Am Sonntag will Angela Merkel verkünden, ob Sie zum vierten Mal als Kanzlerkandidatin der CDU in den Bundestagswahlkampf zieht. Das haben vor ihr nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl geschafft. Und träte gegen sie nach Schröder, Steinmeier und Steinbrück nunmehr Sigmar Gabriel an, dann würde sie auch hier Helmut Kohl nachfolgen, der vier Spitzenkandidaten der SPD verschliss, ehe er 1998 von Gerhard Schröder aufs Altenteil geschickt wurde.
Angela Merkel kann sich aber nicht wegen dieser möglichen Rekorde einer neuen Kandidatur entziehen. Sie scheint auch nicht aus innen- oder außenpolitischen Gründen unverzichtbar, denn so sehr sie auf internationalem Parkett anerkannt ist, europapolitisch hat sie sich bisher doch eher als wenig vorausschauend, oft schwer kalkulierbar oder auch gar als Bremsklotz erwiesen. Sowohl aus der Sicht der Interessen Europas als auch der Deutschlands.
Ihre bis 2015 unangefochtene Führung in der CDU/CSU sowie ihre bis dahin recht ungebrochene Popularität bei den Bundesbürgern sind wie ein Eisberg in den Tropen dahin geschmolzen. Und genau da liegt das Problem der CDU: Die Christdemokraten waren darauf nicht vorbereitet. Weder politisch-programmatisch noch personell. Auch der oft– auch in den eigenen Reihen – als Populist light titulierte Horst Seehofer hat angesichts der personellen Notlage der Schwesterpartei in letzter Sekunde eine geschmeidige Wende vollzogen und preist seit dem CSU-Parteitag Angela Merkel als die einzig mögliche Kandidatin.
Wie sehr die CDU/CSU sich auf eine Politik eines „Merkel-Wahlvereins“ zurückgezogen hat, lässt sich erahnen, wenn man Google befragt. Eine Namenssuche ergibt für „Angela Merkel“ (Stand 17.11.16) knapp 33 Millionen Treffer. Das sind mehr als 10x so viel wie der (noch) ungekrönte Spitzenkandidat der SPD, Sigmar Gabriel (3,02 Millionen), bei Google verzeichnet. Und fast 14x so viel wie alle CDU-Minister inklusiver aller „Kronprinzen“ und „Kronprinzessinnen“ zusammen (2,4 Millionen). Allerdings ohne Norbert Röttgen (450.000), der sich vermutlich immer noch – vermutlich aber eher allein – als möglichen Kronprinzen sieht.
Auch alle CDU Ministerpräsidenten/innen und alle CDU Landesvorsitzende kommen nur auf einen ähnliche Bruchteil an „Google-Aufmerksamkeit“ (2,24 Millionen Suchtreffer). Nimmt man alle CDU-Minister, alle CDU-Ministerpräsidenten und alle CDU-Parteivorsitzende der Lände zusammen, so erreichen sie kaum mehr als 15% der Treffer, die Google zu Angela Merkel auswirft. Die Konzentration der CDU (wie auch der meinungsbildenden Medien) erweist sich nun aus dem Blickwinkel einer Volkspartei, die politisch wie personell viele Alternativen zeigen sollte, als unerwarteter Kannibalismus. Merkel hat „Ihr Haus“ nicht bestellt. Sie ist auf absehbare Zeit alternativlos. In ihrem Schatten ist niemand hervorgetreten, den man zutraut, er/sie kann Kanzler. Google rankt nach Angela Merkel mit riesigem Abstand zwei Kabinettsmitglieder, die sich früh profilierten, aber dann doch ins politische Abseits geraten sind. Die ehemalige Hoffnungsträgerin Ursula von der Leyen ist nach – glimpflich überstandener – Plagiatsaffäre und vielen Patzern in die Kritik geraten. Mehr noch bei den eigenen Parteifreunden als bei den Medien. Und Thomas de Maizières Fortune hat eigentlich in allen seinen Positionen in der Bundesregierung eher durch nachhaltiges Organversagen auf sich aufmerksam gemacht. Neben Merkel und Gabriel ist er aber immerhin einer von fünf Politikern, für die Google mehr als 500.000 Suchtreffer anzeigt. Nach Merkel und Gabriel ist interessanterweise Frank-Walter Steinmeier mit ca. 1,6 Millionen Treffern bei Google der an meisten genannte Politiker. Auch ein Beleg seiner hohen Popularität beim Wahlvolk. Horst Seehofer schafft auch zwar auch die 500.000er Grenze bei Google, aber er muss sich mit etwa der Hälfte der Treffer begnügen, die Frauke Petry erreicht. Populismus light reicht offenbar doch nicht.
Die CDU selbst kann bei Google zwar 31,5 Millionen Treffer verzeichnen, aber Angela Merkel erreicht sie nicht. Zum Trost: Auch der Papst schafft das nicht. Hier stehen nur ca. 18 Millionen Treffer zu Buche. Der Suchbegriff „Fußball“ schafft sie hingegen alle. Mit 93,5 Millionen Treffern müssen sich Merkel, Papst und CDU zusammen bei den Suchergebnissen geschlagen geben. Bis auf Einen: Barack Obama schafft 163 Millionen Treffer. Ok, Donald Trump hat auch hier die Nase vorn, aber das wollen wir erst einmal nicht zur Kenntnis nehmen.