschaft aufgetreten, also viel gelaufen, habe gekämpft, aber ineffektiv gespielt. 0:1 verloren. In unserer Freundes-Runde hatten einige auf einen 2:1 Sieg der Franzosen gesetzt, wobei ich mich heute noch frage, wer denn den deutschen Treffen hätte erzielen sollen? Das Beste an dem Abend waren die Speisen und Getränke der guten Gastgeber, die ließen den müden Kick fast vergessen. Freistöße von Kroos, der mehr verteidigen musste als ihm lieb sein konnte, gingen ziemlich weit am Tor vorbei oder über dasselbe hinweg, ein Kopfball von Thomas Müller verfehlte das gegnerische Tor auch. Ansonsten war es kein berauschender Fußball-Abend, nichts zu spüren von dem riesigen Engagement, das Journalisten beim älter gewordenen Bundestrainer kurz vor Beginn des Turniers ausgemacht haben wollten und von dem staunend Oliver Bierhoff, der Sportdirektor des DFB, berichtete. Zumindest konnte man nicht feststellen, dass diese wieder aufgeflammte Begeisterung des Trainers die Spieler auf dem Rasen angesteckt hätte. Ideenlos war der Kick, der tödliche Pass Fehlanzeige, das gekonnte Dribbling zeigten gelegentlich die Franzosen. Und wenn Pogba oder Mbappé einen Sprint ansetzten, schien es, als blieben die deutschen Gegenspieler stehen. Das war eine Dynamik der Blauen, die sie leider zu selten zeigten, sie wurden ja auch nicht herausgefordert.
Die alten Weltmeister, durch eine Medienkampagne wieder in den Tross der Stammelf befördert, konnten es auch nicht richten. Thomas Müller nicht und Mats Hummels auch nicht, das mit dem Eigentor ist halt passiert. Frankreich gewann verdient. Am Samstag gegen Portugal geht es weiter. Da müssen die Deutschen auf Ronaldo aufpassen, der ist zwar schon 36, aber immer noch schnell, trickreich und schußgewaltig. Wenn er nur auf seine affigen Starallüren verzichten würde!
Eins noch: Uli Hoeneß, selbst früher ein laufstarker Kicker und noch erfolgreicherer Bayern-Präsident, wagt die Prognose, dass Jogi Löw in die Annalen eingehen werde. Klar, unter und mit ihm waren die deutschen Kicker zweimal Dritter bei der WM daheim und in Südafrika, in Brasilien gewannen sie den Titel. Aber zu seiner Bilanz gehört auch, dass die deutsche Elf mit Löw beim WM-Turnier in Russland in der Vorrrunde sang- und klanglos ausschied gegen Fußball-Riesen wie Mexiko und Südkorea. In Erinnerung geblieben ist mir auch das klägliche 1:2 gegen Nord-Mazedonien. Pardon, einen Sieg habe ich vergessen: Gegen Lettland hat Deutschland 7:1 gewonnen. Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, oder? Ein Freund konnte sich den anderen Spott nicht verkneifen: Das kommt von diesem Spruch: Der Bessere soll gewinnen. Dann gewinnt eben auch der Bessere.
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