Die Europäische Zentralbank (EZB), die Hüterin unserer Währung, erfreut sich bei Sparern keines hohen Ansehens oder gar großer Anerkennung. Ihre expansive Geldpolitik mit Nullzinsen oder gar Negativzinsen für Einlagen ist für viele geradezu ein Graus. Für Tagesgeld zahlen einige Banken noch 0,4 % (Rabo Direct) oder 0,5 % (Renault Bank direkt); die meisten Kreditinstitute bieten im Schnitt 0 bis 0,2 % dafür. Selbst Festgeld, das Sparer etwa auf 2 Jahre anlegen, wird zumeist mit etwas mehr als 0,5 %, von einigen wenigen Banken -wie etwa von der Deniz Bank oder der Crédit Agricole- mit rund 1 % verzinst. Bei einer Geldentwertungsrate von gut 1 % bringen solche Zinsen reale Geldwertverluste.
Höhere Zinsen erst 2018?
Die EZB macht derzeit niemandem große Hoffnung, dass sie ihre Zinspolitik kurzfristig ändern wird. Obwohl die Notenbank der USA (FED) die Zinsen leicht angehoben und bereits weitere Erhöhungsschritte angekündigt hat, wirkt sich das diesseits des Atlantiks kaum aus. Immerhin stieg jüngst die Rendite für die 10-jährigen Bundesanleihen leicht auf 0,57 % und damit auf den höchsten Stand seit Anfang 2016 an. Die Rendite französischer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren beträgt derzeit rund 1,87 %.
Höhere Gebühren statt Minus-Zinsen
Immerhin wird wohl die Volksbank Reutlingen, die 0,5 % Minuszinsen auf Guthaben ihrer Kunden berechnen will, angesichts einer Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg diesen Schritt noch einmal überdenken. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass manche Banken und Sparkassen Negativzinsen und/oder höhere Verwahrentgelte für Einlagen der Kunden nicht doch einführen werden. An der Gebührenschraube haben bereits einige Banken gedreht und stellen ihren Kunden für Dienstleistungen mehr in Rechnung.
Erfolgreiche EZB-Politik
Die EZB weist gern auf die Erfolge ihrer Geldpolitik, mit der sie insgesamt etwa 2,2 Billionen Euro in den Ankauf von Staats- und Firmenanleihen steckt, hin. Viele Mitgliedsländer der Euro-Zone, die nach dem Finanzcrash im Jahre 2008 vor dem Absturz in ein für alle gefährliches Krisental standen, sind inzwischen auf dem Wege der Besserung. Während vor einem Jahrzehnt gar die Große Depression von 1929, das Zusammenbrechen des Finanzsystems und höchste Geldwertverluste für alle beschworen wurden, herrschen inzwischen wieder recht stabile Verhältnisse an den Finanzmärkten. Italienische Banken wurden gerade jüngst fast lautlos vor der Pleite gerettet. Selbst für das besondere Sorgenkind Griechenland zeichnet sich eine Lösung des Überschuldungsproblems ab.
All das mag Geldbesitzer beruhigen: Der Euro ist recht stabil, das Geld ist sicher. Und Sicherheit hat für Sparer die höchste Priorität. Wer eine höhere Rendite wünscht, der muss größere Risiken wagen.
Gutes Plus bei Aktien
Ein Blick auf die Aktienmärkte mag dies deutlich machen: Wer zu Beginn des laufenden Jahres 100.000 € etwa in Aktien in Venezuela angelegt hatte, konnte per Jahresmitte ein Plus von sage und schreibe 256.000 € verbuchen. In Griechenland lag der Gewinn bei 27.000 €, in Spanien bei gut 13.000 € und in Deutschland immerhin bei über 9.000 €, also bei einem Plus von 9 %.
Allerdings gibt es auch bei Aktien keine Gewinn-Garantie. Während hierzulande die Kurse von der Lufthansa mit 62 % oder von RWE um fast 50 % in den ersten 6 Monaten 2017 kräftig stiegen, haben Aktionäre des Windkraftkonzerns Nordex gar 48 % verloren. Selbst die Bluechips wie Daimler, BASF, BMW und Heidelberger Zement mussten leichte Abschläge bei den Aktien hinnehmen. Die Dividenden, die diese Gesellschaften an die Aktionäre zahlten, machten solche Kursverluste zumindest zum Teil wieder wett.
DAX bald bei 13.000?
Experten der Deutschen Bank erwarten für den Rest des Jahres 2017 weiter steigende Kurse bei Aktien in den USA, in Schwellenländern und in Europa, also auch in Deutschland. Der Aktienindex DAX, der die 30 großen deutschen Aktiengesellschaften umfasst, könnte -so die Prognose- per Ende 2017 bei rund 12.800 liegen; Anfang Juli notierte er bei etwa 12.400. Jedoch gilt für „Otto Kleinaktionär“, dass er nicht unbedingt auf kurzfristige Kurs-Gewinne setzen sollte. Die Anlage in Aktien erfordert einen langen Atem und sollte nur mit dem Geld erfolgen, das man nicht schon bald dringend für den Kauf eines Autos oder einer Luxus-Küche, für die teure Auslandsreise oder die Renovierung der eigenen „vier Wände“ benötigt. Die Auswahl einzelner Papiere ist für den Laien, der nicht täglich den Wirtschaftsteil der Zeitung studiert und sich über die Aktiengesellschaften bestens informiert, zweifellos schwer. Die zahlreichen Aktien-Investmentfonds bieten da jedoch eine gute Alternative, zumal sie durchweg eine breite Streuung des Wertpapiervermögens aufweisen.
Aktien-Rendite besser als Sparzinsen
Richtig ist auch hier: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Für viele Anleger ist es allerdings nicht einfach, in längeren Fristen -etwa in Zehnjahreszeiträumen- zu denken. Bei soliden Anlagen kassiert man zwar durchweg Jahr für Jahr eine gute Dividende, die zumeist die Rendite bei einfachen Geldsparformen übertrifft. Doch Aktienkurse schwanken – mal nach oben, aber eben auch nach unten. Sie hängen von geopolitischen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen sowie von politischen Veränderungen ab. Am wichtigsten sind jedoch die betriebswirtschaftlichen Fakten der einzelnen Unternehmen – wie etwa die Umsätze, Exporterfolge, Beschäftigung, Gewinne, Management u.a.
Wer sich also für das Wertpapier-Sparen entscheidet, sollte die Chancen und Risiken eingehend mit Experten erörtern und sich intensiv beraten lassen. Seriöse und solide Vermögensberater sind dafür die besten „Sparringspartner“, die eben nicht nur zu Beginn einer Aktien-Ralley zur Verfügung stehen, sondern auch danach dem Anleger mit Rat und Tat helfen, damit er ein Depot aufbaut, in dem er mittel- und langfristig echtes Vermögen bildet. Denn mit Aktien ist er an den Unternehmen direkt, mit Investmentzertifikaten indirekt beteiligt. Für den Einstieg bei bestimmten Papieren, für den Zukauf oder Ausstieg lohnt es sich auf jeden Fall, sich mit seinem „Experten des Vertrauens“ zu beraten. Denn eines muss beachtet werden: Bei allen großen Chancen gibt es auch hohe Risiken am Aktienmarkt. Die nachstehende Übersicht zeigt dies für ausgewählte DAX-Werte deutlich.
DAX-Werte im 10-Jahresvergleich
Aktie | Kurs/€ 1.1.2007 | Kurs/€ 1.1.217 | Gewinn/Verlust im 1. Halbjahr 2017 (Kursveränderung gegenüber Anfang des Jahres 2017) | |||
Lufthansa | 20,85 | 19,93 | 62,40% | |||
RWE | 83,22 | 17,45 | 47,70% | |||
Commerzbank | 172,92 | 10,43 | 43,90% | |||
EON | 30,19 | 8,25 | 23,10% | |||
Bayer | 40,66 | 113,2 | 14,20% | |||
Adidas | 37,73 | 167,75 | 11,70% | |||
SAP | 40,26 | 91,45 | 10,40% | |||
Allianz | 154,76 | 172,4 | 9,80% | |||
Deutsche Post | 22,84 | 32,82 | 5,10% | |||
Deutsche Bank | 78,72 | 15,53 | 0,80% | |||
Dt. Telekom | 13,84 | 15,72 | -3,90% | |||
VW | 56,21 | 133,35 | 0 | |||
BASF | 36,93 | 81,09 | -8,20% | |||
Daimler | 46,8 | 63,37 | -10,40% |
Bildquelle: Wikipedia, Dontworry – Parkett-Boerse in Ffm, CC BY-SA 3.0