Zunächst: Gratulation an Bayer Leverkusen, der zum ersten Mal in seiner und in der Geschichte des Deutschen Fußballbundes den Meistertitel errungen hat, weit vor dem offiziellen Ende der Saison. Die Leverkusener unter Führung ihres charismatischen und sympathischen Trainers Xabi Alonso haben ihn erstritten, und sie haben ihn verdient.
Immer wieder taucht im Zusammenhang mit dem Meister die Bezeichnung „Werkself“ auf. Bei Wikipedia lesen wir über die Entstehung dieses Begriffs, er sei darauf zurückzuführen, dass „bis in die 1970 er Jahre noch ein Großteil der Spieler im Werk beschäftigt wurde“. Während der Namensgeber, die Bayer AG, der früheren Größe hinterhertrauert, mit den Folgen des Monsanto-Engagements zu kämpfen hat und längst aus Spitzengruppe der großen deutschen Aktiengesellschaften verschwunden ist, sonnt sich der namensgleiche Club in der Sonne von Anerkennung und Sympathie. Und immer wieder wird dem Trainer und den Spielen bescheinigt, dass ihnen die Arroganz der nur fast namensgleichen Kicker vom „FF Hollywood“ Bayern München abgehe und dass sie „bescheiden“ seien.
Dazu trägt verständlicherweise auch die Bezeichnung als „Werkself“ bei. Er vermittelt den Eindruck, da seien Männer unterwegs, die tagsüber an den Retorten oder den Werkbänken stünden (wahlweise auch in den Büros säßen) und dann vielleicht abends und vermutlich nur als körperlicher Ausgleich zur anstrengenden beruflichen Tätigkeit Fußball spielten. Eigentlich nur „Hobby“-Kicker, wenn auch auf hohem Niveau.
Übrigens: der Vfl Wolfsburg führt ebenfalls den Titel „Werkself“ ins Feld. Und dort wird ein ähnlicher Eindruck vermittelt. Dabei sind die hier wie dort die kickenden Männer Spitzenverdiener, die über die Löhne und Gehälter der Bayer- und der VW-Arbeiter nur müde lächeln dürften. Die Gehälter der Fußballer von Bayer Leverkusen liegend zwischen 1 und 4 Millionen Euro pro Jahr, und dem Trainer Alonso wird ein jährliches Salär von 6 Millionen zugetraut.
Das alles sei ihnen gegönnt, denn sie vermitteln ihren Anhängern und den Fußballfreunden in Deutschland gute Unterhaltung und schönen Momente.
Aber die siegreichen Leverkusener, die bisher häufig als Zweiter abschnitten und daher als „Vizekusener“ verspottet wurden, sollten künftig dafür Sorge tragen, dass sie nicht länger als „Werkself“ bezeichnet werden. Sie sind Deutscher Meister. Unter dieser Flagge sollten sie in die Zukunft segeln. Und nicht länger unter einer falschen Flagge.
Bildquelle: flickr, DFB German Soccer Museum Dortmund, CC BY-NC 2.0 DEED
Alles schön. Aber der Verein heißt TSV Bayer 04 Leverkusen und nicht FC Bayer Leverkusen.