Wir alle haben soviel Nichtwissen. Wo nehmen wir das nur her,
twittert X an Y. Es ist still im Wald heute morgen, vom Grün werden
wir nie satt. Wer lange genug auf Grün starrt, sieht irgendwann Rot
auf dem Weiß ihres Hochzeitskleids. Wo Grün ist, ist immer Rot, das
sich in schwarz verwandelt. In den Adern der Pflanzen fließt weißes
Blut. Chlorophyll oder Hämoglobin: alles Verwandte von uns. Oft
verwechseln wir die Gedanken der Natur mit unseren Gedanken. Nur,
die Natur entwickelt eine Gewalt, in die man sich am besten nicht
einmischen sollte, auch wenn es den ganzen Mann zerschlägt und er
abrüstet. Man merkt, wie Ihm der Lebenssaft aus den Eingeweiden
rinnt und er süchtig nach dem Ticket für ein neues Dasein schaut.
Wenn die Schulmedizin nicht wirkt, sind auch bei ihm die
Wunderheiler gefragt.
Kinder lernen am Modell von ängstlichen Eltern und später benötigen
sie Reparaturen. Noch plagt mich keine verdorrte Geisteswelt, noch
immer treibt mich eine Kraft, von vorne zu beginnen. Ich möchte
dieses Leben begreifen, das Leben, das einem einfach so passiert. Da
ich immer noch nicht weiß, was ich werden will, bin ich heute ein
Lebensdedektiv, der sich seine Aufträge selbst erteilt, um mich zu
stärken, um Sinn einzufahren, wie der Bauer das Getreide im späten
Sommer. Wehe, Du hast ein scharfgeschaltetes Gehirn und es gibt
nichts zu tun!
Und tanzen dazu Rock´n Roll
Jeder trägt Momente instabiler Zeiten. Bei jedem von uns ist einiges
schief gelaufen, denn Geraden gibt es nur in der Mathematik. Wir
haben ein Gehirn, von hier kommen Gedanken und Gefühle mit einem
Körper und einer physischen Welt drumherum. Fehlendes Mitgefühl
unserer Brüder und Schwestern, falsche Freunde: so können
merkwürdige Gebiete in uns entstehen. Unser Leben, unsere
Erinnerungen lassen sich formen wie Kugeln aus Lehm. Andere rufen
mit ihren Algorithmen meine Gedanken auf, verändern sie und tanzen
dazu Rock ’n‘ Roll.
Wer ich eigentlich bin, Chemie, Physik, Metaphysik oder ein Teil der
Gemüsesuppe, darüber habe ich aufgehört nachzudenken. Eine Frage-
Plage, die nichts bringt und die ein Ende haben muss! Ich bin jetzt
das, was da irgendwie ist und fertig. Fürchte nichts, genieße, denn
wenn Du tot bist, ist zur Reue Zeit genug. Der Rest gehört der Freude,
dem Verfaulen und Vergessen. Das Glück ist etwas, das plötzlich über
einen kommt, verdient, unverdient-egal. Es ist wie ein Strauss bunter
Zikaden, die man in Asien geröstet zu essen bekommt.
Wir sind so herrlich unperfekt
Meine Mitmenschen sind Mitspieler meines Lebenstheaters geworden,
so, wie ich Rollen in Ihren Stücken übernommen habe.
„Wir sind es noch nicht,“ rufen wir jeden Tag von unseren Bühnen,
„aber wir werden es noch!“ So schreien wir ständig in die Welt
hinein, erzeugen Schall und Wellen seit Tausenden von Jahren. Fragen
über Fragen, im Asyl der Unwissenheit. Wenigstens funktionieren ein
paar Sachen immer wieder. Wir Menschen sind so herrlich unperfekt,
zerrissen und auch tragisch.
Leben sind Straßen aus Zufall, und wer auf der Reise getröstet wurde,
kann andere trösten. Hirntumore gibt es nur, weil es Gehirne gibt, und
auf Bergen klettern wir rum, weil Berge eben da sind in unserer Welt.
In uns lebt immer auch das Gegenteil, erst das macht uns und unsere
Wahrheit aus.
Ein Nilpferd braucht kein Haus
„Es wird doch auf dem Papier etwas anderes passieren dürfen, als in
der Wirklichkeit,“ sagt der Autor, der meistens nur ein Buch verkauft.
Sein neuer Roman beginnt mit folgenden Worten: Ein behinderter Leopard
überlebt in der Wildnis nicht lange, und wir
Menschen machen uns gegenseitig schwach oder wir stärken uns. Da
jedes Gehirn einem Chamäleon gleicht, installiert der Zeitgeist ständig
neue Betriebssysteme in dir, in mir. Wir haben die Illusionen erfunden,
um die vollkommene Sinnlosigkeit ertragen zu können. Ich schließe
das Buch, weil mir ein Lebenstrainer sagt:
„ Atme ein und atme aus. Ein Nilpferd braucht kein Haus. Halte eine
gute Balance zwischen zielgerichtetem Denken und auf die Gegenwart
orientiertem Wahrnehmen.“
Manchmal vertraue ich Leuten, weil es Sicherheit nicht gibt. Zu viele
sitzen wie Benzin in dieser Welt herum, das auf ein Streichholz wartet.
Seitdem haben wir kleine Psychosen zurückbehalten und ich wandere
über dem Himmel auf festgelegten Routen. Manchmal sind meine
Gedanken so festgefahren, dass sie sich zu einem Kometen verklumpen
und mich erschlagen. Zwei Stunden später habe ich mich von den Elementen meiner
Entstehungszeit gereinigt.
Wenn ich sterbe..
Vom Staub, vom Eis, vom Hass und dem Gestein. Wann habe ich
genug gelebt, so daß ein Weiterleben nichts mehr bringt?
Wenn ich sterbe, werde ich nicht mehr bei dir sein noch Du bei mir.
Die Nachwelt weint und hat mich schon vergessen.
Vieles von dem, was ich tat in dieser wunderbaren Welt, diente dazu,
Frauen zu beeindrucken. Nur eines wollte ich nie: Das Gewissen sein,
das die anderen haben sollen.
„Verwirrung ist das Einzige was ich gegenwärtig empfinde. Ich stelle
mir vor, dass Blätter, die von ihrem Baum gefallen sind, sich so fühlen
müssen, bis sie sterben“ schrieb T.E.Lawrence.
Jeder wird als Kind in eine Religion eingestöpselt wie in einen
Stromkreis, und Du musst schon einige Zeit gelebt haben, bis die
Dinge aus den Nebeln treten.
Bildquelle: Wikipedia, Caspar David Friedrich – The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH, gemeinfrei