Die Wirtschaft befindet sich in einem ständigen Wandel. Branchen und Betriebe verschwinden, neue Fertigungsprozesse entstehen, andere Vertriebswege werden beschritten, viele Innovationen werden durchgesetzt. Dynamik und Flexibilität sind heute und morgen mehr denn je gefordert. Das Tempo der Veränderungen nimmt weiter zu. Darauf müssen sich Unternehmer und Arbeitnehmer einstellen, um zum einen ihre Betriebe auf Kurs zu halten und zum anderen Beschäftigung zu sichern. Wenn die Bereitschaft und Fähigkeiten zum Wandel fehlen, drohen Gefahren – bis hin zur Pleite von Firmen und zum Verlust von Arbeitsplätzen.
Leistungsstarke Unternehmen
Die deutsche Volkswirtschaft hat den notwendigen Strukturwandel seit der Finanz- und Bankenkrise 2008/ 2009 gut geschafft. Die Wettbewerbsfähigkeit ist durchweg gestiegen, viele neue Start-Up-Firmen sind gegründet worden, über 3 Mio. Arbeitsplätze wurden geschaffen. Maschinen, Anlagen, Automobile und viele andere Waren „made in Germany“ werden auf den Auslandsmärkten mit Erfolg verkauft: Die Exporte erreichten im letzten Jahr das Rekordergebnis von rund 1.200 Mrd. €; dagegen lagen die deutschen Einfuhren nur bei etwa 950 Mrd. €. Der Ausfuhrüberschuss stieg auf mehr als 250 Mrd. €, was in vielen anderen Ländern – in Frankreich ebenso wie in den USA – heftige Kritik auslöste.
Der große strukturelle Vorteil der deutschen Volkswirtschaft ist der leistungsstarke Mittelstand mit seinen über 4 Mio. Betrieben, die in der Produktion, als Zulieferer, Dienstleister, Händler, Handwerker und Freiberufler aktiv sind. Damit stellen diese mittleren und kleinen Firmen rund 90 % aller Unternehmen. Der Mittelstand bildet fast 75 % der jungen Menschen aus und beschäftigt über 50 % der Erwerbstätigen. Die Sozialpartnerschaft in diesen Betrieben wird zumeist im persönlichen Miteinander gepflegt, während in den Konzernen und großen Firmen vielfach die Beziehungen der Kapitalgeber und Vorstände mit ihren Mitarbeitern anonym sind.
Garanten der Sozialen Marktwirtschaft
Mittelständler sind die Garanten unserer Sozialen Marktwirtschaft – vor allem mit ihren großen Leistungen, die sie mit ihren Mitarbeitern erbringen – und zwar in einem harten Wettbewerb, nicht nur mit den regionalen und nationalen, sondern auch vielfach mit den globalen Konkurrenten.
Nicht wenige Unternehmen des Mittelstandes sind übrigens echte „hidden champions“ – mit Exportquoten von 70, 80 oder sogar 90 % ihrer Umsätze, die sie auf fernen Märkten machen. Das ist nur mit Innovationen, mit Spezialitäten, mit hoher Qualität und bestem Service möglich.
Mittelständler sind die echten dynamischen Unternehmer – ganz im Sinne von Joseph A. Schumpeter: Denn sie verändern ständig ihr Angebot und die Strukturen oder sie wagen etwas ganz Neues.
Und für die Risiken, die sie eingehen, haften diese mittelständischen Unternehmer ganz persönlich – im Falle eines Falles bis zum Unterhemd. Das unterscheidet sie von den Managern in den Vorständen der Konzerne und großen Unternehmen, die im Falle eines Falles nach staatlicher Hilfe rufen, die oft genug viel zu hohe Millionen-Vergütungen erhalten und die selbst ihr unternehmerisches Scheitern häufig noch mit hohen Abfindungen „vergoldet“ bekommen.
Unsicherheit: Gift für den Mittelstand
Mittelständler leben nicht auf einer „Insel der Glückseligkeit“. Vielmehr sind sie von den nationalen und internationalen Entwicklungen zumeist direkt oder indirekt betroffen. Niemand kann die vielfältigen Unsicherheiten übersehen.
Nicht nur die politischen Unsicherheiten sind einzukalkulieren, sondern vor allem auch die globalen ökonomischen Veränderungen. Da sind die Gefahren von Außenhandels-restriktionen gerade für den Mittelstand nicht gering zu schätzen, denn sie sind von möglichst freien Exporten und auch Importen abhängiger als die meisten anderen Staaten dieser Welt und die Konzerne, die global investiert haben und über Tochterfirmen in vielen Regionen in der Welt verfügen. Hinzu kommt, dass wir uns derzeit in einer der größten ökonomischen und sozialen Revolutionen befinden.
Digitalisierung als Herausforderung
Die Digitalisierung ist ein Megatrend, sie führt mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Bereichen zu Umwälzungen in Produktion und Technik.
Die Digitalisierung wird alles verändern. Ganze Wertschöpfungsketten werden verschwinden – und damit auch bisherige Betriebe und Arbeitsplätze. Diese neue Welt der Digitalisierung, die derzeit vor allem von US-Firmen wie Google, Alphabet, Facebook, Apple oder Amazon dominiert wird, ist die größte ökonomische Revolution, auf die sich nahezu alle so schnell wie möglich einstellen müssen.
Die Digitalisierung bietet gerade auch für Deutschland und den Mittelstand große Chancen. Experten gehen davon aus, dass in Zukunft mehr als 50 % der wesentlichen Geschäftsprozesse von Unternehmen in irgendeiner Form mit dem „Internet der Dinge“ vernetzt sein werden. Sensoren und Roboter, Drohnen, Machine-Learning, 3D-Drucker, künstliche Intelligenz – darauf gilt es sich einzustellen, insbesondere auch im Mittelstand.
Mittelständler sind zumeist auch selbständige Unternehmer. Diese Bezeichnung ist durchaus zutreffend, denn diese Mittelständler arbeiten wirklich selbst und ständig; sie unternehmen etwas und sind nicht Unterlasser. Ihre Leistungsbereitschaft kennt nahezu keine Grenzen; das gilt auch für ihre Leidenschaft, mit der sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern entwickeln und tüfteln, Kunden beraten, produzieren und liefern sowie Dienstleistungen erbringen.
Verbesserung der Rahmenbedingungen
Von diesen Leistungen des Mittelstandes profitieren unsere Wirtschaft und Gesellschaft in hohem Maße. Denn mehr Wachstum sichert zum Beispiel Arbeitsplätze und schafft neue Beschäftigung.
Dafür sind gewaltige Leistungen und Anstrengungen sowie Investitionen erforderlich, dazu müssen unternehmerisches Können und qualifizierte Mitarbeiter ihren Beitrag leisten. Wichtig, ja entscheidend sind vor allem auch die politischen Rahmenbedingungen. Wer dem Mittelstand immer neue Lasten wie einem Esel aufbürden will, der wird am Ende weniger Wachstum und Beschäftigung erzielen, der wird Pleiten, mehr Arbeitslose und weniger Einnahmen für den Staatshaushalt und die Sozialsysteme generieren. Mit einer Klassenkampfstimmung und Neidkampagne werden Mittelständler eher verschreckt denn ermutigt. Forderungen nach einer Wiederbelebung der Vermögensteuer und einer kräftigen Verschärfung der Erbschaftssteuer sowie die Ablehnung jeder Senkung der Einkommensteuer werden die Dynamik und Leistungsfreude mittelständischer Unternehmer gewiss nicht beflügeln. Ebenso sind die Rufe nach weiteren sozialen Wohltaten, die insbesondere die Unternehmen zu schultern hätten und die Arbeit in Deutschland noch teurer machen würde, eher mittelstandsfeindlich. Denn der Mittelstand arbeitet in der Regel sehr personalintensiv und hat deshalb einen hohen Lohnkosten-Anteil. Vielmehr sollten zur Förderung des Mittelstandes Verbesserungen der Rahmenbedingungen geschaffen werden: Angefangen bei einer steuerlichen Förderung von Forschung und Innovationen über Absenkung der Einkommensteuer mit dem Abbau des Mittelstandsbauches bis hin zu einer Stabilisierung der sozialen Beitragslasten. Zudem müssen der Zugang zu Risikokapital erleichtert und das Dickicht von staatlicher Bürokratie wie Regulierung kräftig gelichtet werden.
Der Mittelstand ist eine ganz wichtige Säule der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Angesichts der immer stärkeren Globalisierung der anonymen Konzerne wird seine Bedeutung noch größer. Die längerfristige Sicherung des guten Standortes Deutschland und damit der vielen Millionen Arbeitsplätze ist nur mit mehr mutigen und weitsichtigen „dynamischen Unternehmern“ zu schaffen.
Bildquelle: Wikipedia, McWltz, CC BY-SA 4.0
Mit am besten hat mir das Stichwort der „Dynamischen Unternehmen“ gefallen. Denn es ist wichtig, dass man sich immer wieder hinterfragt und keine Entwicklung verschläft. Denn Stillstand ist bekanntlich Rückschritt. Zur Mitarbeitermotivation im Vertrieb z.B. setze ich hier auf Fortbildung mit Workshops.
Die Ausführungen im Artikel bleiben mir in einigen Aspekten zu ungenau. Wenn es um die Diskussion von Steuern geht, kommt es fast reflexartig zu der Aussage, dass Maßnahmen, die dem „Mittelstand“ schaden, zu vermeiden seien. Dabei wird der Begriff meist nicht genau definiert, ebenso wenn von der mittelständischen Wirtschaft die Rede ist. Automatisch wird die Sparpolitik des Staates zu einer alternativlosen Notwendigkeit verklärt und notwendige Maßnahmen im sozialen Bereich als „Wohltaten“ diffamiert. Ich habe Soziale Marktwirtschaft so verstanden, dass der Staat eingreifen kann(fakultativ und revidierbar), um den wirtschaftlich Schwachen zu helfen. Dazu zählen sicher neben den Arbeitnehmern auch die kleinen und mittleren Betriebe. Injedem Fall wären wirtschaftspolitische Alternativen wieder einer breiteren Öffentlichkeit gegenüber offener und ideologiefreier zu diskutieren. Denn die sogenannte Alternativlosigkeit auf breiter parteipolitischer Basis hat wohl einige Unsicherheiten mit verursacht, die die Demokratie derartig in Misskredit gebracht haben. Ich für mich bestehe darauf: Konkret werden, Zahlen nennen, die Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich Freibeträgen, Bemessungsgrenzen, Tarifverläufe auch bei der Einkommenssteuer benennen, denn so könnte klarer werden, dass nicht alle Vorschläge dem „Mittelstand“ Schäden zufügen, sondern ihm auch nutzen können. Vor allem sind solche Themen keine Neiddebatten, wenn man sich neben den Staatsschulden auch die Nettoprivatvermögen anschaut. Beiträge wie dieser verkürzen die notwendige Debatte in gefährlicher Art und Weise