Der Begriff „Intermediäre“ fasst bei uns in der deutschen Terminologie die Anbieter von Suchmaschinen, sozialen Netzwerken und virtuellen Plattformen zusammen. Diese Anbieter eint, dass sie Inhalte auffindbar machen, sie verlinken und in den personalisierten Nachrichtenstrom einbinden. Wenn damit klassische Intermediäre wie die Presse und Rundfunkveranstalter ersetzt werden, nennt man das in Amerika „Disintermediation“. Die klassischen Mittler zwischen der Politik und den Bürgern entfallen und werden durch neue ersetzt. Die neuen Intermediäre treten aber nur noch als Plattform in Erscheinung und nicht mehr als Analysten und Kommentatoren.
Dieses Phänomen wurde im „Time“-Magazin bereits analysiert, als Donald Trump noch wie ein krasser Außenseiter im Kampf um die Nominierung seiner Partei für die Präsidentschaftskandidatur wirkte. Aber er hat es von Anfang an bewusst darauf angelegt, das auch in den USA vorhandene Misstrauen in die klassischen Medien zu nutzen und mit Hilfe der sozialen Netzwerke die traditionellen Medien und dabei in besonderem Maße die Presse zu umgehen und zu ignorieren, indem er seine Inhalte, Meinungen und Positionen an den klassischen Kanälen vorbei über Twitter, Facebook oder auf Youtube etc. direkt bei seinen potenziellen Wählern platziert. Dieses Vorgehen wird auch hierzulande praktiziert, wenn auch nicht mit der Brachialität eines Donald Trump. Erkennbare Beispiele dafür gibt es nicht erst seit der letzten Bundestagswahl, aber seitdem massiv verstärkt, angefangen mit den Video-Botschaften der Bundeskanzlerin und den Online-Aktivitäten ihrer Regierungsmitglieder über die Web-Auftritte der Parteien und ihrer Organisationen bis hin zur Social Media-Arbeit fast aller Abgeordneten im Bundestag wie in den Länderparlamenten. Und im Wahljahr 2017 ist es von Anfang an ein Thema, wie die politischen Akteure auf die veränderten Bedingungen in ihren PR-Kampagnen richtig reagieren. Allerdings hat man als Beobachter hin und wieder den Eindruck, als säße da ein Kaninchen vor der Schlange.
Wenn man sich heute zeitgemäß als Politiker und Person des öffentlichen Interesses positionieren will, ist die Präsenz auf sozialen Plattformen unvermeidlich. Für die traditionellen Medien und insbesondere den politischen Journalismus hat dies aber direkte Folgen, die man sich leicht ausmalen kann. Es stellt sich die Frage nach der Rolle als vierter Gewalt. Besonders relevant sind in diesem Zusammenhang dann die Folgen für die Meinungsfreiheit, die Vielfalt der Meinungen, die Demokratie. Wenn es mit ungefilterten Botschaften, wie es Donald Trump vormacht und bei uns von Populisten intensiv genutzt wird, gelingt, die Analyse und die Kritik, welche bisher von professionellen Journalisten geliefert wurde, auszuschalten, ist die „vierte Gewalt“ ausgehebelt. Das kann uns nicht Recht sein, wenn wir am Funktionieren unserer Demokratie interessiert sind. Unsere Politiker sollten sich dessen bewusst sein, wenn sie versuchen, ihre Botschaften direkt unter das Volk zu bringen. Dies ist ein bequemer Weg, aber er führt in die Irre. Unbequeme Fragen, kritische Analysen, deutliche Kritik gehören zum demokratischen Miteinander dazu. Wer dies umgeht oder aushöhlt, tut sich und uns keinen Gefallen. Und er leistet denen Vorschub, die den traditionellen Medien unterstellen, Teil des politischen Systems zu sein, gegen das sie Unzufriedenheit schüren und das sie beseitigen wollen.
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