Fast könnten einem die Tränen kommen: Die Meldung über das schrumpfende Vermögen der Reichsten diese Welt wirkt jedoch nur auf den ersten Blick mitleiderhaschend. Da hat eine Schweizer Großbank und eine internationale Beratungsgesellschaft eine Studie präsentiert, in der sie zu dem Ergebnis kommen, dass das Vermögen der Milliardäre im vergangenen Jahr um rund 300 Mrd. US-Dollar gesunken ist. Insgesamt beträgt es jedoch immer noch satte 5,1 Billionen US-Dollar.
Der Vermögensrückgang hat dazu geführt, dass jeder Milliardär im Schnitt des vergangenen Jahres um etwa 300 Mio. US-Dollar „ärmer“ geworden ist. Für diesen „Absturz“ werden gleich drei Gründe aufgeführt: Erstens haben in den Familien dieser Superreichen unserer Welt größere Vermögensübertragungen stattgefunden. Da wurde geschenkt und vererbt, was das Zeug hält und was steuerlich möglichst für die Superreichen folgenlos blieb. Die gerade in Deutschland beschlossenen neuen Regelungen für Erben sind recht günstig. Allerdings wird in vielen anderen Staaten überhaupt keine Erbschaftssteuer fällig – wie etwa in Österreich. Manche Milliardäre machen sich deshalb rechtzeitig in solch’ gelobte Länder auf, um nicht den Fiskus an Schenkungen und Erbschaften teilhaben zu lassen. Immerhin wird erwartet, dass in den nächsten Jahrzehnten die größten Vermögensübertragungen in der Menschheitsgeschichte erfolgen werden: Die rund 460 Milliardäre dieser Welt werden in dieser Zeit voraussichtlich über 2 Billionen US-Dollar vererben.
Recht interessant ist dabei, dass sich die Zahl der Milliardäre in asiatischen Ländern – in Indien ebenso wie in China – in der jüngsten Zeit enorm erhöht hat; hier sind 85 % der Superreichen „Milliardäre der ersten Generation“, die also auch zum ersten Mal Milliardenvermögen transferieren.
56 stiegen in die Milliardärs-Liga auf
Weltweit stiegen im letzten Jahr in Europa 56 Menschen erstmalig in die Liga der Milliardäre auf; ihnen war insbesondere das Glück hoher Erbschaften hold. Allein auf China entfiel 2015 mit 113 mehr als die Hälfte der 210 neuen Milliardäre.
Dagegen schmolzen die Vermögen einiger arabischer Milliardäre und auch russischer Oligarchen etwas ab. Der niedrige Preis für Rohöl und für andere Rohstoffe bremste das Wachstum des Reichtums und führte dazu, dass einige gar aus dem Club der Milliardäre abstiegen. Schließlich mussten währungsbedingte Verluste hingenommen werden. Denn der Kurs des US-Dollars stieg kräftig an; dagegen werteten andere Währungen ab, sodass Milliardäre, die ihr Vermögen nicht in Dollar-Anlagen hielten, die Schwindsucht ihrer Landeswährungen hinnehmen mussten.
Weltweit dürfte sich das Mitleid in sehr engen Grenzen halten, zumal der Absturz der Milliardäre gewiss nicht zu deren Verarmung führen wird. Allerdings dürften sich bei vielen, die mit ihrem Reichtum gar unter die Milliarden-Grenze rutschen, Minderwertigkeitsgefühle breit machen. Der Abstieg aus der Milliardärsklasse in den Club der Supermillionäre wird von ihnen wohl wie das Ausscheiden aus der Champions League und die Verbannung in die Kreisklasse empfunden.
Ihre Perspektiven für einen Wiederaufstieg sind schlecht: Negativ- oder gar Strafzinsen, Minusrenditen, weiter niedrige Preise für Öl, Gas und andere Rohstoffe, die unerbittliche Jagd vieler mutiger Politiker auf Steuersünder und vieles mehr machen das Leben mancher Superreichen dieser Welt erbarmungslos schwer.
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