Fünf Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches möchte ich mit meiner Besprechung mit dafür sorgen, dass es nach der ersten großen Welle des Erfolgs eine noch weitere Verbreitung in der Leser:innenschaft findet. Denn Christian Berkel, der bis dahin als herausragender Schauspieler in Film und Fernsehen bekannt war, hat mit seinem ersten Roman gezeigt, dass er auch ein großer Schriftsteller ist. Oft ist es so, dass in den Medien präsente Leute irgendwann auf die Idee kommen, auch noch ein Buch schreiben zu müssen, das dann allein aufgrund ihrer Bekanntheit wie im Selbstläufer zu einem Bestseller wird. Auf die Spiegel-Bestseller-Liste zu kommen, ist Berkel auch sofort gelungen, doch in diesem Fall muss man sagen: mit Fug und Recht; diese Würdigung hat er mehr als verdient. Das Besondere an diesem Roman, seine literarische Originalität, ist auch gleich nach Erscheinen in den Feuilletons der Leitmedien ( FAZ, SZ, DIE ZEIT) hervorgehoben worden.
Das Thema des Buches ist Berkels Familiengeschichte. Doch hier fängt die Besonderheit bereits damit an, das sie (mütterlicherseits) jüdisch geprägt ist und ihre Repräsentant:innen ein ungewöhnliches Leben (überwiegend im Ausland) geführt haben, das sie für den Romanstoff interessant macht: Es sind Unangepasste, Gebildete, politisch Widerspenstige, die mit den Verwerfungen von zwei Weltkriegen und dem Rassenhass des Nationalsozialismus zu kämpfen hatten. Was den Roman weiter ausmacht, ist die Frage danach, wie und mit welchen Mitteln Berkel auf die Spur seiner Ahnen kommt und welchen literarischen Formen und Stile er einsetzt, um diese zu verarbeiten. In dieser Perspektive entschlüsselt sich sodann ein Werk, das einem wirklich viel gibt: inhaltlich wie formal, literarisch und historisch-politisch.
Das große Thema des Romans ist Identität und die Frage nach ihrer Geltung. Bereits das Motto von Jorge Luis Borges weist hin auf den Augenblick, in dem der Mensch für immer weiß, wer er ist. Und wenn man, wie im Fall von Berkels Herkunft, jüdisch ist, so hat es damit eine besonders problematische Bewandtnis, wenn die eigenen Wurzeln im europäischen (polnischen und deutschen) Kulturkreis des 20. Jahrhunderts und folglich im Einflussbereich des Nazi-Regimes liegen. Und wenn man, wie im Prolog festgehalten, als Sechsjähriger mitbekommt, wie der geliebte Apfelbaum im Garten brachial gefällt wird und das Kind den Schmerz des Baumes mitempfindet, so setzt sich dieses Erlebnis ein Leben lang als Sinnbild fürs Kaputte, nicht Ganze fest, so wie es Berkels Mutter erging: Sie war „halbe“ Jüdin, damit keine „ganze“, auch als Mensch nur „halb“, also minderwertig, nicht lebenswert, verachtet und verfolgt.
Berkels Erzählung wechselt zwischen verschiedenen Zeitebenen: Im erzählten Hier und Jetzt lernen wir zunächst Sala, Berkels Mutter, als Hochbetagte kennen, deren Lebenserinnerungen der Sohn auf Tonband aufnimmt: diese Dame zeichnet sich durch Selbstbewusstsein, energisches Auftreten, einen leichten Altersstarrsinn sowie Scharfsinn gepaart mit Gedächtnislücken aus, die für das Recherche-Projekt des Sohnes nicht immer hilfreich sind. Das wiederum bringt ihn auf die Idee, mit der Mutter an die Stätten der wilden Jahre von Iza (Salas Mutter, Berkels Großmutter) und ihrem Partner Jean zu reisen, zum Monte Verità, gelegen in einer Alpenregion in der Schweiz, um an Ort und Stelle die Erinnerungen zu beleben.
Rückblende auf Berlin 1915: Die Geburt von Berkels Vater Otto als Kriegswaise im proletarischen Milieu, wie es der Maler Zille festgehalten hat; gesprochen wird im Berliner Dialekt. Ottos Mutter hat schon mehrere Kinder von verschiedenen Männern zur Welt gebracht, die alle gestorben sind; sozial gesehen herrscht hier bittere Armut. Wir erfahren, dass Otto auch in der Volksschule immer der kleinste und schmächtigste war – bis er durch Kraftübungen und Maloche als Kohlenschlepper sich körperlich unter den Gleichaltrigen Respekt verschaffen konnte. Bemerkenswert und für das Milieu ungewöhnlich ist: der Heranwachsende hatte früh eine Ahnung davon, dass der Weg aus der Armut heraus nur über Bildung zu schaffen ist (von einem Vorbild ist nicht die Rede). Otto schafft den Eintritt in die Höhere Schule, doch die sozialen Hürden waren damit noch nicht übersprungen:
Der Wechsel war schwieriger als erwartet. Den neuen Unterrichtsstoff bewältigte Otto ohne große Mühen, aber er fühlte sich fremd unter den Mitschülern, die aus bürgerlichen Häusern kamen. Ihre Bewegungen, ihre Sprache, der Umgang miteinander, alles war anders. (…) Otto lernte den stillen Widerstand des Spießers kennen, die Macht der schleichenden Ausgrenzung.
Dass in Otto viel Potential steckt, zeigt auch der Fortgang seiner Geschichte (hier nur kurz rekapituliert): Der Junge gerät zwischenzeitlich auf die schiefe Bahn; als Mitglied einer Ganovenbande, die auf Einbrüche in Villen spezialisiert ist, begegnet er beim Bruch der Tochter des Hauses Nohl, Sala, sowie deren Vater Jean; Otto, auf der Leiter in der Bibliothek stehend, will außer einem dicken Buch voller Wissen sonst nichts mitgehen lassen, fliegt auf, wird aber von Sala gedeckt und von deren Vater ebenfalls gütig behandelt. Die jungen Leute verlieben sich, der Beginn einer Cross Class-Beziehung, die bekanntermaßen weder in der Literatur noch im Leben selten glücklich ausgeht. Gleichwohl ist das Kennenlernen eines hochgebildeten Milieus im Hause Nohl dafür mit wegweisend, dass Otto nicht nur die Höhere Schule, sondern sogar ein Medizinstudium schafft.
Die Reise in die Schweiz frischt nicht nur das Gedächtnis von Berkels Mutter Sala auf, sondern bietet auch Gelegenheit, über die Reformbewegung zu berichten, der damals die aus Lodz/Polen stammende Iza Prussak und der homosexuelle Bohemien Jean Nohl (Salas Eltern) angehörten: man trat für Geburtenkontrolle und freie Liebe ein, lebte in einfachen Holzhütten und pflegte die Nacktkultur – kurzum: der Club war als Gegenwelt zur bürgerlichen konzipiert und versprach ein freieres Leben. Jean beispielsweise unterhielt neben der Beziehung zu Iza eine Liebesbeziehung zu Erich Mühsam, der auch dem Club angehörte. Der Rückzug der Sinnsuchenden in einen nachdenklich gewordenen Garten Eden erfolgte in Zeiten des 1. Weltkrieges. Wie Pflanzen im Sterben ein letztes Mal ihren Samen verschleudern, bäumten sich die Menschen mit ihren Ideen ein letztes Mal gegen die um sich greifende Zerstörung auf.
Was hier noch nach Idylle und Realitätsverweigerung aussieht, spitzt sich im Fortgang des Romans zu in ein europaweites Szenarium der Bedrohung und Verfolgung – allen voran für Menschen jüdischer Herkunft; die Reisen, die Sala ab den 1930er Jahren unternimmt: zu ihrer in Madrid lebenden Mutter Iza oder später nach Paris zu ihrer Tante, nehmen immer stärker den Charakter von Flucht an. In Deutschland herrscht inzwischen der Hitler-Faschismus, der Rassenhass und speziell der Antisemitismus (mit europaweiter Ausstrahlung); der 2. Weltkrieg tobt über Europa; Otto ist als Soldat an der Ostfront ohnehin in ständiger Lebensgefahr. Das westliche Ausland (Spanien, Frankreich) bietet immer weniger eine sichere Zuflucht. Es gelingt Berkel auf beklemmende Weise, diesen Zustand der permanenten Angst und Bedrohung am Beispiel der Protagonist:innen seines Romans zu vermitteln. Eindrucksvoll schafft er immer wieder Kontrastaufnahmen durch Einblicke in soziale Milieus der gebildeten Bohème in Paris, Madrid und Argentinien (Salas dritter Zufluchtsort nach der Internierung in einem französischen Lager), womit deren relativ unbeschwerte Lebensformen scharf abgesetzt werden vom Gefühl der bedrohten Existenz, das Sala als Jüdin beherrscht.
Berkels Mutter Sala ist – bei aller Verzweigung der Familiengeschichte – die Hauptfigur, und zwar als Reisebegleiterin vor Ort mit ihren Erinnerungen wie als Erzählerin und Stoffgeberin. Aber der Sohn hat, wie schon angedeutet, auch mit ihrem Vergessen zu kämpfen, für das er nicht immer Verständnis aufbringt; was ihn aber zugleich zum Nachdenken über das Phänomen des Vergessens anregt. Dass ihm bisweilen Bedenken, ja Skrupel gekommen sind, seine Mutter zu überfordern, ist mehr als verständlich. Was würde aus dem Mutter-Sohn-Verhältnis aufgrund dieser Nachforschungen?
Wir wurden einander unheimlich, je weiter wir uns in die Vergangenheit wagten. Was erwartete ich? Was störte mich an ihrem Vergessen, dass ich versuchte, ihm mit Reisen, Fragen und Bildern aus der Vergangeheit oder durch Deutungsversuche entgegenzutreten? Ich reagierte wie auf einen Widerstand, den ich nicht hinnehmen, nein, den ich in Wahrheit nicht ertragen konnte. Aber wir alle vergessen doch unaufhörlich, was ist so schlimm daran? Wir vergessen, weil wir nicht wissen wollen oder können. Unser Vergessen ist unser Fensterkitt, der Mörtel zwischen den Steinen, die wir zu unseren tragenden Wänden türmen. Wir vergessen den Schmerz, weil die Erinnerung an unsere Verletzlichkeit zu bedrohlich ist.
Diese Selbstreflexivität, die der Autor an sein Schreiben legt, ist wohl eines der bestimmenden Merkmale des Buchs, das es so lesenswert macht. Und die zitierte Stelle wirft auch ein Licht auf die Bandbreite der eingesetzten Stilmittel. Wenn er etwa die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen darstellen will: wie zum Beispiel eine Alltagsszene aus dem Pariser Leben, das unbekümmerte Flanieren der Passanten in lieblicher Atmosphäre zeigt, wird schockartig mit der Festnahme und Abführung eines polnischen siebzehnjährigen Mannes jüdischer Herkunft im Auftrag der Nazi-Schergen konfrontiert. Oder: Im Stil des einen Satzes, der über anderthalb Seiten geht, gemahnt diese eine Szene an das Grauen und die allgegenwärtige Bedrohung durch die politischen Verhältnisse.
Berkels zentrales Anliegen ist es, gegen das Verdrängen von Schuld und Mitschuld anzuschreiben; es geht ihm zwar hauptsächlich um das, was seine Familie erlebt und erlitten hat; doch darüber hinaus hat er einen immens politischen Anspruch. In einer Reihe mit Dieter Wellershoff und seinem Buch Der Ernstfall, in dem der Autor von seinen Kriegserlebnissen an der Ostfront berichtet und den Schlüssen, die er aus der Katastrophe des 2. Weltkriegs und des Faschismus gezogen hat, verbunden mit der Mahnung an das Nicht-Vergessen von Schuld; und ähnlich wie Christa Wolf mit ihrem Roman Kindheitsmuster, in dem aus der persönlich-familiären Perspektive auf Allgemein-Gesellschaftliches übergeleitet wird, ist es auch Berkels Intention, mit den Mitteln des biografischen Schreibens auf verallgemeinerter Stufe die Schrecken der Vergangenheit wieder ins Bewusstsein zu rufen, um sie dort zu bewahren und der Verarbeitung zugänglich zu machen. Etwa in der Mitte des Romans heißt es:
‚Die Unfähigkeit zu trauern‘, der eindrückliche Titel des Buches von Alexander und Margarete Mitscherlich, das von der nachfolgenden Generation aufgesogen wurde, beklagt nicht nur die fehlende Trauerarbeit der Tätergeneration, es versteht sich als Aufforderung an nachfolgende Generationen, also auch an uns, Erinnerung zu wagen, um dem unbewußten Wiederholungszwang vorzubeugen. Es geht eben nicht, wie von vielen 68ern missverstanden, um die häufig selbstgerechte Zuschreibung und Festschreibung einer ebenso individuellen wie historischen Schuld an die Adresse ihrer Eltern. Es geht um das Wagnis der Erinnerung für jeden unter uns. Wann dieser Vorgang als abgeschlossen gelten darf, mag jeder für sich entscheiden. Aber wollen wir die Erinnerung benutzen, um uns von etwas zu befreien, das wir nicht getan haben, oder wollen wir mit ihr versuchen, das Bild unserer Identität zu schärfen, zu der auch die Vergangenheit des Zwanzigsten Jahrhunderts und des deutschen Völkermords an den europäischen Juden gehört? Erst mit der Erinnerung gewinnt unser Leben ein Gesicht. Ich will nicht wie ein Buch dastehen, aus dem einzelne Kapitel herausgerissen wurden, unverständlich für andere wie für mich selbst. Ich will versuchen, die leeren Seiten zu füllen. Für mich. Für meine Kinder. Für meine Familie. Zuerst stirbt der Mensch, dann die Erinnerung an ihn. Für diesen zweiten Tod tragen wir Nachgeborenen die Verantwortung. Wollen wir mit dem Satz ‚Irgendwann muss doch mal Schluss sein‘ die Menschen von damals ein zweitesmal ermorden? Wie viele Namen wollen wir denn mit unserem sauberen Schlussstrich eliminieren?
Es ist nicht leicht, nach dieser starken Aussage mit der Besprechung des Romans einfach fortzufahren; diesem Plädoyer ist nichts hinzuzufügen, es steht für sich und den Autor.
Zum Schluss sei aber dennoch auf ein paar Aspekte hingewiesen, die zum Charakter dieses Romans gehören. Bisher ist bereits deutlich geworden, dass es immer wieder um die personale Identität vornehmlich der weiblichen, jüdischen Hauptpersonen geht, in der Ahnenreihe von Berkels Mutter Sala. Um über deren Schicksal noch mehr zu erfahren, unternimmt der Autor selbst eine Reise nach Lodz/Polen; auf der Spurensuche begegnet er einer Vergangenheit, die nicht vergeht (W. Faulkner), einer des Grauens, die auch er so nicht für möglich gehalten hat und seine Erwartungen übersteigt: allein die Vielzahl der Überreste von Lagern, Ghettos – jenseits der eher bekannten Konzentrationslager der Nazis in Polen – zeugen von einem einst faschistisch kontaminierten Land. Das alles wird in einem reflexiv gehaltenen Dokumentar- und Erzählstil beschrieben.
Und es gibt auch noch eine männlich-väterliche Linie, in der Salas Mann Otto als Hauptfigur wirkt. Seine Herkunft ist nicht-jüdisch und, wie erwähnt, proletarisch geprägt. Die Kriegswirren haben das junge Paar in den 1940er Jahren gewaltsam getrennt, sie haben jahrelang – bis auf seltene Fronturlaube und schriftliche Benachrichtigungen – kaum voneinander gewußt und gehört, was unweigerlich zu einer Entfremdung geführt hat. Die einzige Sorge ging um das Leben selbst: ob er noch lebt oder im Kriegseinsatz „gefallen“ ist. Im Roman erfahren wir wahrscheinlich mehr über Otto als die junge Sala damals selbst: Otto hat wie so viele den Krieg an der Ostfront zwar überlebt, doch das Erlebnis dieses Einsatzes sowie einer sich anschließenden, 5 Jahre andauernden sowjetischen Kriegsgefangenschaft haben aus ihm einen gebrochenen Menschen gemacht, der zudem fast verhungert wäre, hätte er nicht diesen unbändigen Überlebenswillen gehabt. Auch seine medizinische Ausbildung verhalf ihm zum Überleben, dergestalt, dass er sich unter primitivsten Bedingungen als Arzt oder Helfer betätigen und nützlich machen konnte. Gleichwohl zeichnet Berkel von seinem Vater ein Bild der Apathie, Gleichgültigkeit, ja Depersonalisierung mit tiefster psychischer Beschädigung. Um dieses darstellbar zu machen, wählt der Autor (im 39. Kapitel) eine stilistische Form, die an den Inneren Monolog gemahnt. Hieraus ist unter anderem zu erfahren, dass Otto das Leben, sein Leben als die eigentliche Qual erfährt, und die Vorstellung vom Tod ihm als Befreiung erscheint. Selbst die Nachricht über seine Vaterschaft (Sala hat eine Tochter zur Welt gebracht), scheint an ihm abzuprallen, er kann mit der Vorstellung Kind nicht umgehen. Auch politisch hat er jede Hoffnung aufgegeben. Aus der Apathie wird nach der Freilassung aus der Gefangenschaft zwar alles andere als Euphorie, gleichwohl entwickelt Otto, zurück in Berlin, die Kraft, sich an der Charité zum Facharzt ausbilden zu lassen und dort auch tätig zu werden. Doch was er hier unter den Patienten wahrnimmt, wird zwar als ein Heer von Selbstmitleidern benannt, trifft aber im Kern das, was der Krieg aus den Männern gemacht hat:
Ihre Körper wurden krank. Ihre Seelen? Was sollte das sein? Sie kannten das Wort, aber der Sinn war irgendwo stecken geblieben. Im Morast, im Schützengraben, in den Lagern, in der Gefangenschaft, in den gefallenen Kameraden, in ihren vollgeschissenen Hosen, in den rastlosen Gesichtern ihrer Kinder, die sie nach ihrer Heimkehr zum ersten Mal sahen, in ihren Betten, in denen fremde Männer ihre Frauen beschlafen hatten, in ihren Träumen, die weggebombt waren, in ihren verlorenen Sehnsüchten, ihren verratenen Idealen, ihren vereisten Herzen. Sie hatten keine Gefühle zu verschenken und konnten keine empfangen. Sie waren tot.
Man denk an Gogols Tote Seelen oder auch an Wellershoffs Essay über die Gleichgültigen – eine Haltung der gefrorenen Reaktion, mit der man nach traumatischen Erfahrungen (wie denen eines Krieges) nicht mehr in einen „normalen“ Rhythmus des Lebens zurückfinden kann. Es sei denn, man schließt sich der Forderung (s.o.) an, dass doch irgendwann ein Schlussstrich unter alles gezogen werden müsse und man wieder den Blick nach vorne lenken solle oder wolle. Und was sah man in der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegszeit? Das Wirtschaftswunder. Berkel schreibt: Die Menschen hasteten … von Geschäft zu Geschäft. Ihre Arme wurden länger und länger, die wachsenden Wirtschaftswundertüten schlugen beim Gehen fröhlich gegen ihre Knie…
Sein Roman ist als Kontrapunkt zur fröhlichen Restauration (Hans Mayer) zu lesen: Angeschrieben gegen das Vergessen.