Man sollte es nicht für möglich halten. Doch es stimmt und geht bis in die Anfangsjahre der Bundesrepublik zurück. Hier ein nicht unbedingt ernstzunehmendes Beispiel. Der Autor dieser Zeilen war Realisator einer Fernsehdokumentation über die Abgeordneten und das Lobbying. Da kam ihm eines Tages der Zufall zu Hilfe. Im alten Bonner Plenarsaal gab es natütrlich Fremdenführer, die Besuchergruppen betreuten, die meistens aus den Wahlkreisen der Abgeordneten stammten. Diese Führer waren nicht unbedingt mit Intelligenz gesegnet. Sie verfügten allenfals über ein gehobenes Adenauer-Rheinisch. Und das klang dann so. Beim Blick hinunter in die Wandelhalle verkündeten sie: „Hier ist die Lobby. Da machen de Abjeordnete ihre Geschäfte.“ Das Problem war nur: Seinerzeit verfügte man noch nicht über Richtmikrophone. Es musste eigens ein Kabel gelegt werden, um die güldenen Worte der Fremdenführer aufzunehmen. Dies aber war aufgefallen. Der damalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier und seine Pressesprecherin waren außer sich. Sie verhängten über den Übeltäter ein Hausverbot.
Lange hielt es nicht. Die Parlamentsjournalisten wehrten sich und bestanden darauf, sich im Bundestag mit Ausnahme der Fraktionen und der Ausschüsse frei bewegen zu können. Und dies bis heute, also auch in Berlin. Der Fernsehfilm wurde noch viele Male wiederholt.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Capri23auto, Pixabay License