• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Dienstag, Juni 3, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Das Vergessen der Jenische

Klaus Vater Von Klaus Vater
27. März 2019
Das Vergessen der Jenische

Wikimedia, gemeinfrei

Der Bundestag hat am 22. März einen Antrag mit dem Titel „Antiziganismus bekämpfen“ beschlossen. Hetze im Internet, Diskriminierung, Benachteiligungen soll entgegen getreten werden. Eine beim Bundesinnenminister angesiedelte Expertenkommission soll zudem herausfinden, was im  Einzelnen Antiziganismus ist. Ein notwendiges Unterfangen des Parlaments. Aber so, wie es ablief, was es alles andere als ein Glanzstück des Hohen Hauses.

Das Parlament konnte sich nicht auf einen Text für alle demokratischen Fraktionen einigen. Nein, die konservative Mitte wollte nicht mit der Linken stimmen. Und Grüne und Linke und FDP rückten nicht von ihrem Text ab. Beschluss streitig. Einfach unschön. Zweitens wurde die Kommission nicht dem Bundestag zugeordnet, sondern im erwähnten BMI angeflanscht. Warum das so sein soll, dafür gab es keine überzeugende Begründung. Wer der Kommission angehören soll, darüber rätseln die Abgeordneten heute noch.

Und drittens wurde ausschließlich über Sinti und Roma geredet, über andere Gruppen, die vom Antiziganismus betroffen sind, wurde kein Wort verloren. Das ist erst recht unschön.

Den Begriff Antiziganismus „lediglich als Synonym für Diskriminierung von Sinti und Roma oder als Verweis auf bestimmte Ausdrucksformen (wie zum Beispiel Hassrede oder Vorurteile) zu verwenden“, verdecke die Spezifik, die Reichweite und die diesem Begriff zugrunde liegende Struktur, heißt es  im „Grundlagenpapier“ einer Allianz gegen Antiziganismus. Ausgearbeitet wurde dieses Papier unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Antiziganismusforschung. Mitgearbeitet haben der Zentralrat deutscher Sinti und Roma ebenso wie das European Roma Rights Center, die UN Menschenrechtskommission und ERGO, das European Roma Grassroots Organisations Network. Antiziganismus sei eine „spezielle Form des Rassismus, die sich gegen Roma, Sinti, Fahrende, Jenische und andere Personen richtet, die von der Mehrheitsgesellschaft als ‚Zigeuner’ stigmatisiert werden“, schreiben die Autoren.

Diesem Ansatz ist der Bundestag nicht gefolgt. Von anderen Fahrenden, den Jenischen insbesondere war keine Rede, weder bei CDU/CSU noch bei der SPD, den Grünen, der Linken, der FDP oder der AfD. Auf die Jenische trifft der Aphorismus Immanuel Kants zu, der auch dem römischen Philosophen Seneca zugesprochen wird: Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.

Das Vergessen der Jenische hat Tradition. Die Süddeutsche Zeitung schrieb 2017: „Jahrhundertelang wurde das fahrende Volk der Jenischen in Europa diskriminiert. Bis heute ist es den Deutschen nicht recht geheuer – oder unbekannt.“ Sie sind eine transnationale europäische Minderheit, die eigene – teils sich ähnelnde – Dialekte  spricht, die ihre eigene Musik hat, ihr eigenes Zusammengehörigkeitsbewusstsein, ihre eigene Geschichte der Verfolgung und Unterdrückung. Sie sind in Deutschland Deutsche, in Österreich Österreicher und in der Schweiz Eidgenossen. Seit hunderten von Jahren. Der wohl bekannteste unter ihnen ist heute der Mittelstürmer der Les Bleus, Antoine Griezmann.

Bis zuletzt haben wir in Deutschland den Jenischen das Leben schwer gemacht: Denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz legt fest, dass das Sammeln von Metall und Altkleidern angezeigt und genehmigt werden muss. Das trifft vor allem jenische Altwarenhändler. Die Kommune entscheidet heute, ob der das darf oder ob die Gemeinde das in die eigene Hand nimmt. Der Verband der Jenische sagte, im  Landkreis Böblingen seien sogar  Kopfgelder auf das Melden von rechtswidrig sammelnden Jenischen ausgesetzt worden.

Schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Jenische als „Asoziale“ angesehen – und auch so bezeichnet. Den Rechten wie manchen Linken waren sie wegen ihrer Lebensweise verdächtig. Die war dadurch gekennzeichnet, dass sie vom Frühjahr bis zum Herbst, bis Martini mit Waren durch die Lande fuhren, verkauften, Kessel und anderes mehr reparierten. Sie waren Kesselflicker, sie haben Körbe geflochten, Mausefallen hergestellt, Töpfe und Teller in der Kiepe transportiert. Und im Winter waren sie in ihren Quartieren.

Weil ihre Lebensweise der der Sinti und Roma ähnelte, wurden sie „weiße Zigeuner“ genannt. Sie haben keine Kriege begonnen, kein Land besetzt, anderen ihren –meist – katholischen Glauben nicht aufgezwängt. Sie waren und sind in der Mehrheit einfache Leute, denen es freilich an den Codes der akademisierten, sogenannten gutbürgerlichen Schichten gebricht. Bis heute ist ihr Zugang zur Bildung durch Ausgrenzung begrenzt. Die Nazis haben sie als „Asoziale“, als „Arbeitsscheue“ und als „Zigeuner-Mischlinge“ in Arbeitslager gesteckt, zwangssterilisiert, getötet. Wie viele starben, weiß bis heute niemand.

Sie wurden nach dem Krieg an die Ränder der Städte gedrängt, dann wurden sie in oft billige Quartiere verbracht. Erst in den achtziger Jahren wurden ihnen mehr Aufmerksamkeit zuteil – nicht zuletzt von kirchlichen Sozialwerken. Sie blieben aber ungewollte Außenseiter.

Da passt´s  doch irgendwie, wenn der Bundespräsident im Januar zu einem Kulturabend „für die Roma, Sinti und Jenischen“  einlud – und Schweizer Jenische hinzu bat. Über die deutschen wusste man offensichtlich nichts.

In der kommenden Woche wird der  Bundestag über das Programm „Jugend erinnert“ debattieren und beschließen. Einige SPD- Abgeordnete sind entschlossen, das Vergessen der Jenische zu durchbrechen. Gut so.

Bildquelle: Wikimedia, gemeinfrei

 

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: AntiziganismusBenachteiligungenDiskriminierungHetze im InternetJenischeMinderheitenRassismusToleranz
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025
  • AfD-Frau fordert DNA-Tests – und Ausbürgerung politischer Gegner 27.12.2024
  • Das Zentrum für politische Schönheit ist der Gegener der AfD mit den ausgefallenen Ideen. jetzt, zum Wahlkampf präsentieren die Aktivisten den Adenauer, einen ehemaliges Justizmobil und will damit so manche Veranstaltung besuchen. Der ganze Plan in diesem Video 13.12.2024
  • Mission Silberlocke: So Wollen Gregor Gysi, Bodo Ramelow Und Dietmar Bartsch die Politik aufmischen! Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 24.11.2024
  • Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 28.09.2024
  • Rechtsextremist Höcke und seine AfD: Durchgedrehte Elefanten im Porzellanladen der Demokratie. 27.09.2024
  • AfD macht ihre Wähler unglücklich 18.09.2024
  • Beeindruckende Doku über die Lage in Ostdeutschland nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Die Brandenburger sollten sich ansehen, welche Probleme auf ein Land zukommen, wenn die AfD 1/3 der Zustimmung bekommt. 12.09.2024
  • AfD bekommt „Medienbonus“ bei ARD und ZDF 10.09.2024
  • Mediales Versagen. Die öffentlich-rechtlichen Medien betreiben das Geschäft der Sahra Wagenknecht 09.09.2024
  • AfD & Höcke stoppen! An alle demokratischen Parteien: "Nie wieder ist jetzt". 03.09.2024
  • Mit Rechtsextremismus spielt man nicht, aber das "Adé AfD Spiel" ist absolut empfehlenswert! 29.8.2024
  • Höcke hetzt gegen deutsche Unternehmen, die sich für Demokratie und Vielfalt engagieren, und wünscht denen "schwere, schwere Zeiten". Siehe die u.s. Aussage des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 28.8.2024
  • Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 27.8.2024
  • NZZ: Zu Besuch bei Björn Höcke: «Der ‹Kampf gegen rechts› schadet uns nicht», sagt er 22.8.2024
  • "NachDenkSeiten": Wagenknechts Schreibbrigade 12.8.2024
  • Wie die Freien Sachsen Politik mit Terror verändern wollen 2.8.2024
  • Höcke droht bei Wahlkampfveranstaltung der Polizei und kündigt "Besuch" der Polizeistation mit 1.000 vermutlich gewaltbereiten Rechtsextremisten an 29.07.2024

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.728 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Wolfgang Thomas bei „Sicherheitsdialog Deutschland“ und Liz Mohn Stiftung: Rüstung, Rüstung über alles
  • Joke Frerichs bei Empörung über Klingbeils Umgang mit Rolf Mützenich: „Meiner tiefen Verachtung darfst Du Dir sicher sein“
  • Hans-Christian Hoffmann bei Empörung über Klingbeils Umgang mit Rolf Mützenich: „Meiner tiefen Verachtung darfst Du Dir sicher sein“
  • Volker von Wysocki bei Ein Verbotsantrag muss kommen – Die SPD steht historisch in der Pflicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.728 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Büste bzw. Kopf von Karl Marx in dystopischer Landschaft mit rotem Himmel im Hintergrund

Trumps Kapitalismus: Müssen wir wieder Marx studieren?

2. Juni 2025
Außenansicht Restaurant Sassella, Bonn

Das Sassella schließt – Ein Stück deutscher Geschichte

1. Juni 2025
App-Symbole auf einem Smartphone

„Social“ und „sozial“ – zwei Wörter, die ähnlich klingen, aber nicht dasselbe bedeuten

31. Mai 2025
Hindenburg und Hitler im offenen Wagen, 1. Mai 1933

Hindenburg- ein Vorbild ist er nun wirklich nicht. Neues Buch über den Reichspräsidenten, der Hitler „meinen lieben Kanzler“ nannte

30. Mai 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden NoAfD Rechtsextremismus Ukraine USA wehrhafte Demokratie

© 2024 Blog der Republik.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2024 Blog der Republik

❤️ Unser Blog lebt durch Sie! ❤️

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.