In diesen global so extrem unübersichtlichen Zeiten – da sich exzessive Gewalt sowohl durch Terror, Staatsterror und brutale Übergriffe im öffentlichen Raum erschreckend ausbreiten – haben inzwischen deutlich mehr BürgerInnen ein Bedürfnis nach sinnhafter Orientierung. Die digitalen Angebote im entgrenzten Internet verwirren zusehends – too much, too many, und wer sich nicht mit den schrillen postfaktischen Botschaften der politischen Scharfmacher abfinden und noch mehr irritieren lassen möchte, ja, solche Menschen folgen dann z.B. einer Einladung zu einer im besten Sinn analogen Veranstaltung im multireligiösen „Weltkloster“ in Radolfzell und hören zu, was der erfahrene und mit zahlreichen Geistesgrößen wie Papst Franziskus, Dalai Lama, Gorbatschow, Hans Küng und anderen Nachdenkern gut vernetzte Journalist Franz Alt uns heute noch zu sagen hat.
Obwohl Franz Alt von Jesus als dem in unseren Breiten bekanntesten Flüchtlingskind spricht, legt er wie der Dalai Lama Wert darauf, dass inzwischen „Ethik wichtiger ist als Religion“. Wenn wir uns die irrsinnigen Religionskriege machtbesessener Herren der Vergangenheit und die aktuellen Konflikte um die jeweils Ungläubigen vor Augen halten, dürfte es auch im Sinne des großen Aufklärers Gotthold Ephraim Lessing „um Gottes willen“ nicht mehr um die brutale Konkurrenz des „einzigen richtigen Weges“ gehen, sondern um eine humanistische Grundhaltung, in der alle Menschen das gleiche Recht auf ihre Gedankenwelt haben, wenn sie damit keinen fanatischen Alleinvertretungsanspruch auf Kosten ihrer Mitmenschen durchsetzen wollen. Vielleicht lohnt es ja, mal wieder das Theaterstück „Nathan der Weise“ zu lesen. Ja, eigentlich ist die Sehnsucht so weit verbreitet, es möge friedlich und gerecht zugehen, etliche Leute, denen es materiell gut geht, verhalten sich großzügig, sie spenden und sie und auch die weniger Begüterten helfen ehrenamtlich. Und dennoch – und darauf weist Franz Alt in seinem Vortrag sehr deutlich hin: „Wir leben in Macht-Verhältnissen, und die globalen Konzerne sind Energie-Besatzungsmächte.“ Am Widerstand der Zivilgesellschaft führt weltweit kein Weg vorbei. Umso wichtiger sind gründlich aufklärende Journalisten und gut vernetzte NGO’s, denn deren Engagement zeigt konkrete Wege auf, sich auch politisch einzumischen – „global denken, lokal handeln“, und ethisch mitfühlen, möchte man hinzufügen. Die verheerende Eigendynamik des globalen Turbo-Kapitalismus betrifft in seinem Zerstörungswerk jeden von uns, ob mit den verantwortungslosen Waffengeschäften auch unserer gewählten Regierung, also den realen Mit-Verursachern von Flucht, ob mit völlig überflüssigem Plastikscheiß, mit wuchernder Gentechnik, jeder Menge Giftgasautos – das Klima geht kaputt, die „Erniedrigten und Beleidigten“ dieser Welt drehen durch oder werden apathisch – da kann keiner sagen, das hätten wir nicht gewusst.
Was tun also? Entscheidend ist die Erkenntnis, dass die Gerechtigkeitsfrage als Ursache der globalen Schräglage nicht zu lösen ist, ohne die fatale Fixierung auf das Zauberwort „Stückzahl“ der entgrenzten internationalen Konzerne und deren unentwegter Produktion sich gründlich vor Augen zu führen. Wenn um jeden Preis unsere arme Erde mit sooo viel lebensunnötigen Dingen zugemüllt wird, wir im süßen Brei des elektronischen Fortschritts auch mental ersticken, dann können wir weder klar denken, noch gesund leben, noch uns und die Mit-Menschen gut wahrnehmen. Da könnte übrigens jeder göttliche Schöpfer verzweifelt den Kopf schütteln, wenn man bedenkt, wie schade es doch eigentlich ist, so eine sinnvolle Anatomie eines jeden Menschen solchen kaputten Markt-Gewalten auszusetzen.
Franz Alt appelliert an unser Urteilsvermögen auch als so genannte „Endverbraucher“ und als mündige BürgerInnen. Vieles sei „machbar“, indem wir uns wach all den knallbunten, nur vermeintlich innovativen „Angebotsdrogen“ verweigern, also ein verantwortungsvolles NEIN auch kollektiv mal einüben, und im Sinn des „Verursacherprinzips“ uns auch solidarisch an die Seite der Opfer von Herrschafts-Verhältnissen stellen. Besonders weist Franz Alt auf die quasi unerschöpfliche Sonnen-Energie hin, mit der unsere Erde durchaus eine Chance habe, die Ressourcen gerechter für alle ErdenbürgerInnen zugänglich zu machen.
Weiter Infos:
und
www.sonnenseite.com : Ökologische Kommunikation mit Franz Alt
Foto: Gaby Hotz