Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht sogenannte Experten, Politiker oder Medien neue Szenarien zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entwerfen. Das war von Beginn an so. Anfangs ging es um die Lieferung von fünftausend Helmen; dann kamen diverse Panzergattungen und mittlerweile wird über die Lieferung von Marschflugkörpern und über die Notwendigkeit der atomaren Bewaffnung diskutiert man, als ginge es um ein Schachspiel.
Seit der Äußerung von Pistorius, die Bundeswehr müsse kriegstüchtig werden, scheint ein regelrechter Überbietungswettbewerb in den verbalen Äußerungen zum Krieg vorzuherrschen. Politiker wie der CDU-Abgeordnete Kiesewetter möchten den Krieg am liebsten nach Russland hineintragen und die Ukraine entsprechend ausrüsten. Sprecher der Grünen und der FDP äußern sich ähnlich unverhohlen.
Dass die Militärausgaben drastisch erhöht werden, scheint mittlerweile Mehrheitskonsens zu sein. Wie überhaupt das Denken in militärischen Kategorien nach meiner Wahrnehmung auch im Alltag immer weiter um sich greift, woran die Medien durch ihre Art der Berichterstattung einen gewissen Anteil haben.
Z.B. wird die Tatsache, dass die NATO derzeit eines der größten Militärmanöver an Russlands Grenzen absolviert, kaum problematisiert. Es liegt in der Logik des Militärischen, dass ständig an der Eskalationsschraube gedreht wird; auf allen Seiten. Eine direkte Konfrontation zwischen der NATO und Russland ist nicht auszuschließen, allen Bekundungen zum Trotz.
Zusätzliche Brisanz erhält das Ganze noch dadurch, dass sich das politische System der USA aufgrund des Mechanismus der Selbstblockade in Agonie befindet und nicht absehbar ist, wohin das führen wird. Man weiß nicht recht, ob man es als postdemokratisch oder präfaschistisch charakterisieren soll.
Wie soll das alles weitergehen? Was wird das für eine Welt sein, die wir der jüngeren Generation hinterlassen? Glaubt wirklich jemand, dass ein waffenstarrender Kontinent uns eine friedliche Zukunft garantiert? Wäre es so, dann müssten die USA das friedlichste Land der Welt sein. Dem ist aber bekanntlich nicht so.
Warum wird nicht ein Bruchteil der Phantasie, die für das Ausmalen von Kriegsszenarien verwandt wird, für das Nachdenken über friedliche Lösungen eingesetzt? Wo bleibt überhaupt die Diplomatie in diesem Konflikt? Kein politisch denkender Mensch erwartet davon schnelle Lösungen; dass aber darüber nicht einmal nachgedacht wird, ist ein Armutszeugnis der offiziellen Politik. Und ich fürchte, dass auch auf der kommenden Sicherheitskonferenz in München kaum Vorschläge zur Lösung des Konflikts kommen werden. Im Gegenteil.
Es wäre schön, wenn es einen Ansatz zu einer diplomatischen Lösung des Krieges in der Ukraine gäbe. Was verhandelt man mit einem brutalen Despoten, der keinerlei Skrupel kennt, hunderttausendfach Menschen in den Tod zu schicken. Nawalny läßt auch grüßen. Wer will einem geschundenen, brutal überfallenden Volk zumuten, sich mit dem eigenen Schlächter an einen Tisch zu setzen.
Brutalität und Völkermord dürfen nicht die Oberhand gewinnen.
Herrn Werner Schlingemann kann man nur bescheinigen, dass er nichts begriffen hat.
Kriege; Herr Schlingemann; wurden immer nur durch Verhandlungen beendet, vielleicht man Klausewitz lesen!
Und die Dinge – welche auch immer – gelegentlich bis zum Ende denken
Mit frdl. Gruß aus Hamburg