In dieser Zeit der extremen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist der Sparer der Dumme. Mehr als 180 Mrd. € legen die Bundesbürger jährlich auf die „hohe Kante“ – ganz nach dem weisen Motto „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“. Doch nicht nur die berühmten „Notgroschen“ werfen keinen Ertrag mehr ab, sondern auch das Sparbuch oder mittel- wie längerfristige Sparformen bringen bestenfalls etwas mehr als eine Nullverzinsung. Bei einer Inflationsrate, die inzwischen in Deutschland bei fast 2 % liegt, bedeutet dies eine reale Geldentwertung, also weniger Kaufkraft für das Spargeld in Zukunft.
Natürlich empfiehlt es sich für den privaten Haushälter, für alle Fälle liquide zu bleiben – etwa für die Autoreparatur, für die Neuanschaffung eines Fernsehapparates oder für anderes Unvorhersehbares. Doch was über den Betrag von 2 bis 3 Monatseinkommen hinaus auf dem laufenden Konto steht, das sollte ertragreicher angelegt werden. Ohnehin vergeben die Banken derzeit Kredite, wenn für die nicht planbaren Fälle plötzlich mehr bare Mittel benötigt werden sollten. Dann kann das laufende Konto in Absprache mit dem Kreditinstitut auch deutlich überzogen werden, wenn die liquiden Mittel nur für eine kurze Zeit in Anspruch genommen werden. Andernfalls empfiehlt sich ein Kleinkredit mit günstigeren Konditionen, der in ein, zwei Jahren oder über längere Zeit abgezahlt werden kann.
Mehr Zeit für die Anlage nehmen!
Millionen Sparer arbeiten hart für ihr Einkommen und für den Anteil, den sie bei ihrer Bank oder Sparkasse zurücklegen – für größere Anschaffungen, den Bau eines Eigenheims oder den Kauf einer Eigentumswohnung, für die Vorsorge im Alter oder für andere Wechselfälle des Lebens. Für die Überlegungen und Prüfung ihrer Geldanlage nehmen sich die meisten indessen in der Regel kaum oder nur sehr wenig Zeit. Gerade einmal 60 % der Deutschen verfügen über ein Finanz-Basiswissen. Nicht wenige halten etwa Aktien für Spekulationsobjekte oder gar für Zockerpapiere; nur 21 % wissen, dass die Dividende ein Renditebestandteil einer Aktie ist. Nicht wenige Zeitgenossen meinen, dass der DAX eher etwas mit dem Tierreich denn mit der Aktienbörse zu tun hat.
Dabei sind alle, die ihr Geld in Aktien angelegt haben, gerade in den letzten Jahren recht gut gefahren. Der langfristige Trend bewegt sich seit 2009 nach oben: der DAX, der Index mit den 30 stärksten Aktiengesellschaften, ist seitdem von etwa 5.500 auf inzwischen fast 12.500 gestiegen. Das ist immerhin ein Plus von mehr als 130 %. Und Börsen-Gurus erwarten bis Ende 2017 einen weiteren Anstieg um 5 bis 7 %.
Positive Perspektiven für Aktien
Denn die wirtschaftlichen und politischen Faktoren, die die Börsen beeinflussen, sind durchweg positiv. Die deutsche Volkswirtschaft wird in diesem Jahr weiterwachsen. Die großen Aktiengesellschaften profitieren davon und werden wiederum gute Gewinne machen. Gerade in diesen Monaten können Aktionäre solide Dividenden für das Jahr 2016 kassieren. Die Renditen auf ihre Aktien bewegen sich zwischen 3 und 5 %. Die Europäische Zentralbank wird die Märkte noch viele Monate lang mit billigem Geld fluten. Die Zinsen für Spareinlagen und Termingelder sowie für Anleihen werden also im Keller bleiben. Institutionelle und kluge private Anleger werden sich noch stärker in Aktien engagieren. Denn auch die Weltkonjunktur erholt sich zusehends – vor allem in den USA, wo die von Präsident Donald Trump angekündigte Steuerreform für neue Aufwärtstendenzen sorgen könnte. Selbst der Brexit, der Ausstieg Großbritanniens aus der EU, und andere weltpolitische Krisen vom Syrien-Krieg über den Ukraine-Konflikt bis hin zur Nordkorea-Eskalation – können die Börsen nur wenig beeindrucken. Die Stichwahl in Frankreich dürfte eher die Wertpapier-Märkte pushen, wenn Monsieur Macron Madame Le Pen besiegen sollte.
Solide Beratung ist notwendig!
Nahezu alles spricht für mehr Anlagen in Aktien. Der Private Sparer sollte zumindest einen Teil – zwischen 50 und 60 % – in solide Titel, also in renommierte Aktiengesellschaften investieren. Natürlich ist eine solche Anlage spekulativ, denn an den Wertpapierbörsen geht es nicht ständig aufwärts. Deshalb sollte niemand gleich in Panik verfallen, wenn sich die Kurse auch einmal nach unten bewegen. Denn es gilt nach wie vor die alte Börsenweisheit: Aktien kaufen, Schlafmittel nehmen, längere Zeit zuwarten, auch bei schwächeren Kursen zukaufen und einen langen Atem als Aktionär beweisen. Der private Sparer sollte sich auf jeden Fall gut und intensiv beraten lassen, ob er einzelne Aktien oder Investment-Zertifikate – also einen Korb verschiedener Titel kauft.
Jürgen Kotulla, Vorstand der Kölner OVB, einer renommierten Gesellschaft für Vermögensberatung, weist zu Recht darauf hin: „Wir analysieren ganz genau, was der Anleger sich finanziell leisten kann, und empfehlen ihm dann ganz individuelle Anlageformen – auch für ein Engagement in Aktien. Für jede Beratung durch unsere Spezialisten muss sich der Anleger jedoch ausreichend Zeit nehmen. Denn die erfolgreiche Therapie erfordert stets eine intensive Diagnose.“
Guter Rat muss dabei keineswegs teuer sein. Aber ohne die Beratung durch einen Experten kann es teuer werden, wenn ein privater Anleger auf’s falsche Pferd, also auf die falschen Aktien und Investmentfonds setzt. Immerhin spielen bei allen Überlegungen und Engagements die ganz persönlichen finanziellen Spielräume, der Anlagezeitraum, die Risikobereitschaft und manches mehr eine große Rolle. Spekulieren in Aktien sollte ohnehin nur der mit einem Geldvermögen, das er kurz- und mittelfristig nicht im Alltag benötigt.
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