Die Ermittlungen nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund fördern noch wenig Erhellendes zutage. Über die Urheber und ihre Motive sind mehr Spekulationen als Gewissheiten bekannt. Die Brisanz des Geschehens scheint jedoch weithin unterschätzt worden zu sein. Als wäre der Bus mit einer Bierdose beworfen worden… nein, ein Dummejungenstreich war das nicht, die Insassen des Busses befanden sich in Lebensgefahr.
Nun stellt sich erneut die Frage, wie mit solchen Attacken umzugehen, wie den Attentätern ein Strich durch ihre Rechnung zu machen ist. Der Angst widerstehen, die Freiheit verteidigen, eine Jetzt-erst-recht-Haltung an den Tag legen und sich nicht einschüchtern lassen? Das klingt vernünftig und ist doch leichter gesagt als getan. Es erfordert Mut und Kraft von jedem Einzelnen, sich der Gefahr persönlich auszusetzen, um sich ihr entgegenzustellen. Anordnen lässt sich so etwas nicht, auch nicht bei höchstbezahlten Profifußballern, die sich dem Milliardengeschäft mit Haut und Haaren verschrieben haben. Es sei denn, man spricht ihnen das Menschsein ab und betrachtet sie als Maschinen, die keine Gefühle haben, keine Ängste, keine Emotionen, die funktionieren wie Automaten.
Genau das ist mit der Entscheidung geschehen, das abgesagte Champions-League-Spiel gegen Monaco nicht einmal 24 Stunden nach dem Anschlag anzupfeifen. Den Spielern wurde auf krasse Weise vor Augen geführt, welchen unmündigen Status sie im großen Fußballgeschäft haben und wie rücksichtslos in ihrem Metier der Rubel rollen muss. „Eine Zumutung“, schimpfen die einen. „Die sollen sich nicht so anstellen“, sagen die anderen. Und wieder andere glauben, wenn das Spiel nicht verloren worden wäre, hätte es überhaupt keine Diskussion gegeben. Nach der Niederlage aber und vor dem Rückspiel nur eine Woche später ist es Trainerpflicht, die unerträglichen Bedingungen zu kritisieren und die seelischen Belastungen der Mannschaft zu beklagen. Schließlich will man noch weiterkommen, und Psychologie gehört zum Geschäft.
Anders als die zum Funktionieren verdonnerten Profis, haben die Fans ein bewusstes Zeichen gegen die Tat und den Hass gesetzt. Sie luden die Fans des gegnerischen Teams privat zu sich nach Hause ein und strömten tags drauf wieder gemeinsam ins Stadion. Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft signalisierte mit ihrem Besuch im Stadion Solidarität und dass es kein Zurückschrecken gibt. Die Freiheit lassen wir uns nicht nehmen. Das ist, wie in Stockholm und Berlin, in Madrid und London die richtige Antwort auch in Dortmund. Über das Gebaren der internationalen Fußballkonzerne jedoch sollte sich niemand Illusionen machen.
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