Die Medien überschlagen sich derzeit geradezu in ihren (meist abschätzigen) Kommentaren zu der o.g. Aktion. Dabei wird leicht übersehen, dass einige der Maßnahmen der Regierenden selbst bereits den Tatbestand der Realsatire erfüllen. Wer blickt noch durch, was wo und wann erlaubt oder schon wieder verboten ist. Vielen Maßnahmen fehlt es an Plausibilität; von der vielfach beschworenen Transparenz ganz zu schweigen. Wen wundert es da, dass sich einige Kulturschaffende aufgemacht haben, ihrerseits ironische, satirische und teilweise auch grenzwertige Kommentare zum Geschehen zu äußern. Erstaunlich daran ist lediglich, dass es so lange gedauert hat, denn viele der Regelungen im Kulturbereich entbehren jeglicher Logik. Auch wenn einzelne Stellungnahmen die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten – sie deshalb in die rechte Ecke zu stellen, sie als Verschwörungstheoretiker oder gar als Rassisten zu diffamieren, ist infam und vergiftet und dramatisiert das Geschehen unnötigerweise.
Das Anliegen, den Kulturschaffenden, die unter den pandemiebedingten Einschränkungen ihrer Berufsausübung bis hin zur Existenzgefährdung erheblich zu leiden haben, eine Stimme geben zu wollen, ist nachvollziehbar. Dass es anderen Berufsgruppen noch schlechter geht als den Kulturschaffenden, sollte nicht vorschnell als Ignoranz diesen gegenüber missverstanden werden. Auch sind die Beteiligten der Aktion unverdächtig, rechten Gruppen (Pandemieleugnern, Querdenkern etc.) in die Hände zu spielen oder deren Geschäft zu betreiben. Dagegen wehren sich viele zu Recht. Dass sie gleichwohl auf Unverständnis bis Empörung stoßen, war den meisten von ihnen wohl kaum bewusst, und einige von ihnen, die die Schärfe der Reaktionen unterschätzt hatten, haben bereits ihr Bedauern ausgesprochen, bis hin zum Rückzug ihrer Beteiligung oder zum Eingeständnis, einen Fehler begangen zu haben. Man kann das naiv nennen, aber sie sind wohl nicht die Einzigen, denen im Moment der Überblick fehlt. Die Kritiker der Aktion sollten sich vielleicht an die eigene Nase fassen, statt auf Andere zu verweisen. Es verbietet sich jedenfalls, die an der Aktion Beteiligten unter Generalverdacht zu stellen.
Vielleicht hätte man in einigen der Videoclips noch stärker auf die spezifischen Notlagen einzelner Berufsgruppen in Kunst und Kultur eingehen sollen, statt sich eher im Allgemeinen zu bewegen. In der Form der Ironie oder Satire wäre dies eventuell noch wirkungsvoller gewesen. Wie man es hätte vermeiden können, dass man Betroffene unnötig verletzt oder provoziert und von politischen Kräften vereinnahmt werden kann, mit denen man nichts am Hut hat, müsste am Einzelfall diskutiert werden. Dazu haben sich bereits mehrere Teilnehmer an der Aktion geäußert, und das ist allemal gut so. Die Diskussion sollte ganz einfach weitergeführt werden – aber sachlicher und empathischer als bisher.
Bildquelle: Youtube, Screenshot 23.4.2021