Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Amerikas Präsident Joe Biden nicht mehr ewig Präsident sein wird. Zwei Möglichkeiten stehen ihm gegenwärtig zur Wahl: Entweder er bleibt der Kandidat der Demokraten, dann sieht es so aus, dass er im November nicht wieder gewählt wird. Oder er hört auf die immer lauter werdenden Stimmen aus seiner Partei und den ihm bisher wohlgesonnenen Medien, dass er von sich aus auf seine Kandidatur verzichtet. So bitter diese Zwickmühle ist, so klar ist wohl auch, dass er aus ihr nicht mehr unbeschadet herauskommt.
Die Frage ist nur, wie lange er es sich und auch seiner Familie antut, nicht mehr aufgrund seiner politischen Leistungen oder zukünftigen Ziele bewertet zu werden, sondern nur noch nach seiner körperlichen und geistigen Verfassung. Wenn der medizinische Experte des Nachrichtensenders CNN, der in der Corona-Pandemie zu einem prominenten TV-Gesicht wurde, ihm öffentlich empfiehlt, sich einem kognitiven Test zu unterziehen und dessen Ergebnisse zu veröffentlichen, dann kann man abschätzen, wie eng es wird für ihn und wie einsam um ihn herum.
Die Verteidigungsversuche prominenter Demokraten wie Bill Clinton, Barack Obama oder auch Kamela Harris, die öffentlich zu ihm stehen, sind aller Ehren wert. Aber sie sind für die Galerie. SIe helfen Biden möglicherweise, einen selbstbestimmten Abgang zu inszenieren. Aber er wird es nicht mehr schaffen, einen inhaltlichen Wahlkampf zu führen. Für seinen Konkurrenten Donald Trump ist dies eine sehr komfortable Situation, die alle Skandale und Probleme von dessen eigener Kandidatur überdeckt.
Die Frage, wer an seiner Stelle für die Demokraten den Kampf gegen Trump aufnehmen könnte, ist gegenwärtig offen. Aber es deutet sich an, dass Vizepräsidentin Kamela Harris durchaus in der Lage wäre, dies zu tun. NIcht nur, dass ihre Umfragewerte steigen und sie eine für ihre Partei wichtige Wählerklientel anspricht, die nicht mehr an Biden glaubt, sondern sie könnte auch Trumps momentanen Höhenflug stoppen. Die Wähler müssten sich nicht mehr, wie es gegenwärtig so oft heißt, zwischen Pest und Cholera entscheiden. Und da in den USA derartige Wahlkämpfe auch eine Frage des Geldes sind: Sie hätte, weil sie schon jetzt auf dem Ticket steht, einen bereits wohl gefüllten Spendentopf.
Wenn ich bei einem Buchmacher, zum Beispiel in England, eine Wette platzieren sollte, dann würde ich auf Kamela Harris setzen. Gegenwärtig wäre die Gewinnquote noch relativ hoch. Sobald Biden andeutet, dass er doch über einen Rückzug nachdenkt, würde diese Quote sicherlich schnell sinken. Dies kann schon in den nächsten Tagen geschehen. Wie viel Geld ich dafür einsetzen würde, weiß ich nicht. Aber reizen würde mich diese Wette schon sehr.
Bildquelle: Defense Visual Information Distribution Service, NARA & DVIDS Public Domain Archive – GetArchive, public domain