Armin Laschet müht sich in diesem Bundestagswahlkampf mehr als redlich. Dabei ist er nicht der „roche de bronze“, der die Wählerinnen und Wähler von den Sitzen reißt und die günstigsten Perspektiven für einen Erfolg der Union am 26. September eröffnet. Was indessen an Mäkeleien und Sottisen fast tagtäglich gegen Laschet aus der CSU abgeschossen wird, macht ihn als Kanzlerkandidat um mehr als einen Kopf kleiner.
Heuchelei der CSU
Die CSU heuchelt immer wieder, sie stehe als bayerische Schwesterpartei gemeinsam mit der CDU hinter Laschet. Besser wäre es wohl, wenn sie vor ihm stünde und für ihn offensiv im Wahlkampf gegen die Konkurrenz antreten würde. Davon ist jedoch nichts zu spüren. Vielmehr werfen Markus Söder, sein Generalsekretär Markus Blume und andere CSU-Granden dem ohnehin nicht völlig stolperfreien Laschet immer weitere Knüppel zwischen die Beine. Wo Geschlossenheit der Union längst geboten wäre, führt sich die CSU als beleidigte Leberwurst und als hinterfotzige Stiefschwester auf.
Armin Laschet hat sich als Vorsitzender der CDU gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen durchgesetzt. Er ist mit deutlicher Mehrheit der CDU-Gremien zum Kanzlerkandidaten gekürt worden. Lange Zeit hat Markus Söder damit kokettiert, dass sein Platz in Bayern sei. Das wurde von ihm mehrfach öffentlich kundgetan. Doch plötzlich in der Endphase, als es um die Nachfolge von Angela Merkel im Kanzleramt ging, warf der Mann aus Franken seinen Hut in den Ring. Mit den früheren Kanzlerkandidaten Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber hatte die Union keinen Erfolg. Sie konnten sich gegen Helmut Schmidt und gegen Gerhard Schröder nicht durchsetzen und führten ihre Niederlagen darauf zurück, dass die Nordlichter der CDU die Wahlkämpfe nicht ausreichend engagiert geführt hätten.
Hätte, hätte – Fahrradkette!
Nun führen die CSU-Führer seit einiger Zeit die müßige Diskussion mit ihren Hinweisen an, dass Markus Söder es besser machen würde als Armin Laschet und er gar der Kandidat der Herzen wäre. Das alles wird dann noch garniert mit den Verweisen auf demoskopische Befunde, die in der Tat Söder vor Laschet sehen. Da der CSU-Führer jedoch gar nicht kandidiert, sind derlei Umfragen ohnehin irrelevant und Muster ohne Wert. Es ist noch nicht lange her, da galten Jens Spahn oder Friedrich Merz in Volkes Meinung als die besten Spitzenkandidaten der Union; von Söder war damals gar nicht die Rede.
Jetzt 14 Tage vor der Bundestagswahl bringt die „hätte, hätte-Diskussion“ der CSU nichts. Vielmehr lenkt sie nur von der eigenen Schwäche der CSU in Bayern ab, wo die einstige „Staatspartei“ auf ihr tiefstes Niveau gesunken ist.
Gemeinsam gegen den Strom rudern!
CDU und CSU sitzen in der Tat in einem Boot, in dem mit Gleichschlag gerudert und Armin Laschet voll und ganz als gemeinsamer Steuermann unterstützt werden muss, wenn überhaupt noch eine Chance auf einen Sieg gegen Olaf Scholz und die SPD erarbeitet werden soll. Wenn jedoch die Schwesterparteien auf der letzten Etappe der Strecke nicht gemeinsam mit erhöhter Schlagzahl und voller Kraft gegen den Strom rudern, werden sie beide zurückgetrieben. Es nützt indessen wenig, wenn der CSU-Generalsekretär Blume auf die Zustimmung für Söder aufmerksam macht. Wäre dieser wirklich Kanzlerkandidat geworden, sähen die bundesweiten Werte für den Mann aus Bayern gewiss anders aus. Die CSU-Granden sollten deshalb so schnell wie möglich sich nicht mehr im Konditionalis tummeln, sondern auf den Realis umschalten. Sie können dabei von den alten Römern die Weisheit „hic Rhodus, hic salta“ übernehmen und ihre Giftpfeile im Köcher lassen. Nur in der gemeinsamen Offensive werden noch Chancen für eine geschlossene Union möglich, nicht in einer Defensive, in der sich die eigenen Leute selbst in die Hacken treten.
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