Das Spiel haben schließlich die Deutschen gewonnen, womit sich in diesem Fall wieder mal bewahrheitete, was der frühere englische Nationalspieler Gary Lineker, zu aktiven Zeiten einer besten Mittelstürmer der Welt, auf die Formel gebracht hat: Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer laufen hinter dem Ball her und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Na ja, das 1:0 war knapp genug. Und wer genau hingeschaut hat beim Vorspiel, ich meine natürlich das Vorsingen der Hymnen, musste vor den Amis gewarnt sein. Ziemlich ernst und entschlossen sahen sie aus, als sie ihre Nationalhymne inbrünstig schmetterten, einige Spieler hatten die rechte Hand aufs Herz gelegt. Nur einer enthielt sich der Stimme. Tausende auf den Rängen sangen mit. Da wirkten die deutschen Sänger unter den Elite-Fußball-Kickern beinahe kleinlaut.
Auf einige der bekannten Nicht-Sänger mit Migrationshintergrund wie Khedira hatte der Bundestrainer verzichtet. Dagegen durfte Lukas Podolski, ein gebürtiger Pole, von Anfang an ran. Aber der Poldi, das wissen wir längst, schweigt beim Abspielen der Hymne. Der Hobby-Kölner, der für Arsenal spielt, müsste als gelernter Rheinländer eigentlich gut singen können. Auch der eine der Boateng-Brüder, dessen Vater ein Ghanaer ist, der aber in Berlin zur Welt kam und dort aufwuchs, hielt sich wie gewohnt an die Schweige-Minute. Die anderen sangen, nicht laut, aber sie bewegten die Lippen. Lahm, Neuer, Mertesacker, Schweinsteiger, Kross, Müller. Halt, Özil, der gebürtige Gelsenkirchener mit türkischem Herz, hielt den Mund geschlossen, wie immer. Dagegen sangen Hummels und Höwedes mit. Man konnte den Text von ihren Lippen ablesen: „Einigkeit und Recht und Freiheit, für das deutsche Vaterland. Danach lasst uns alle streben, brüderlich mit Herz und Hand.“ Im weiteren Verlauf der dritten Strophe des Liedes, das einst August Heinrich Hoffman von Fallersleben verfasst hat, während die Melodie von Josepf Haydn komponiert wurde, schien dem einen oder anderen Spieler vielleicht nicht die Luft auszugehen, aber einige der Spieler mögen eher an eingeübte Standards gedacht haben, mit denen man die Amis überraschen wollte, als an den weiteren Text. Jedenfalls wirkte nicht jeder ganz so textsicher, auch wenn er die Lippen bewegte. Dabei sind die Zeilen doch ganz einfach: „Einigkeit und Recht und Freiheit, sind des Glückes Unterpfand, blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland.“ Sollten die Spieler diesen Text unseres Blogs lesen, sie können ihn mitnehmen und beim nächsten Mal ablesen. Er stimmt, Wort für Wort.
Die wenigen deutschen Schlachtenbummler haben die dritte Strophe auch mitgesungen. Nein, nicht mit dieser Begeisterung, wie die Brasilianer das kürzlich gemacht haben, als sie einfach weitersangen, ohne musikalische Begleitung, Zuschauer und Spieler. Als wäre es ein Bekenntnis zum Land. Oder sollte es Ausdruck eines Protests sein gegen die eigene Regierung, die die Milliarden in den Bau der Stadien gepumpt hat, während es Millionen Brasilianern schlecht geht, preiswerte Wohnungen fehlen, es keine ausreichende Krankenversicherung gibt? Wie auch immer. Mannschaft und Zuschauer zeigten eine einmalige Geschlossenheit. Ob das nachahmenswert für die Deutschen ist? Mir reicht es, wenn sie die nächsten Spiele gewinnen, da kann der eine oder andere ruhig schlecht singen. Und den Text haben sie ja jetzt.