Daniel Günther, Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, hat sich, anders als in der Biblischen Geschichte sein Namensvetter bei Nebukadnezar, dem König von Babylon, freiwillig in die Löwengrube der CDU Führungsriege begeben. Mit einem Frontalangriff auf Friedrich Merz in den Zeitungen der Funke Mediengruppe hat er den Kampf um die Deutungshoheit für die künftige Politik der CDU eröffnet: Statt dauernder Attacken gegen die Regierung auch eigene programmatische Lösungen anbieten, mehr Achtung und weniger Polemik gegen die politischen Konkurrenten fordert er. Auch seien die Grünen keineswegs der Hauptgegner. Kurz: mehr Respekt statt Verachtung im Kreis der demokratischen Parteien.
Dies ist kaum anders als eine offene Kampfansage an Merz zu verstehen. Damit hat auch das bisher verdeckte Gerangel um die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl in zwei Jahren eine neue Dimension erhalten. Die Parteinahme für Hendrik Wüst ist nicht zu übersehen. Ein derartiges Hauen und Stechen auf offener Bühne in einer der großen Parteien hat es schon lange nicht mehr gegeben. Der alte Rekord der SPD ist damit um Längen gebrochen. Die Jagd auf Merz ist angeblasen. Für die Ampelparteien konnte es kein schöneres Geschenk für die kommenden Landtagswahlkämpfe geben.