Der entfesselte Kapitalismus schafft es doch immer wieder in die Schlagzeilen. Seine globalen Akteure bürgen für jede Form des Betruges, für Unterschlagung oder Steuerhinterziehung. Dafür bersten großbürgerliche Haustüren auf den Bahamas, den Kaimaninseln, auch auf Inseln im Kanal zwischen Calais und Dover, in bestimmten US-Staaten oder in Luxemburg und Liechtenstein unter dem Gewicht der Briefkastenfirmen, die dort ihr in Europa und sonst wo sauer verdientes Geld parken und vor der Steuer verstecken. Den Steueroasen bekommt das gut, während die Länder, in denen sie ihre Umsätze machen, in die Röhre gucken. Neueste Schlagzeilen über den Sittenverfall des entfesselten Kapitalismus lauten: „Anklage wegen Korruption beim Berliner Flughafen“, wo gerade festgestellt wurde, dass 600 Mauern, obwohl feuerfest zu errichten, leider nicht feuerfest gebaut waren. Unser tägliches schauerliches Versäumnis beim BER gebe uns heute.
Auch bei VW neue Rekorde: Höchste Rückrufaktion in der Geschichte des Automobilbaus! Gleichzeitig mitgeliefert die weiter laufenden Radio- und Fernsehspots aus besseren Zeiten, die in den USA weiter vom „German engeneering“ quasseln und von „Volkswagen: Das Auto“. Wem es da nicht kalt den Rücken herunter rieselt, den ficht wohl gar nichts mehr an. Und weil ja sonst nur über den Flüchtlingsstrom und über wachsenden rechtsextremistischen Widerstand und über Naziparolen in Dresden zu lesen und zu hören ist, noch ein wenig mehr über VW und die vermutete und gescheiterte Übernahme des Ladens durch Ex-Porschechef Wendelin Wiedeking. Auch das mit kriminellen Mitteln, so jedenfalls die Anklage des Staatsanwaltes. Also auch Wiedeking, der erstaunlich viel Kummer(?)-Speck angesammelt hat, vor einem irdischen Richter wie vor ihm Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, der Karstadt/Quelle in die Nähe des Abgrundes gewirtschaftet hatte. Auch ihm, gegen Kaution aus der U-Haft entlassen, wird Unterschlagung vorgeworfen. Von der kriminellen Vereinigung Deutsche Bank auch keine guten Nachrichten. Die Bank muss Milliarden Euro für erwartete Prozesskosten zurückstellen, die ihr vergiftete Finanzprodukte eingebracht haben.
Dann springt der Steuerzahler ein
Was ist daraus zu lernen? Das Prinzip seriöser Kaufleute von „Treu und Glauben“ ist (hoffentlich) noch bei Mittelständlern zu finden, in den Chefetagen von Banken oder global tätigen Unternehmen scheint eine solche Haltung eher weniger Karriere fördernd zu sein. Überhaupt nicht vorhanden, geradezu verpönt, scheint solche Haltung in den Chefetagen von Banken zu sein, die sich daher gern auch mit zweistelligen Millionenbeträgen als Vergütung für besonders gelungene Betrügereien beglücken. Und sollte die Bank zu groß geraten sein und daher nicht Pleite gehen dürfen, muss dann eben der Steuerzahler einspringen. Hier ist als Beispiel Griechenland zu nennen, wo die Banken gerettet wurden und dafür der Anteil der Griechen sprunghaft stieg, die in Mülleimern nach Essbarem suchen oder an einer der vielen Tafeln Platz nehmen können, deren Zahl explodierte, um wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu bekommen.
Erstaunlich bei solcherlei Erfahrungen, dass Deutschland den – im Wechsel mit China – mal ersten, mal zweiten Platz als Exportweltmeister oder eben nur Vizeweltmeister noch halten kann. Erste Hinweise für drohende Arbeitsplatzverluste bei VW, Deutsche Bank, bei Karstadt zeigen, wie dünn der Ast ist, auf dem man als Exportweltmeister bequem zu sitzen sich angewöhnt hat. Sich sägen bringt eben nicht nur Regen, um ein altes Sprichwort zu verballhornen. Es wird Zeit, den globalen Akteuren wieder Regeln zu geben, die den Verbraucher schützen, die aber in den derzeit verhandelten Verträgen über Handelsabkommen mit Kanada oder den USA keine große Rolle zu spielen scheinen.
Bildquelle: Wikipedia, World Economic Forum in Davos, Switzerland, January 25, 2007, Copyright by World Economic Forum swiss-image.ch/Photo by E.T. Studhalter
CC BY-SA 2.0