Es ist unfassbar: Diese Wutbürger, ob in den USA oder bei uns in Deutschland, die mit Intoleranz um sich schlagen, auf die Demokratie einprügeln, etablierte Demokraten und gleich auch noch die seriöse und kritische Presse der chronischen Lüge bezichtigen; diese Wutbürger werden handzahm, duldsam und friedlich, wenn ihre Idole und Verführer sie offen und auf offener Bühne belügen und betrügen. Dann bejubeln sie sogar die Lüge und den Beschiss und verdrehen somit die Wahrheit zum zweiten Mal.
Beispiel Donald Trump und seine Anhänger: Wohl kein anderer amerikanischer Präsident ist so dilettantisch, stümperhaft und blamabel ins Weiße Haus gestolpert wie der blondierte Milliardär. Trumps erste hundert Tage – ein Dauerdesaster. Der aber steigert seine gefährliche Lächerlichkeit ins schier Unermessliche und erklärt seinen restlos verkorksten Amtsbeginn zu einer unvergleichlich erfolgreichen Phase der amerikanischen Geschichte. Offener, geradezu aufdringlicher kann man sich nicht selbst entlarven, Trumps Anhänger aber, die nicht weniger werden wollen, jubeln ihrem verlogenen Verführer weiterhin unverbrüchlich zu. In ihrer über Jahre oder Jahrzehnte angestauten Wut auf das Establishment wollen sie nicht wahrnehmen, wie der Mega-Etablierte seine mega-etablierten Chronies immer fetter füttert, so dass für die kleinen Jubler und Claquere unten nur noch weniger übrig bleiben kann.
Niederste Instinkte werden bedient
Vergleichbar ein Phänomen bei uns in Deutschland: Auch die AfD bedient auf ihrem unaufhaltsamen Marsch nach Rechts-Außen die niedersten Instinkte ihrer verbiesterten und verblendeten Klientel. Auch die AfD verdächtigt eine kritische Presse – unabdingbar und konstitutiv für jede Demokratie – der Permanent-Lüge. Und jetzt das: Sie hebt die praktizierende Lesbe Alice Weidel auf den Schild der Spitzenkandidatur für die nächste Bundestagswahl.
Dieselbe Partei, zu deren Kernkompetenz die Homophobie gehört, dieselbe Partei, die bei ihren Anhängern Jubelstürme auslöst, wenn schmierige Redner Schwule und Lesben diffamieren und diskreditieren, dieselbe Partei die allen Ernstes verlangt, Kinder müssten vor Homosexualität wie vor ansteckenden Krankheiten geschützt werden.
Da steht sie nun in der ersten Reihe der AfD, die lesbische Alice Weidel. Und ganz vorne marschiert er in fest geschlossenen Reihen mit, der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, der auf facebook staatlich geförderte Aufklärungsveranstaltungen für junge Schwule als „Analsex-Workshops“ diffamierte.
Und mit der Lesbe Alice Weidel, ihrer homophoben AfD und ihren Fans ist es wie mit Trump und dessen Anhängern: Unvereinbare Widersprüche, unerträgliche Verlogenheiten werden weggejubelt und gegen Kritiker weggebrüllt. Die Wut hat offenkundig schon so viel Hirn gefressen, dass die Gleichung fast schon mathematisch exakt ist: AfD wählen ist dumm, abgrundtief dumm.
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