In der Frage der Kanzlerkandidatur spricht jetzt alles für Sigmar Gabriel. Das „Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte gemeldet, dass Noch-EU-Parlamentspräsident Martin Schulz offensichtlich nicht mehr mit seiner Kandidatur rechnet. Offen antreten gegen Gabriel wollte Martin Schulz, der mit Gabriel seit langem befreundet ist, nie. Er wäre aber im Falle eines Verzichts des Parteichefs zur Kandidatur bereit gewesen. Schulz, dessen Präsidentschaft im Januar ausläuft und der über große Beliebtheitswerte innerhalb der SPD verfügt, war neben Gabriel und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz als einer der Kandidaten gehandelt worden. Allerdings galt Gabriel als Parteichef der SPD immer als Favorit für diesen Posten, zumal er den ersten Zugriff darauf hat.
Für Gabriel sprach schon seit Monaten, dass ihn der mitgliederstärkste Landesverband, die NRW-SPD, klar unterstützte. So hatte sich der einflussreiche
Fraktionschef der Sozialdemokraten im NRW-Landtag, Norbert Römer, in einem Gast-Beitrag für den Blog-der-Republik eindeutig für Gabriel ausgesprochen. In einen „Plädoyer für Sigmar Gabriel“ überschriebenen Beitrag hatte Römer betont, Gabriel sei der geeignete Kanzlerkandidat der SPD für den nächsten Bundestagswahlkampf. Der Parteichef spreche die Sprache der Menschen, das habe er bei Gabriels Besuchen vor allem im Ruhrgebiet gespürt. Er trete für die Belange der Arbeiter wie des Mittelstands ein, kämpfe für soziale Gerechtigkeit und habe als Bundeswirtschaftsminister seine Führungsfähigkeiten unter Beweis gestellt. „Gabriel kann Kanzler“, betonte Römer.
Auch Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin des bevölkerungsreichsten Landes und Chefin des mitgliederstärksten Landesverbandes der SPD, hatte klar gestellt, dass sie für eine Kanzlerkandidatur von Sigmar Gabriel eintrete. Ähnlich hatten sich auch der „Seeheimer Kreis“, der Zusammenschluss der Traditionalisten in der Partei, aber auch Ralf Stegner, einer der prominenten Partei-Linken und Gabriels Stellvertreter in der Bundes-SPD, geäußert. So sehen es auch einige SPD-Ministerpräsidenten, darunter der Regierungschef von Schleswig-Holstein und andere führende Genossen.