70 Jahre NRW, 70 Jahre Landtag. Das sind Gründe genug, um darüber zu reden, was geschehen ist in all den Jahren, wie die Probleme und Sorgen der Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland angepackt und behoben wurden. NRW, das ist trotz allem eine Erfolgsgeschichte, die natürlich auch ihre Kehrseite hat und gehabt hat. Aber das Fazit ist positiv, wie auch das Fazit der Bundesrepublik positiv ist, da mögen ein paar Schreier noch so rumpöbeln in Dresden oder wo auch immer. Damit zeigen sie nur ihre schlechte Kinderstube. Jawohl- und das meine ich auch so. Es ist schade, dass sich die anderen, die Mehrheit nicht rühren und für die Republik demonstrieren. Es wäre an der Zeit, weil sonst ein falscher Eindruck entstehen könnte.
1945, 1946, das neue Land mit dem Bindestrich lag am Boden, zerstört im Krieg, den Adolf Hitler vom Zaun gebrochen und der Millionen Menschen das Leben und weiteren Millionen die Heimat gekostet hatte. Essen, mit der Waffenschmiede Krupp, eine Stadt wie eine Ruinen-Landschaft, das Ruhrgebiet in Trümmern, die nachgewachsenen Generationen, die die Bilder nicht gesehen haben, können sich das kaum vorstellen.
Aber hier in NRW und namentlich an der Ruhr hat man nie lange gefackelt, sondern die Ärmel hochgekrempelt. Das Wirtschaftswunder der Republik nahm hier seinen Anfang. Die Kohle, die aus der Tiefe des Ruhrgebiets geholt wurde, sorgte dafür, dass die Menschen in Nord und Süd, West und Ost nicht erfroren. Als Dank kamen Schauspieler nach Recklinghausen, so entstanden die Ruhrfestspiele.
Wiederaufbau dank Kohle und Stahl
Das mit der Kohle ist fast vorbei, in weniger als zwei Jahren wird die letzte Schicht gefahren. Das Land, das mit Kohle und Stahl nach vorn gestürmt war und sich einen Spitzenplatz als Industrieland erworben hatte- seit Jahr und Tag läuft der Strukturwandel, der im Grunde nie enden wird. Mit der Ruhr-Uni in Bochum, der ersten im Ruhrgebiet, begann der Umbau zu einer Wissensgesellschaft. Gründungsrektor war übrigens Prof. Kurt Biedenkopf, der später die CDU-Landesverbände Westfalen-Lippe und Rheinland zum CDU-Landesverband NRW vereinte und nach der Wende Ministerpräsident von Sachsen wurde. Was für eine Geschichte!
Dass der Wiederaufbau der Bundesrepublik so schnell und erfolgreich gelang, ist auch der Arbeit der Kumpel vor Ort im Revier zu verdanken. Hier wurde malocht.
NRW war immer Einwanderungsland. Erst kamen die Polen, später die Italiener, Jugoslawen, Türken, Griechen und welcher Nation sie auch immer angehörten. Es ist wahr, die Integration ist nicht so gelungen, wie man sich das heute wünschte, was auch daran lag, dass Deutschland Arbeiter brauchte und dann Menschen kamen, die sich irgendwann dazu entschlossen, hier zu bleiben. Sie leben längst mitten unter uns, die Älteren haben oft noch ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, die Jüngeren beherrschen das Deutsche fließend. Der Fußballer Özil stammt aus Gelsenkirchen wie übrigens auch der Kicker Gündogan, die beide auf der britischen Insel spielen. Man könnte viele andere Beispiele erwähnen. Übrigens hat ein großer Teil der Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern der Welt, die im Jahre 2015 nach Deutschland kamen, weil sie vor einem Bürgerkrieg und vor Verfolgung, weil sie aus purer Not die Heimat verlassen hatten, zunächst einen Aufenthalt in NRW gefunden.
NRW und der Fußball
NRW und der Fußball, ein Thema für mehr als einen Abend. Heute spielen fünf Vereine in der ersten Fußballbundesliga: Borussia Dortmund, der Rivale Schalke 04, der I. FC Köln, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach. Ich weiß, man könnte viele andere Vereine nennen, den MSV aus Duisburg, den VFL Bochum, nicht zu vergessen Rot-Weiß Essen, Wattenscheid 09, Fortuna Düsseldorf. Und so weiter.
Der erste Ministerpräsident war Rudolf Amelunxen, von der britischen Besatzungsmacht eingesetzt, sein Nachfolger wurde Karl Arnold, ein CDU-Mann mit großem sozialem Profil, ihm folgte Fritz Steinhoff(SPD), der wiederum von Franz Meyers(CDU) abgelöst wurde. Heinz Kühn begründete dann eine lange SPD-Regierungszeit an Rhein, Ruhr und Lippe mit Johannes Rau und den Kurz-Zeit-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement und Peer Steinbrück. Jürgen Rüttgers(CDU), beendete die SPD-Ministerpräsidentenzeit 2005 zusammen mit der FDP, aber schon nach einer Legislaturperiode war Rüttgers wieder am Ende, er wurde abgewählt und erstmals zog mit Hannelore Kraft(SPD) eine Frau in die Staatskanzlei von NRW im Düsseldorfer Stadttor ein. Übrigens stammte der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer(CDU) aus NRW.
Das Land ist im Umbau
NRW ist im Umbau, das Land hat große Probleme. Lange, vielleicht zu lange haben sie alle an der Kohle festgehalten und damit neue Ansiedlungen verhindert. Andererseits ging es immer auch darum, zu verhindern, dass das Ruhrgebiet absäuft. Die Arbeitslosigkeit an der Ruhr ist hoch, das Land, früher Spitze, muss heute mit einem Mittelplatz zufrieden sein. Auch die Verschuldung in NRW ist extrem hoch, was auch damit zusammenhing, dass man über Jahre versuchte, den teuren Bergbau am Leben zu erhalten und damit die vielen Arbeitsplätze. Kohle wird längst billiger in anderen Teilen der Welt gefördert, darunter in Australien, Südafrika und in Amerika.
Soziale Politik, diese Linie prägte viele Jahre die Politik vieler Regierungen in Düsseldorf, sie tut das noch heute. Die Studiengebühren wurden wieder abgeschafft, man will halt den Kindern aus sozial schwächeren Schichten den Zugang zu höherer Bildung nicht verbauen. So war das schon in den 60er Jahren, als von NRW die neue Politik ausging: Mehr Arbeiterkinder sollten das Abitur machen und studieren. Das hat man geschafft.
Es fehlt ein Masterplan
NRW ist anders als manche andere Bundesländer, die heute mehr glänzen, Bayern sei als Beispiel genannt. Hier in NRW sind die Spuren des Alters des Landes zu sehen, die Narben, die die Industrie der Landschaft und den Menschen beigefügt haben. Aber hier, auch das ist wahr, wird nicht gejammert, hier wird angepackt. Und trotz allem: Hier lohnt sich zu leben, die Menschen sind normal, sie sind nicht eingebildet, sie sind geerdet, sie sind nicht abgehoben und sie sind, das hat sich bei der Flüchtlingskrise gezeigt, hilfsbereit.
70 Jahre NRW, 70 Jahre Landtag, das sind Gründe zu feiern, ja. Das Land ist stabil und die politische Lage ist es auch. Dass das so ist, können sich auch die politischen Parteien auf die Fahnen schreiben, das gilt, bei aller Kritik, die selbstverständlich zu üben ist. SPD, die CDU, die FDP, die Grünen, sie alle haben das Land regiert, das heute manche Probleme hat. Man muss nur den Rundfunk hören und seine Verkehrsstaus. Da muss mehr passieren, ein Infrastruktur-Bündnis, geschlossen von drei Ministern der Landesregierung zusammen mit dem DGB und den Arbeitgebern, ist ein Wink, dass es zu langsam geht, dass wir einen Aufbruch brauchen. Vielleicht einen Masterplan.