Es ist mal wieder Schreckliches geschehen, Fünf Menschen sind ermordet worden, über zweihundert zum Teil schwer verletzt, wieder hat es jemand geschafft, das Land in Angst und Schrecken zu versetzen. Fünf Familien haben Tote zu beklagen, viele andere bangen um das Leben von Angehörigen, andere müssen das Trauma verarbeiten, das Ereignis miterlebt zu haben. Unser Mitgefühl gilt allen, unsere Solidarität den Geschädigten, unser Zorn dem Attentäter.
Als wäre alles nicht schlimm genug, dauerte es nur kurze Zeit, bis die Rechtsextremen in diesem Land ihre voreiligen Schlüsse öffentlich machen. Die Schlagzeilen in den rechten Postillen und den Kommentarspalten waren schnell geschrieben, wenn ein Saudi einen Anschlag begeht, muss es ja einen islamistischen Hintergrund geben. Doch im Laufe des Abends versiegten die rechten Accounts. Denn es stellte sich heraus, dass der mutmaßliche Attentäter, ein 50-jähriger Psychiater, ein rechtsradikaler AfD Sympathisant, Weidel-Verehrer und Islam Hasser ist. So ein Attentäter passt natürlich nicht ins rechte Bild. Es zeigt, wie wenig die Ansätze der Rechtsextremen taugen, dieses schreckliche Verbrechen zu erklären. Alice Weidels X- Kanal, sonst immer vorneweg mit Anschuldigungen gegen die Regierenden, verstummte sofort, als klar wurde, dass der Attentäter Fan der Kanzlerkandidatin ist. Erst später finden die radikalen Influencer ihre Sprache zurück.
„Hätte, könnte, wäre, Fan, Gegner…. Fakt ist: „Taleb A. Asylant, Saudi-Arabien“ schreibt ein rechter Troll auf X. Und Nius, der Rechtsaußen Kanal des Milliardärs Schreiberlings Julian Reichelt unterstützt. „Der Mann, der längst nicht mehr hätte hier sein dürfen“, postete er auf X. Wir erfahren natürlich nichts über die geäußerte rechtsradikale Gesinnung des Attentäters. Reichelt wie andere Rechtsaußen-Publizisten ziehen sich an gefundenen X Posts hoch, wo der Attentäter wirre Verschwörungen angekündigt hat. Und verbrämt dies unmittelbar mit dem Grünen Bashing, weil er vermutet, die Sicherheitsbehörden hätten den Mann nur deswegen nicht beobachtet, weil sie Beleidigungsklagen gegen Politiker verfolgen mussten.
So weit, so schlecht, es ist ja inzwischen bekannt, dass der rechte Mob sich die Welt so dreht, wie es ihnen gerade passt. Natürlich wirft eine solche Tat Fragen auf. Warum sind die Gewalt ankündigenden Postings des Mannes nicht aufgefallen, es soll auch Warnungen aus Saudi Arabien gegeben haben, die dem Psychiater offensichtlich habhaft werden wollten. Aber vieles an der Biografie ist total unauffällig, ein völlig atypisches Täterprofil. Nach aller Trauer um die inzwischen fünf Todesopfer, die Unterstützung für die Verletzten und alle Angehörigen, wird aufarbeiten zu sein, wie das Ganze passieren konnte, ob es Fehler im System gibt, die ein frühzeitiges Erkennen verhindert haben. Das Geschehen in Magdeburg zeigt erneut, Freiheit beinhaltet immer auch ein Restrisiko, dass die Feinde unserer Lebensweise versuchen werden, sie anzugreifen. Gegen Extremisten, egal ob rechtsradikal oder islamistisch muss sich die offene Gesellschaft zur Wehr setzen. Und das mit allen Mitteln.