Da sitzen die beiden jungen attraktiven Menschen in luxuriösem kalifornischen Park-Ambiente und jammern als seien sie gerade einem russischen Gulag oder Assads Folter-Gefängnis entkommen. Meghan und Harry. Ihnen gegenüber die amerikanische Interview-Königin Oprah Winfrey, das personifizierte Mitleid und Mitgefühl mit dauerbetroffener Miene.
Aber bevor man als Zeuge des seit Tagen gehypten tränenreichen Interviews der beiden verstoßenen Königskinder mitweinen wollte, musste man sich doch schnell fragen: Waren die wirklich so naiv, oder tun sie jetzt nur so, nachdem es bei Hofe so gründlich schief gegangen ist ?
Gewiss kann so ein Leben im Bann der „Firma“, wie das royale System nicht von ungefähr genannt wird, traumatisch sein – straff organisiert mit vorgegebenen Rollen, nur auf’s Funktionieren ausgerichtet, menschlich kalt mit Intrigen nach innen und perfekter Etikette nach außen.
Und es war perfide, wenn sich hinter den Palastmauern tatsächlich offener Rassismus gegen Meghan wegen ihrer afroamerikanischen Wurzeln gerichtet haben sollte. Wenn …, sollte … Denn bei allem Leidens-Pathos und auch auf mehrfache Nachfragen von Oprah verweigerten beide jede konkrete Auskunft darüber, wer am Hoff nun wirklich rassistisch geredet oder gehandelt habe.
Geradezu ein Knaller das Geständnis von Meghan, sie habe sich vor ihrer Hochzeit niemals mit der Frage beschäftigt, in was für ein System sie da einheiraten würde. Da hatte auch die verständnisinnige Oprah Winfrey Mühe, ihr Unverständnis zu verbergen. Ein paar Klicks bei Google, und Meghan hätte erfahren können, wie schon ihre Schwiegermutter, Prinzessin Diana zugrunde gerichtet worden war. Da wäre ihr vielleicht der Gedanke gekommen, dass ein amerikanisches Starlett nicht unbedingt zu den Windsors passt. Und Harry kannte den Laden doch von Kindheit an. Hat er seinerzeit seiner Angebeteten nie das erzählt, was er jetzt im Fernseh-Interview wortreich beklagte ? Nämlich dass Großmutter Elizabeth zwar sehr nett, aber offensichtlich von kalten Monstern umstellt ist. Und wie übel die britische Boulevard-Presse den Royals mitspielen kann, weiß jedermann und jede Frau spätestens seit diese Presse Diana in den Unfall-Tod gehetzt hatte.
So schlimm alles vielleicht gewesen war, was Harry und Meghan in ihren ersten Ehejahren durchgemacht haben, gilt doch auch für sie die bieder-bürgerliche Weisheit: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Also, kein Grund, mit den beiden mitzuweinen.
Bildquelle: flickr, Anthony Mason, CC BY 2.0