Der 11. Spieltag der Fußballbundesliga hat sich in Fußball-Deutschland verdient gemacht: er hat in der Liga endlich mal wieder Spannung erzeugt und die zumindest an der Tabellenspitze seit Jahren herrschende Langeweile verdrängt. Man mag sich kaum noch erinnern, dass der FC Bayern München mal mit satten drei Punkten Rückstand auf dem 2. Platz der Tabelle rangiert, während mit RB Leipzig sogar ein Aufsteiger, der zudem immer noch ungeschlagen ist, von der Tabellenspitze winkt. Die Leipziger Mannschaft, ohne große bzw. spektakuläre Namen, spielt einen grundsoliden, erfolgsorientierten Fußball, völlig unbeeindruckt von großen, renommierten Namen der Gegner.
Auch das an sich nicht leichte Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen haben die Leipziger mit 3:2 gewonnen, völlig verdient mit optischer und spielerischer Überlegenheit. Wie abgeklärt, souverän und überzeugt von der eigenen Leistung der RB Leipzig auftritt, beweist der Spielverlauf: weder das frühe Führungstor der Leverkusener in der 1. Minute, noch deren erneuter Führungstreffer in der Verlängerungszeit der 1. Halbzeit konnten die Leipziger aus dem Konzept bringen. Unfreiwillige Unterstützung erhielt RB Leipzig durch zwei Fehler des Leverkusener Torwarts Leno, der den Weitschuss von der Strafraumgrenze zum 2:2 halten musste und beim Leipziger Siegtreffer, ein Kopfball aus 4 m Entfernung nach einer langen Flanke, auch nicht überzeugend aussah. Derartige Flanken können auch mal aus der Luft abgefangen werden, da ist der Torwart immer im Vorteil. Das soll aber nicht die bislang tadellose Leistung der Leipziger schmälern. Mit größtem Interesse kann man schon mal dem 16. Spieltag entgegen sehen, wenn der RB Leipzig beim FC Bayern München antreten muss.
Ohne jegliche Überraschungsmomente
Der FC Bayern hat sein Auswärtsspiel beim BVB Borussia Dortmund mit 0:1 verloren, trotz der üblichen Feldüberlegenheit, die 2. Halbzeit spielte sich fast nur in der Dortmunder Hälfte ab, nennenswerte Torchancen blieben aber Mangelware. Die größte Gelegenheit im gesamten Spiel hatte der Dortmunder Aubameyang, der allein auf Torwart Neuer zulief, aber mit dem persönlich und taktisch „falschen“ linken Fuß an Neuer, aber auch am Tor vorbei schoss. Die Dortmunder gewannen letztlich verdient, weil die Bayern eifrig, aber einfallslos, ohne jegliche Überraschungsmomente und immer schön durch die Mitte agierten. Man gewann den Eindruck, dass sie mit den unter Trainer Ancelotti auf dem Spielfeld neu ermöglichten Freiheiten – noch – nichts anzufangen wussten und immer noch auf den an der Seitenlinie wild gestikulierenden Mann warteten, der ihnen sagt, wie der nächste Spielzug auszusehen hat. Die denkbare Torfabrik Lewandowski/Müller wird auch künftig weitgehend tatenlos bleiben, wenn sie nicht von außen versorgt, gefüttert wird.
Gravierende Fehlentscheidungen
Die Schiedsrichter haben bislang durchweg ordentliche Leistungen erbracht. Zwei Dinge sind auffällig: Überaus lobenswert ist, dass alle Schiris bemüht sind, nicht mehr jedes Hinfallen, das nach einem an sich unerheblichen Kontakt Zu-Boden-gehen mit einem Freistoß zu belohnen. Ein besonders gutes Händchen hat in dieser Hinsicht Dr. Felix Brych aus München, der auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene mit den schwersten Spielleitungen betraut wird. Mit seinen beiden Assistenten löst er diese Aufgaben durchweg souverän. Wenn da nicht das zweite, unerfreuliche „Ding“ wäre. Oft, zu oft erlauben sich die an sich guten Schiris, und eben auch Dr. Brych, in fast jedem Spiel merkwürdigerweise eine gravierende Fehlentscheidung. So pfiff er beim Stande von 2:1 einen Strafstoß gegen RB Leipzig, dem eine klare Schwalbe vorausging. Spielentscheidende Auswirkung hatte diese Fehlentscheidung Gott sei Dank nicht, da der Leipziger Torwart Gulacsi den von Calhanoglu getretenen Elfer bravurös abwehren konnte. Eine ähnliche Situation bot der an sich auch gute Schiedsrichter Zwayer im Spiel des VfL Wolfsburg gegen SC Schalke 04, als er beim Stand von 0:0 ein an Höwedes unbestreitbares Foul vier Meter vor dem Tor nicht mit einem Strafstoß bestrafte. Schiri Zwayer stand zwei, drei Meter daneben! Auch hier blieb diese unverständliche Entscheidung ohne spielerische Folgen, da Schalke letztlich das Spiel doch noch 1:0 gewann. Wie stünde eigentlich Schalke da, wenn sie die ersten fünf Spiele nicht ausnahmslos, kümmerlich und völlig unerklärlich in den Sand gesetzt hätten?
Ein Dreikampf wäre schön
Aber, aus dem erwarteten Zweikampf zwischen München und Dortmund ist ein erfreulicher Dreikampf geworden, und es wäre nicht verwunderlich, wenn es einen lachenden Dritten gäbe!? Es darf die Bedeutung nicht unterschätzt werden, dass bei RB Leipzig mit Ralf Rangnick ein Sportdirektor fungiert, der schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass er in einem Fußballverein einen mittelfristigen Erfolg zu organisieren weiß, TSG 1899 Hoffenheim und FC Schalke 04 lassen grüßen.
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