Zum ersten Mal am vergangenen Sonntag haben meine Tochter (18 Jahre alt) und ich (50) für den Bundestag gewählt.
Normalerweise kommt man nicht in den Genuss dieses Privilegs zusammen mit den eigenen Kindern: meine Tochter besitzt seit dem Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft (Ius sanguinis) neben der italienischen, ich dagegen habe beide erst seit ein paar Jahren.
Wie schade, dass sie bei ihrem „ersten Mal“ den Einzug der AfD ins Hohe Haus mit anschauen musste. Und wie schön ist es gleichzeitig, dass sie z. Z. ihr FSJ(freiwilliges soziales Jahr) beim NS-Dokumentations-Zentrum in München leistet !
Danke Sofia dafür, dass Du dich einbringst, damit dieses Land und der Freistaat Bayern nicht vergessen, was damals- in den 30er Jahren- geschehen ist. Gerade in einer Zeit, in der die Zeitzeugen (altersbedingt) dabei sind, uns zu verlassen, ist es wichtig, die Geschichte nicht zu vergessen oder zu verdrängen.
Nicht vergessen
Und genau darum geht es! Man darf nicht vergessen, was dieses Land schon alles hat mitansehen müssen. Das hat auch mein kleinerer Sohn verstanden: als wir uns am Sonntag die ersten Prognosen angeschaut haben, hat er plötzlich zu unserem Erstaunen gesagt: „Mit der AfD, da stimmt etwas nicht, sie sind ausländerfeindlich“. Er ist noch nicht ganz 11 und dennoch hat er in seinen einfachen Worten klargestellt, dass Ausländerfeindlichkeit nicht hierher gehört! In dieses offene und tolerante Deutschland.
Meine Familie und ich sind nicht etwas Besonderes und meine Kinder sind keine Genies, das weiß ich. Wir sind das Ergebnis dieser Gesellschaft, die ein „Einwanderungsland“ ist und „immer bunter“ wird. So hat es vortrefflich der letzte Bundespräsident Joachim Gauck als erster offiziell festgestellt, so war auch der Titel einer Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn vor ein paar Jahren.
Ich möchte, dass dieses Land so bunt bleibt und noch vielfältiger wird, als es heute schon ist ist. Nur so kann ich mich hier so wohl fühlen, wie ich es seit Jahren tue. Dafür sollten sich alle Demokraten zusammenschließen, ohne ihre Identität zu vergessen. Das wäre Assimilation und nicht Integration, wie ich sie mir wünsche.
Aus diesem Grund hoffe ich sehr, dass die SPD dabei bleibt, was sie sofort nach der Wahl bekanntgegeben hat: Nämlich in die Opposition zu gehen, um dort das demokratische Gegengewicht zur Regierung zu bilden und die erste Stimme der Opposition zu sein. Das schuldet sie ihren Wählern und diesem Land.
Dann hat sie endlich die Freiheit, sich als sozialdemokratische Partei auf dem politischen Parkett zu bewegen und zu handeln. Diese Möglichkeit, das einzige positive Ergebnis dieser Wahl, zu verpassen, wäre verhängnisvoll.
Bildquelle: Wikipedia, Peter und Regina Steiner für das Bundesministerium der Finanzen und die Deutsche Post AG,