Genau dies ist mein persönlicher Wutruf nach der Berichterstattung in den Medien über die Vereinbarungen im Koalitionsausschuss der die Bundesregierung tragenden Parteien. Ein solches Maß an Parteilichkeit, Ignoranz und Arroganz habe ich in der urteilsfähigen Zeitspanne meiner nun fast 79 Jahren nur sehr selten erlebt.
Mir ist schon einleuchtend, wenn ein ausschließlich auf klimapolitische Fortschritte Orientierter große Lücken in den Beschlüssen sieht. Aber im wahren Leben hat eine Medaille eben zwei Seiten. Wir haben nicht nur kaputte Schienenstränge auf denen die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn stecken bleibt, sondern ebenso marode Autobahnbrücken, Autobahnkreuze und fehlende Ortsumgehungen, die uns alle im Alltag plagen und verhindern, dass man die Arbeitsstelle pünktlich erreicht.
Nur zwei Tage nach der pauschalen Beschimpfung des Wirtschaftsministers über eine angeblich geplante Verbotsorgie zu Gas- und Ölheizungen bereits ab dem kommenden Jahr hat sich die Koalition auf einen Gesetzentwurf zu diesem Mammutvorhaben geeinigt, der das damit verbundene Grundanliegen des Umweltschutzes nahezu vollständig berücksichtigt. Die Berichterstattung hierüber stand in keinem Verhältnis zur Bedeutung dieses Gesetzesvorhabens.
Besonders beklagt wurde die Dauer der Verhandlungen mit nahezu 31 Stunden. Darin drückte sich der ganze Ärger über das Warten müssen vor den Toren des Kanzleramtes aus. Ich hatte beim Konsum der gesammelten Medienschelte den Eindruck, dass genau dieser Umstand Taktgeber für die Kritik war. In diesen Stunden der Verhandlungen waren auch die bei früheren Regierungen üblichen Durchstechereien ausgeblieben und hatten Schlagzeilen verhindert. Höhepunkt der medialen Faktenmanipulation war in dieser Woche die regelmäßig stattfindende Befragung eines sich selbst für besonders bedeutend haltenden Journalisten im Morgenmagazin eines großen öffentlich-rechtlichen Senders. Nach der schon geschilderten „kompetenten“ Kritik wurde ihm die Frage gestellt, was ihn besonders in der Woche gefreut habe. Seine Antwort: die endlich erfolgte Lieferung der Leopard Panzer an die Ukraine. Und hinzugefügt: es hätten ja auch viele mehr sein können, statt in den Panzergaragen in der Lüneburger Heide herum zu stehen. Mir fiel dabei ein Satz ein, der dem Maler Liebermann bei einem bedeutenden historischen Ereignis zugeschrieben wird: „ Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“