Viele Jahre hindurch waren die Deutschen bei Urlaubsreisen ins Ausland rekordverdächtig. Die Corona-Krise hat diesen Trend ziemlich abrupt gebremst. Ferien werden in diesem Jahr vor allem im eigenen Land gemacht. Hotels und Ferienhäuser an den Nord- und Ostseestränden, in den Bergen in Bayern, aber auch im Sauerland, in Eifel und Westerwald erfreuen sich eines guten Zuspruchs.
Weniger Urlaub, kürzere Reisen
Insgesamt werden in diesem Sommer weniger Menschen in Urlaub fahren und kürzer an ihrem Ferienort bleiben. Sie haben ihr Budget dafür gekürzt. Außerdem setzten viele bereits einen Teil ihres Urlaubs für die Familienbetreuung ein, da Schulen und Kitas wegen der Corona-Krise geschlossen waren. Ohnehin verhagelt der Virus nicht wenigen die rechte Urlaubsstimmung, zumal Flugreisen stark eingeschränkt sind, Pauschalreisen kaum angeboten werden und für viele Länder noch Reisewarnungen bestehen.
Vor dem Corona-Jahr 2020 hatten die Urlaubsreisen ins Ausland stark zugenommen. Rund75 % aller Urlaubsreisen mit einer Dauer von mehr als 5 Tagen fanden jenseits der deutschen Grenzen statt. Als Ziel rangierten Spanien, Italien und die Türkei ganz oben – gefolgt von Österreich, Griechenland und Frankreich. In diesem Jahr werden Länder bevorzugt, die mit dem eigenen PKW zu erreichen sind. Staaten mit hohem Infektionsgeschehen werden stark gemieden.
Flug- und Fernreisen wenig gefragt
Zu den Verlierern zählen vor allem Reiseziele, die in der Regel nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind. Das gilt insbesondere für Spanien und Portugal ebenso wie für Ägypten, Griechenland und die Türkei. Ganz schlecht sind Fernreisen gelaufen. In früheren Jahren erreichten sie einen Anteil von fast 10 %. Jetzt werden asiatische Ziele, die Karibik, Afrika und Amerika gemieden, da in diesen Regionen der Corona-Virus wütet. Auch Kreuzfahrten, die sich seit dem Jahre 2009 nahezu verzehnfacht hatten, leiden ganz besonders unter dem Infektionsschock. Auf den Schiffen mit 4.000 und mehr Passagieren auf engstem Raum wollen kaum noch Urlauber ihre Ferien verbringen. Bis diese Reisen wieder auf volle Fahrt kommen, wird es wohl noch lange Zeit dauern. Experten gehen davon aus, dass es auf den Meeren erst wieder richtig losgehen wird, wenn es die Impfung gegen den Virus geben wird. Und damit wird frühestens im Laufe des Jahres 2021 gerechnet.
Irreale Reisewarnungen?
Die gegen den Virus ergriffenen Maßnahmen sind in allen Ländern der Welt sehr unterschiedlich. Einige haben bis heute den Lockdown nicht gewagt und gemacht, wie es hier in Deutschland politisch den Empfehlungen der Virologen folgend geschah. So sind wir im Vergleich zu den meisten anderen Staaten relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen.
Besondere Vorsicht soll jetzt in der Urlaubszeit gelten – vor allem bei Touristen, die ihre Ferien im Ausland verbringen. Die Reisehinweise und -warnungen kommen aus dem Auswärtigen Amt. Allerdings haben nicht wenige den Eindruck, dass diese Entscheidungen nicht unbedingt den Realitäten in manchen Urlaubsländern entsprechen. Für Heimreisende aus manchen Herkunftsländern werden Quarantäneauflagen verfügt, wenn sie nicht aktuelle negative Testbelege vorweisen können.
Nach wie vor gilt dies auch für Deutsche, die ihren Urlaub in der Türkei verbracht haben. Solche scharfe Regulierungen schrecken Touristen natürlich stark ab. Allerdings berichten Reiseexperten, dass zum Beispiel in der beliebten Ferienregion Antalya seit längerem strengste Vorsorgemaßnahmen gegen den Corona-Virus gelten: Es wird getestet, Hygiene wird so intensiv wie kaum woanders betrieben, es müssen Abstände eingehalten werden; darauf wird vor Ort strenger geachtet und das Zuwiderhandeln härter sanktionieren als anderswo.
Es wurde sogar ein „Zertifikat für sicheren Tourismus“ entwickelt, das nur Hotels und Restaurants und andere touristische Betriebe verliehen bekommen, die regelmäßig vom deutschen TÜV Süd kontrolliert werden. Inzwischen liegt die Türkei mit 325 so zertifizierten Tourismusbetrieben ganz weit vorne. Deshalb verstehen viele deutsche Touristen nicht, warum Antalya als das Tor zum Mittelmeer mit seinen hervorragenden Ferienmöglichkeiten zu günstigen Preisen nach wie vor für Deutsche verschlossen bleiben soll, während etwa die Bilder von Mallorca, aber auch von deutschen Seestränden Tag für Tag zeigen, dass dort alle Warnungen und Mahnungen leichtfertig missachtet werden. Konsequent ist das gewiss nicht. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass außenpolitisch der Tourismus gegen die Erdogan-Herrschaft instrumentalisiert werden soll – zum Schaden der größtenteils mittelständischen Unternehmer im türkischen Hotel- und Restaurantbereich, zum Schaden allerdings auch der deutschen Touristen. Die würden allzu gern ihre Ferien in den Ressorts der Türkei, wo das Preis-Leistungsverhältnis günstig ist, machen. Politisch motivierte Reisewarnungen, die die Realitäten vor Ort außer Acht lassen, sollten nicht als Sanktionsinstrument eingesetzt werden.
Bildquelle: Pixabay, Bild von croisy, Pixabay License
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