Das war es also, die Premiere eines Quartells im deutschen Fernsehen. RTL hat gemacht, was sich ARD und ZDF nicht getraut haben oder trauen durften – wer weiß schon, welche Gründe zu diesem Entschluss geführt haben, journalistische waren es nicht. Und genau da wäre die Chance gewesen, dass fundiert informierte Journalisten die Spitzenkandidaten interviewen und nicht eine oberflächliche Pinar Atalay und ein irrlichternder Günter Jauch. Und es kam, wie es kommen musste: Es wurden Fragen auf Bildzeitungsniveau gestellt, inklusive Nonsens-Fragen wie „Opposition oder Dschungelcamp“, bei denen das Publikum erfährt, dass Scholz schon mal reingeschaut hat – welche Erkenntnis! Spannend wird es eigentlich nur, wenn sich die Kandidaten direkt ansprechen. Scholz bringt Weidel in Wut, als er ihr vorhält, energiepolitisch nur heiße Luft zu produzieren. Sie kontert nicht energiepolitisch, sondern weicht auf das Thema Migration aus und zischt zähnefletschend, dass die Abschiebung vorangetrieben werden müsse.
Zum Faktencheck waren Jauch und Atalay ebenfalls nicht in der Lage. Wer wissen wollte, ob die Aussagen richtig waren, musste Stern.de besuchen, dort wurden die Aussagen geprüft und das Resultat veröffentlicht. Robert Habeck hat darauf vertraut, als Alice Weidel ihre Lügen zur Energiepolitik vom Stapel ließ. Ein Blick in den Faktencheck zeigt, dass nur ein Bruchteil geprüft wurde.
So hat sie zum wiederholten Mal gelogen, dass Deutschland die weltweit teuersten Strompreise hätte. Das stimmt definitiv nicht. Bermuda hat die höchsten Strompreise, selbst Italien ist teurer. Dann behauptet sie, die CO2-Steuern abschaffen zu wollen. Die Experten sagen eindeutig, dass dies nicht funktioniert, weil es sich um EU-Gesetzgebung handelt.
Interessant ist auch, wie sie die angebliche Technologieoffenheit gestalten will. Weidel suggeriert in ihren Aussagen, dass der Strom teuer sei, weil Windstrom eingespeist wird. Das Gegenteil ist der Fall: Windstrom, das bestätigen alle Experten, hat die niedrigsten Gestehungskosten aller Energiearten. Kreativ geht Weidel auch mit dem Thema Energiesubventionen um. So behauptet sie, dass die Windkraft nur wegen ihrer Subventionen so günstig sein könne. Was für Erneuerbare Energien gilt, soll sie kürzen. Dabei unterschlägt sie, dass die Subventionen für fossile Energieträger deutlich höher ausfallen. Im Jahr 2020 wurden fossile mit 72 Milliarden Euro unterstützt, erneuerbare mit etwa 30 Milliarden Euro. (Quelle: EECummunity).
Auch beim Thema Atomkraft macht die AfD den Menschen etwas vor. Weidel meint, neue Atomkraftwerke bauen zu wollen, verschweigt jedoch, dass diese vielleicht erst Ende der 2030er Jahre fertig wären. Auch die Kosten nennt sie nicht. In Finnland ist gerade nach 18 Jahren ein Block in Betrieb gegangen, die Kosten haben sich vervierfacht. In Großbritannien kostete ein Neubau gerade 50 Milliarden, obwohl ursprünglich 21 Milliarden geplant waren. Wo die Anlagen in Deutschland entstehen sollen, wo der Atommüll hinkommt – all das erzählt Frau Weidel nicht.
Auch beim Thema Entlastung der unteren und mittleren Einkommen holt sie das Blaue vom Himmel herunter. Dass alle führenden Wirtschaftsinstitute der AfD bescheinigen, hauptsächlich die Reichen und Superreichen zu entlasten, schiebt sie einfach beiseite. Und dass sie nicht weiß, wie die 3800 km lange deutsche Grenze zu schützen ist, antwortet sie nur: „Fragen Sie die Bundespolizei, ich bin Politikerin.“ Die harmlosen Versuche von Atalay, ein bisschen mehr zu erfahren, wurden durch plumpes Wiederholen erstickt. Alice Weidel hat ihre Antworten scheinbar auswendig gelernt und reagiert sofort konfrontativ, wenn ihr jemand in die Parade fährt. Als Friedrich Merz meinte: „Mit Ihnen nicht, Frau Weidel“, war nur noch ein Grinsen übrig. „Gesichtszüge kann man nicht trainieren“, das gelang auch Weidels Vorbild, Fräulein Rottenmeier, nicht.
Bildquelle: Wütende Frau mit Ähnlichkeiten zu A. Weidel mit Hammer in der Hand und Sprucheinblendung „So ein ist, Windkraftanlagen abreißen ist eine Straftat“, Screenshot TikTok
AfD hat mit Weidel seine Unfähigkeit bewiesen.
Die anderen 3 Kanzlerkandidaten haben mit Zahlenmaterial und Argumenten für meine Begriffe sich gut
dargestellt. Auch Olaf Scholz hat gepunktet und hätte die Nr. 1 dieser Veranstaltung durchaus seien können.
Aber auf die Zukunft gerichtet viel das Ergebnis Merz zu.