Bereits im laufenden Monat soll es erste Zulassungen von Impfstoffen gegen die COVID 19-Pandemie geben. Die Test-Ergebnisse sind positiv und lassen hoffen. Die verschiedenen Pharma-Unternehmen, die ihre Testresultate mit zigtausend Probanden bei den Behörden FAD in den USA und EMA in Europa eingereicht haben, sind mit enormen Anstrengungen und sehr hohen Investitionen in dem risikoreichen Kampf gegen Corona eingestiegen. Bis jedoch rund 60 % oder mehr Menschen in unserer Republik geimpft sein werden, wird es wahrscheinlich bis zum Herbst 2021 dauern.
Aktuelle Existenzangst geringer als Mitte 2020
Bis dahin müssen alle im Lande mit den AHA-Regeln leben und sich möglicherweise auf weitere Lockdown-Phasen einstellen. Die meisten Bürgerinnen und Bürger befolgen die Vorgaben der Länderregierungen und des Bundes konsequent, zumal sie tagtäglich die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit Sorge verfolgen. Inmitten der zweiten Corona-Welle legte jetzt das Münchener Ifo-Institut Umfrageergebnisse vor, die darauf schließen lassen, dass die Existenzangst der deutschen Unternehmen heute geringer als Mitte 2020 ist. Im Juni bangten nämlich 21 % der Firmen um ihren Fortbestand, im November waren es noch 15 %.
Pleitegeier über Reisebüros und Restaurants
Allerdings sind die Branchen von dem zweiten Lockdown – wie schon beim ersten – sehr unterschiedlich betroffen. Bei einigen hat sich die Lage trotz aller staatlichen Hilfen in den letzten Monaten eher noch weiter verschlechtert, zumal die eigenen Rücklagen wie der Schnee in der Sonne dahingeschmolzen sind und die finanzielle Puste mehr und mehr ausgeht. Das gilt insbesondere für Reisebüros und -veranstalter: In diesem Wirtschaftszweig zittern bereits 86 % der Firmen um ihre Existenz, denn der Tourismus ist nahezu völlig erlahmt. Deshalb fühlen sich auch 76 % der Hotels und 62 % der Gaststätten in ihrem Fortbestand bedroht und fürchten, dass der Pleitegeier nicht noch viel länger über ihnen kreisen, sondern schon bald zuschlagen wird. Experten erwarten, dass bis zu einem Drittel aller Tourismusfirmen, Hotels und Gaststätten kaum noch weitere 6 Monate durchhalten können. Die drohende Konkurswelle ist demnach offenbar etwas verschoben, doch dürfte sie schon im 1. Halbjahr 2021 viele Betriebe hinwegreißen. Ähnliches ist für den Bereich der vielen hunderttausend Soloselbständigen zu befürchten, die von diesem zweiten Lockdown fast tödlich getroffen werden. Viele von ihnen lebten schon in früheren Normalzeiten von der Hand in den Mund, verfügen über keine Rücklagen und werden sich kaum bis Mitte/Ende nächsten Jahres über Wasser halten können. Nicht wenige aus den Bereichen Kunst und Kultur, aus Mini-Studios für Kosmetik, Fußpflege oder Tattoos haben bereits aufgegeben und sich einen anderen Job gesucht, jedoch nicht immer gefunden.
Kurzarbeit als Überbrückungshilfe
Existenzbedroht fühlen sich derzeit 27 % im Werbesektor, 14 % im Speditionsgewerbe und ebenfalls 14 % im Handel. In der Industrie ist der Anteil der Unternehmen, die um ihren Fortbestand fürchten, seit Mitte des Jahres von 17 auf 11 % zurückgegangen – natürlich je nach Produktionszweig sehr unterschiedlich. In der Pharmaindustrie herrscht heute bei keinem Betrieb Existenzangst.
Viele Firmen haben inzwischen wieder deutlich mehr Kurzarbeit für ihre Beschäftigten angemeldet: 537.000 im November. Die Mehrzahl der Betriebe, die auf dieses wichtige Überbrückungsinstrument setzen, entfällt auf die Gastronomie und Hotels, Kultur und Unterhaltung sowie auf den Handel. In diesem Winter dürfte die Zahl der Kurzarbeiter nochmals zunehmen. Zugleich wird auch die Arbeitslosigkeit steigen: Im November betrug die Zahl der Arbeitslosen fast 2,7 Millionen; das waren 519.000 mehr als im Vorjahr, allerdings 61.000 weniger als im Oktober 2020. Besonders stark stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen: Binnen Jahresfrist um über 210.000 auf inzwischen 911.000. Immerhin weisen die Arbeitsämter derzeit über 600.000 offene Stellen aus. Personal wird nach wie vor in den Bereichen Verkehr und Logistik, im Gesundheitswesen und im öffentlichen Dienst gesucht.
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