Nein, die Niederlage des FC Bayern beim VfL Wolfsburg war keine Sensation, allenfalls eine Überraschung; sensationell waren allerdings die Höhe und die Art und Weise, wie diese 1:4-Niederlage zustande gekommen ist. Eine in nahezu allen Belangen überforderte Bayern-Mannschaft musste trotz des üblichen mehrheitlichen, aber völlig ineffektiven Ballgeschiebes im Mittelfeld hilf- und einfallslos mit ansehen, wie sie durch nahezu perfekten Konterfußball auseinander genommen wurde, das Ergebnis hätte durchaus noch deutlicher ausfallen können.
Nichts zu sehen war von solchen Stars wie Müller, Alonso, Alaba, Schweinsteiger und später auch Götze und Pizarro (traf in der 85. Minute aus zwei Metern das Tor nicht!). Robben mühte sich erkennbar und brachte es immerhin in 90 Minuten auf zwei nennenswerte Szenen, sein erster Torschuss in der 52. Minute und ein Freistoß in der 71. Minute, den Benaglio aber bravourös meisterte.
Schweinsteiger fiel nur einmal auf, als er zwei Minuten nach der Pause mit gestrecktem Bein und der Sohle voraus Kevin De Bruyne auf den Fuß stieg und dafür nur Gelb sah. Dass „Schweini“ sich De Bruyne für dieses hässliche Foul ausgesucht hatte, war sicherlich kein Zufall, denn der Wolfsburger hatte sich in der 1. Halbzeit als Kopf der Mannschaft erwiesen. De Bruyne „rächte“ sich mit zwei spektakulären Toren in der 53. und in der 73. Minute zum 3:0 und 4:1, nach dem zwischenzeitlichen Gegentor von Bernat in der 55. Minute zum 3:1. Bei seinem ersten Tor war De Bruyne über den halben Platz mit Ball schneller als die gesamte Dreier-Abwehrkette der Bayern ohne Ball und beim zweiten Tor konnte er einen solchen Wettlauf mit Dante erfolgreich, d.h. mit einem unhaltbaren Linksschuss in den Winkel abschließen.
In der 1. Halbzeit hatte Bas Dost die Wolfsburger mit zwei sehenswerten Treffern 2:0 in Führung gebracht, das darf nicht unerwähnt bleiben.
Die Wolfsburger haben sich mit diesem Spiel als einziger ernst zu nehmender Verfolger des FC Bayern etabliert, zumal Bayer Leverkusen schon wieder zwei Punkte hat liegen lassen und andere Mannschaften noch nicht stark genug sind. Wenngleich die Bayern in diesem Spiel nicht den Hauch einer Chance hatten, man nennt das auch einen rabenschwarzen Tag, und ihr Vorsprung in der Tabelle auf acht Punkte geschrumpft ist, reicht die eigene Fantasie nicht aus sich vorzustellen, dass sich die Bayern solch schwache Vorstellungen noch mehrfach leisten werden. Es ist damit zu rechnen, dass der FC Schalke 04 bereits am kommenden Dienstag in München die bayerische Wiedergutmachung erleiden muss.
Apropos Schalke: Die Mannschaft hat einen sicherlich einkalkulierten, wenn auch glanzlosen Sieg gegen Hannover 96 eingefahren und immerhin drei Punkte mehr auf dem Konto. Eine Frage muss allerdings erlaubt sein: Ist das Einsichtsvermögen von Klaas-Jan Huntelaar groß genug um zu begreifen, wie sinnlos und überflüssig sein grobes Foul gegen den Hannoveraner Schmiedebach mitten in der eigenen Hälfte und fünf Minuten vor Schluss war, und welche Auswirkungen der anschließende völlig berechtigte Platzverweis für Mannschaft und Verein haben kann? Angesichts der langen Liste mit acht verletzten Spielern kann die jetzt zu erwartende Sperre von vermutlich bis zu vier Spieltagen die Teilnahme an der Champions-League kosten.
Der SC Paderborn kann anscheinend nur 30 bis 45 Minuten mithalten, wie das Spiel in Mainz gezeigt hat. Es ist zu befürchten, dass die Mannschaft nach unten durchgereicht wird. Das gleiche Schicksal könnte Hertha BSC ereilen.
Hamburger SV und VfB Stuttgart haben ihr primäres Ziel, nach der Winterpause mit neuen Kräften und gestärkt wieder erfolgreich zu sein, nicht erreicht. Bei beiden Vereinen ist der beabsichtigte Neuanfang durch peinliche Heimniederlagen gründlich danebengegangen. Sie werden sich mit der Erkenntnis abfinden müssen, dass der Weg bis zum Klassenerhalt ein schwieriges, nervenaufreibendes Unterfangen ist und bis zum letzten Spieltag dauern wird, allen Traditionen zum Trotz. Der mit Hilfe der neuen Trainer herbei gesehnte positive Effekt hat sich – noch – nicht eingestellt.
Borussia Dortmund hat sich in Leverkusen gut verkauft. Dem Leverkusener Pressing hat man sich erfolgreich durch Vermeidung von Kurzpassspiel in der eigenen Hälfte und konsequente, nicht immer ansehnliche, aber für dieses Spiel zweckdienliche lange Bälle entzogen. Der eine Punkt in Leverkusen ist auf jeden Fall als Erfolg zu werten; im nächsten Spiel gegen den FC Augsburg wird man mit gestärktem Vertrauen dann wieder zu einer anderen, Borussia typischen Spielweise zurückkehren.