Was der Staat nicht kann, sollte der Verbraucher schon lange hinkriegen: CO2-Emissionen einsparen. Ob im Verkehr oder beim Heizen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Dabei wird oft ein Bereich ausgeklammert: Lebensmittel.
In Supermärkten räumen die Mitarbeiter die Ware schon Tage vor dem Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) aus und schmeißen es weg. Denn der Kunde möchte in der Regel meist keine Ware kaufen, die sich nur noch eine Woche hält. Die Devise lautet: Soll es doch jemand anderes kaufen. Dadurch kommen allein tausende Tonnen von Essen zusammen, welches sich noch in tadellosen Zustand befindet. Zudem gibt es in Märkten immer saisonale Überangebote, die jeder Verbraucher gut kennt. Wenn beispielsweise der Sommer vor der Tür steht, wird für die Grill-Fans deutlich mehr Grillware produziert. Bleibt das gute Grillwetter dann aus, bleiben die Märkte auf den Produkten sitzen und schmeißen sie schlussendlich weg. Ebenso entstehen bei sonstiger Lagerung oder Transporten zwischen Produktionsstätten und zu den Läden nennenswerte Verluste. Neben den ethisch-moralischen Bedenken aufgrund vieler hungernder Menschen, gehen auch hier viele Ressourcen verloren.
Außer den Märkten verkaufen auch Bäckereien nur sehr selten Brot noch am Folgetag. In dem Dokumentarfilm „We feed the World“ erfährt man, dass allein die Stadt Wien täglich so viel Brot wegschmeiße, dass mit dieser Menge die zweitgrößte österreichische Stadt Graz versorgt werden könnte. Ebenso werfen Kantinen immer wieder größere Mengen weg, darunter gekochte Restbestände, aber auch Frischware, die nicht weiter verarbeitet werden kann.
Verbraucher sind Problem und Lösung zugleich
Vieles wird heute weggeworfen, wenn das MHD abgelaufen ist. Dies ist allerdings nie ein Hinweis darauf, dass Lebensmittel danach nicht mehr genießbar seien. Die meisten Produkte sind auch nach Ablauf der Frist noch für den Verzehr geeignet. Ebenso werden auch Produkte gerne mal weggeschmissen, deren MHD zwar noch nicht abgelaufen ist, die allerdings schon länger im Kühlschrank rumstehen. Das schadet nicht nur der Klimabilanz, sondern verschwendet auch Wasser. Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln spart demnach nicht nur Abfall, sondern auch Wasser. Das Aussehen und ein Geruchstest können dabei helfen.
Die Verkäufer-Seite beklagt, dass sie sich nach den Wünschen der Verbraucher orientieren muss. Und tatsächlich gehen Käufer gerne egoistisch an die Produktauswahl heran. Neben dem MHD wird oft das Äußere mit in eine Kaufentscheidung einbezogen. Dadurch finden viele Lebensmittel nicht mal den Weg in Verkaufsregale. Egal ob Gurke, Apfel, Kartoffel – Alles sollte in etwa einheitlich ausschauen.
Zusätzlich sind auch Spontan-Einkäufe problematisch. Hierbei entscheidet man sich sehr kurzfristig im Laden noch ein paar Dinge einzukaufen. Sinniger wäre es, sich vor dem Einkauf genau Gedanken zu machen, was man wirklich brauchen könnte. Mit Einkaufslisten können dann die Lebensmittel gekauft werden, die man auch benötigt. Kleiner Tipp: Nicht mit leeren Magen einkaufen. Mit Hunger kaufen wir mehr ein, als wir eigentlich brauchen.
Für einige Experten, die sich mit Einkaufsverhalten beschäftigen, spielt die heutige Esskultur eine weitere Rolle bei der Wegwerf-Mentalität. Da viele vor allem Fertigprodukte konsumieren, wissen die meisten Menschen nicht mehr genau, wie Lebensmittel optimal gelagert werden müssen. Auch die Kreativität, aus angebrochenen Produkten noch etwas Leckeres zu zaubern, fehlt bei einigen. Hier kann das Internet helfen: Wer angebrochene Produkte zu Hause hat, gibt diese einfach bei Google ein. Irgendjemand wird damit bereits was gekocht haben.
Regional, saisonal, weniger Fleisch
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, aktiv etwas an der Klimabilanz zu verändern. So kann beim Kauf darauf geachtet werden, dass die Produkte regional angebaut worden sind. Kurze Wege bedeuten geringere CO2-Emissionen. Ebenso sollten die Lebensmittel saisonal eingekauft werden. Zwar können Äpfel im Winter gekauft werden, allerdings sind dafür besondere Lagerungen nötig, die nicht gut zu einer verbesserten Klimabilanz passen. Es mag seltsam klingen, doch im Januar ist ein Apfel aus Übersee klimafreundlicher als der Apfel aus Deutschland. Zudem können klimatische Verhältnisse in anderen Länder bedeuten, dass die Bäume dort deutlich ertragreicher sind.
Generell sollte versuchen werde, Produkte mit Bio-Siegel zu kaufen, so gut es der Geldbeutel hergeben mag. Bio-Produkte sparen meist mindestens 15% an Emissionen im Vergleich zu ihren konventionell produzierten Verwandten. Auch Konserven und Tiefkühlwaren haben in der Regel einen schlechteren Wert als frische Ware, allerdings sollte bei letzteren die optimale Lagerung berücksichtigt werden.
Um weiter CO2 einzusparen kann auch der Konsum tierischer Produkte verringert werden. Laut dem WWF werden fast ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionrn durch tierische Produkte verursacht. Dabei liegen tierische Produkte noch vor dem gesamten Verkehrssektor. Ein Grund für die hohen Emissionen ist beispielsweise die Rodung von Wäldern sowie der hohe Energiebedarf für Futtermittel. Wenn tierische Produkte gekauft werden, sollte man wiederum auf die Bioqualität achten. Allein Hühnerfleisch aus Bio-Haltung ist bis zu 50 Prozent ärmer an Emissionen.
Quellen:
http://www.vz-nrw.de/lebensmittelverschwendung
http://fleischfrage.wwf.de/worum-gehts/fleisch-klima/ (WWF)
Wagenhöfer, Erwin (2005). We feed the World – Essen global. Österreich.