Als Jens Keller im Dezember 2012 vom Nachwuchs- zum Chef-Trainer avancierte, konnte niemand wissen, dass sich ein fast zweijähriges Wechselbad der Gefühle für Verein, Fangemeinde und auch den Trainer selbst anschließen würde.
Erfolge, wie zweimalige Teilnahme an der Champions-League mit achtbaren Siegen gegen renommierte Vereine sowie zuletzt der Sieg im Revierderby, wechselten ab mit enttäuschenden Niederlagen, vor allem zu Beginn einer jeden Bundesligasaison, im diesjährigen Pokal, und nicht zu vergessen das blamable Unentschieden gegen Maribor in der Champions-League vor einigen Tagen.
Ob die zweifellos vorhandenen Erfolge nun mit bzw. wegen oder trotz Keller zustande kamen, sei mal dahin gestellt; unzweifelhaft ist aber, dass nie eine irgendwie geartete Handschrift des Trainers, ein bestimmtes auf die Mannschaft zugeschnittenes Spielsystem erkennbar wurde, von einer erfolgsorientierten Weiterentwicklung ganz zu schweigen.
Als Mensch verdient Keller vollsten Respekt, ist er doch der Typ des idealen Schwiegersohns, ruhig, gelassen, sympathisch ohne Ende; auf der anderen Seite aber eben zu ruhig, unscheinbar, ohne jede vielleicht auch die Zuschauer mitreißende Ausstrahlung. Er vermittelte nach außen nie, auch nicht im Erfolg, den Eindruck, dass ihm die Fähigkeiten zu großen, vielleicht sogar richtungsweisenden, nachhaltigen Taten mit der Mannschaft zuzutrauen waren. Insofern war die Entlassung von Keller längst überfällig, wertvolle Zeit wurde vertan.
Nun kommt also der fast gleichaltrige Roberto di Matteo, ein Italo-Schweizer mit 34 Spielen in der italienischen Nationalmannschaft und mit geschlagenen drei Jahren Erfahrung als Chef-Trainer und einem Jahr als Co-Trainer. In diesem Zeitraum hat er aber immerhin den Aufstieg mit West Bromwich Albion in die Premier League und 2012 den sensationellen Champions-League-Sieg mit FC Chelsea ausgerechnet in München gegen den FC Bayern vorzuweisen.
Das nach einem solchen Sieg schon fast unumgängliche Leistungstief kostete ihm “folgerichtig” im November des selben Jahres den Trainerjob. Die anschließende fast zweijährige Auszeit als Trainer wird hoffentlich zu unbändigem Tatendrang geführt haben.
Auch bei Schalke nicht unbedingt üblich, deshalb umso erfreulicher ist der schnelle, reibungs- und geräuschlose Ablauf des Trainerwechsels. Horst Heldt hätte sein Amt verfehlt, wenn er für diesen Moment keinen Plan B in der Tasche gehabt hätte; er hatte schließlich fast zwei Jahre Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten.
Di Matteo ist zu wünschen, dass er dem Team, neben allen spieltechnischen Erfordernissen, möglichst rasch Geschlossenheit und vor allem auch die Einsicht vermitteln kann, dass diszipliniertes Verhalten auf dem Spielfeld nicht nur grundsätzlich von Vorteil ist, sondern vor allem auch dann, wenn der Kader auf Grund verletzungsbedingter Ausfälle ohnehin schon erheblich reduziert ist.
Da di Matteo sechs Sprachen fließend spricht, auch Deutsch, Englisch und natürlich Italienisch, dürften Verständigungsprobleme keine Rolle spielen. Jetzt sind die Spieler in der Pflicht!