… können die zwei kleinen Stars auf unserem Bild noch nicht mitmachen. Sie treten zwar schon vielversprechend gegen einen leichten Gummiball, aber für den Fußball reichen die Beinchen noch nicht aus und auch für ein Dribbling sind sie noch zu klein. Aber bei der Fußball WM 2030, wo auch immer in der Welt sie stattfindet, könnten sie so weit sein, entweder auf dem Sofa oder auf dem Platz. Aber ob es dann erneut zu einem Spiel zwischen Brasilien und Deutschland kommen wird, ist so ungewiss wie der Ausgang des Halbfinals am Dienstagabend.
Brasilien gegen Deutschland, bei einer Fußball-WM gab es ein solches Treffen nur ein einziges Mal, 2002 in Yokohama. Oliver Kahn wird sich erinnern.. Der damals beste Torwart der Welt hatte nicht seinen besten Tag. Ihm rutschte ein Ball des Brasilianers Rivaldo aus den Händen und vor die Füße von Ronaldo, der nur noch einzuschieben brauchte. Man erinnert sich an das Bild des traurigen Kahn, wie er vor dem Torpfosten zusammengekauert saß.. Wie heißt das so schön in der Sprache der Experten: So ist eben Fußball. Deutschland verlor mit 0:2.
Insgesamt trafen Deutschland und Brasilien 21mal aufeinander, 12mal siegten die Brasilianer, nur viermal gewannen die Deutschen, fünfmal trennte man sich unentschieden. Deutschland und Brasilien, das sind die Fußball-Größen in der Welt, Brasilien das Land mit der Leidenschaft für den Fußball, Deutschland das mit den meisten Mitgliedern, Brasilien hat den WM-Titel fünfmal gewonnen, Deutschland nur dreimal. Diese Statistik sieht klar aus. Brasilien ist der haushohe Favorit. Oder? Vorsicht. Deutschland hat neben den erwähnten Titeln viermal den zweiten und dreimal den dritten Platz belegt, Brasilien ist 1950 im heimischen Maracana-Stadion an Uruguay gescheitert. Deutschland durfte damals noch nicht an einer WM teilnehmen, die Nazi-Vergangenheit und der zweite Weltkrieg standen dem im Wege.
Für Brasilien war die Schlappe gegen das kleine Uruguay ein Albtraum, ein Schock für das Volk, das mit dem Fußball lebt und diesen Sport liebt wie kaum ein anderes auf der Welt. Brasilien. Wer kennt nicht die Namen Pele oder Garrincha. Einen besseren Rechtsaußen gab es wohl nicht auf diesem Planeten. Helmut Rahn würde das Lob für den Brasilianer sicher verschmerzen. Garrincha, dieser kleine Wirbelwind mit den krummen Beinen, war anders als der hochgelobte Weltmeister von 1954. Garrincha spielte seine Gegner schwindelig und zur Not diesen den Ball, den er oft genug streichelte, durch die Beine. 1958 und 1962 gewann Brasilien mit Garrincha und Pelé, um nur diese beiden zu nennen, den Titel. Garrincha hatte von seinem Ruhm nicht viel, der Alkohol war sein größter Feind, er starb mit 49 Jahren.
Andere Namen fallen einem ein, wenn der Name Brasilien fällt. Zico zum Beispiel, Tostao, Socrates, Falcao, Ronaldino, Roberto Carlos, ein Klasse-Verteidiger. Und jetzt Neymar, der Weltstar, der beim FC Barcelona sein vieles Geld verdient oder erspielt, der aber im Spiel gegen Kolumbien schwer verletzt ausscheiden musste und gegen Deutschland nicht dabei sein wird. Eine Nation heulte auf, trug Trauer, ohne Neymar, wie soll das gehen, ohne den einzigen Kicker mit Weltruhm, an dem sich die übrige Mannschaft orientierte und aufrichtete. Der die Tore schoss und vorlegte, der die Siege herbeiführte.
Aber dann rückte das nicht nur wegen der WM zerrissene Volk zusammen, will sich hinter der eigenen Elf versammeln und den Sieg herbeischreien. Nun plötzlich ist es Brasiliens WM, wenngleich die Probleme überhaupt nicht beseitigt sind und wieder aufbrechen werden, spätestens nach einer Niederlage gegen Deutschland oder nach der WM.
Ohne Neymar, aber dann mit einer geschlossenen Mannschaft, das soll der Weg zum Ziel sein. Sie wollen rennen und kämpfen, also die deutschen Tugenden übernehmen, um die Deutschen zu schlagen. Und ganz Brasilien, heißt es, stünde hinter der Fußball-Truppe, also 200 Millionen Brasilianer gegen die Mannschaft von Jogi Löw, gegen Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Hummels, Özil.
Wichtiger als Schreien und Jubeln aber ist etwas Anderes: „Entscheidend is aufm Platz“, hat der Dortmunder Adi Preißler vor Jahrzehnten mal philosophiert und prognostiziert. Und der war ein sehr erfolgreicher und trickreicher Stürmer. Zweimal wurde er mit dem BVB 1956 und 1957 Deutscher Meister. Preißler ist mit 168 Toren immer noch Rekord-Torschütze der Schwarzgelben. Wenn das kein gutes Omen ist…