Das Gesundheitssystem in Deutschland gilt zu Recht als eines der besten weltweit. Hohe Standards, flächendeckende Versorgung und vorbildliche Qualitätssicherung, um nur einige der Eckpfeiler zu nennen. Aber es gilt auch als eines der teuersten und mit deutlichen Effizienzproblemen behaftet. Zudem steht insbesondere unser Krankenhaussystem unter hohem Druck. Die seit nunmehr Jahrzehnten von der Politik verordnete Kostendämpfung mit immer neuen Vorgaben und Richtlinien, eine problematische Demographie-Entwicklung mit einer starken Zunahme bei den älteren Menschen, hohe Belastungen durch eine stark steigende Notversorgung und seit langem sinkende oder zumindest stagnierende Investitionsraten.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Ernsthafte Probleme belegte jüngst eine Studie im Auftrag der Partner für Wasser. Eine Befragung bei 309 Einrichtungen aus dem Health Care Bereich (darunter 145 und 141 Alten- und Pflegeheime) zeigte bei diesen Einrichtungen deutliche Schwachstellen in der Trinkwasserhygiene auf.
Nur etwa jede siebte Anlage war dabei jünger als 10 Jahre. Über ein Viertel der Anlagen war bereits zwischen 25 und 50 Jahre alt und einige der Einrichtungen gaben sogar ein Alter der Anlagen von über 50 Jahren an. Obwohl bei über 50 % der Anlagen bereits Leckagen zu verzeichnen waren, war nur etwa jede vierte Anlage in den letzten 5 Jahren saniert oder zumindest teilsaniert worden. Und auf die letzten 10 Jahre gesehen, traf dies nur für etwa ein Drittel der Anlagen zu.
Auch die Überwachung der Anlagen zeigte Mängel. Ob die Prozesse, Anforderungen und Richtlinien der Trinkwasseranlagen noch den geforderten Standards entsprachen, ließ nur knapp die Hälfte der Einrichtungen durch interne oder externe Audits überprüfen.
Ein Versäumnis mit offensichtlichen Folgen! Denn ein Drittel der Einrichtungen gab an, schon einmal ein Problem wie Legionellen oder E.coli-Bakterien gehabt zu haben. Bei den Krankenhäusern waren es sogar fast 50%. Ca. 40 % verneinten das. Bei den Krankenhäusern war das allerdings nur jedes vierte. Und mehr als jedes vierte Unternehmen konnte dazu keine Angaben machen.
In 102 Einrichtungen wurden Probleme mit Legionellen oder E.coli u.a. berichtet. Allerdings gaben nur 85 Einrichtungen genauere Zahlen zu den Vorkommnissen in den letzten 10 Jahren an. Insgesamt gab es 306 solcher Problemlagen, also 3,6 je betroffener Einrichtung. Bei den Krankenhäusern lag der Durchschnitt dabei mit 4 Fällen je Einrichtung mit solchen Problemlagen deutlich höher als bei den Alten- und Pflegeheimen mit 2,7 Fällen je Einrichtung. Dabei ist das Alter der Trinkwasseranlage ganz entscheidend. Bei Einrichtungen, die ihr Trinkwasser aus Anlagen bezogen, die jünger als 10 Jahre sind, traten solche Ereignisse nur mit einer durchschnittlichen Häufigkeit von in 1,3 Fällen je Einrichtung innerhalb von 10 Jahren auf. Dieser Wert steigt mit zunehmenden Alter der Anlagen deutlich an.
Krankenhäuser, deren Trinkwasseranlagen älter als 50 Jahre waren, wiesen im Durchschnitt fast 6 Fälle je Einrichtung in zehn Jahren auf.
Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die infrastrukturellen Fragen im Bereich Trinkwasser und Trinkwasserhygiene einer deutlich höheren Aufmerksamkeit bedürfen. Die seit vielen Jahren erheblichen Einschränkungen bei der Investitionsfähigkeit stellen letztendlich für die Patienten ein erhöhtes Gefährdungspotential da. Dies wirkt umso schwerer, da es sich bei den in dieser Studie befragten Einrichtungen bei den hauptsächlich Betroffenen um kranke Menschen mit in der Regel geschwächten Immunsystem handelt. Was das konkret für die Menschen bedeuten kann, verdeutlicht Joachim Stücke von „Partner für Wasser“ in einem ausführlichen Interview zum Thema.
Es besteht im Bereich der Trinkwasserhygiene ein erheblicher Handlungsbedarf. Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen leiden wie andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge seit vielen Jahren unter einem Investitionsstau. Nicht, wie Angela Merkel behauptet, lange Planungszeiten sind dafür verantwortlich, sondern mangelnde Finanzmittel.