Das Bild ging um die Welt, als Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 der Opfer des Aufstands im Warschauer Ghetto gedachte, indem er nach der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte für die gefallenen und ermordeten Juden niederkniete. Der Aufstand hatte am 19. April 1943 begonnen und war Mitte Mai von den deutschen Besatzern blutig niedergeschlagen worden. Im Ghetto lebten zu der Zeit noch zwischen 50000 und 60000 Menschen, die Nazis hatten im Jahr zuvor rund 300000 Juden in die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka deportiert. Die CDU-Opposition tobte vor Wut ob der Geste der Demut des SPD-Politikers, der selber Antifaschist und vor den Nazis ins Ausland geflohen war und diese dann aus dem Exil bekämpfte. Einmalig hat das damals Spiegel-Reporter Hermann Schreiber beschrieben: „Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien- weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland.“ Im Zweiten Weltkrieg wurden sechs Millionen Polen getötet, ermordet, vergast. Warschau glich einer Trümmerwüste, in die sie die deutschen Besatzer verwandelt hatten.
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