Der Reichtum Deutschlands steckt nicht in den Schätzen unseres Bodens: In Kürze wird der Steinkohlenbergbau hierzulande auslaufen. Die Förderung des „schwarzen Goldes“ in den Regionen an Ruhr und Saar ist längst zu teuer geworden, Steinkohle lässt sich zu wesentlich niedrigeren Preisen aus Australien, Kolumbien, Russland und anderen Staaten der Welt besser importieren.
Ressourcenarmes Deutschland
Auch das Ende der Braunkohle ist eingeläutet:
Sie fällt ihrer Klimaschädlichkeit zum Opfer. Gold, Silber und andere Rohstoffe sind aus dem deutschen Boden kaum oder gar nicht rentabel zu gewinnen. So gesehen ist Deutschland ein Land, das arm ist an natürlichen Ressourcen, auf die es dank des nach wie vor hohen Industrieanteils an unserer Wirtschaft angewiesen ist und bleiben wird.
Der einzige nennenswerte Rohstoff Deutschlands, so lautet die einfache Diagnose aller Ökonomen, befindet sich „zwischen den Ohren der Menschen“, also in den Köpfen und in den Händen vieler, die als Handwerker und Monteure ihren Beitrag zum Wohlstand aller leisten. Diese Erkenntnis findet indessen nicht überall die rechte Aufnahme.
Bildungsinfrastruktur modernisieren!
Denn Bildung beginnt bereits im Kindergarten und dann in den Schulen. Der Blick auf die Infrastruktur der Bildungseinrichtungen sollte aufschrecken: Vielfach sind schon Gebäude ziemlich alt und wenig ansprechend. Die Ausstattungen der Schulen befinden sich durchweg in keinem guten Zustand. Nicht wenige Schüler trauen sich kaum auf die Toiletten. Manche Turnhalle gleicht eher einer Rumpelkammer. Die Klassenräume und das Mobiliar bieten oft genug ein mehr als trauriges Bild. Die Einrichtungen der Physik, Chemie- und Biologiezimmer sind durchweg auf dem Stand des vorigen Jahrhunderts. Und die meisten Schulen sind vom digitalen Zeitalter noch um Lichtjahre entfernt: die Mehrheit der Schüler verfügen privat über Handys, Tablets oder PC, in den Schulen fehlen indessen IT-Infrastrukturen der modernen Linie.
Es fehlen 34 Mrd. Euro
Gerade hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) darauf hingewiesen, dass diese „schlechte Ausstattung die Bildung unserer Schüler gefährdet“. Nach der KfW-Untersuchung fehlen derzeit rund 34 Mrd. Euro zur Modernisierung der deutschen Schulen. Die Finanzlage der meisten Städte und Gemeinden ist so desolat, dass sie diese dringend notwendigen Investitionen in die Schulbauten, Einrichtungen, in die erforderlichen Verbesserungen von Raumklima, Lichtverhältnissen und Akustik nicht stemmen können. Davon, so folgert die KfW richtig, werden jedoch die Lernerfolge der Schüler nachhaltig beeinflusst. Schließlich sollten die Schüler mit Freude zur Schule gehen, sich dort wohl fühlen und im modernen Ambiente viel lernen.
Im Jahre 2015 investierten die Kommunen 2,9 Mrd. Euro in ihre Schulgebäude; 1995 waren es noch 4,2 Mrd. Euro. Die regionalen Unterschiede sind eklatant: Während die Investitionen im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2014 in Bayern 547 Euro je Schüler betrugen, waren es in Nordrhein-Westfalen gerade einmal 72 Euro.
Kein weiteres Aufschieben von Bildungsinvestitionen
Wer nicht sät, wird nicht ernten! Der zukünftige Wohlstand unserer Republik wird leichtfertig verspielt, wenn nicht wesentlich stärker in die Bildung investiert wird. Denn die heute notwendigen Bildungsinvestitionen lassen sich später nicht nachholen. Es gilt deshalb, so schnell wie möglich umzusteuern, um die Zukunft zu gewinnen, um mit Industrie 4.0, der Digitalisierung und neuen Technologien im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Kein Kind sollte schon in der Schule zurückbleiben!
Dabei geht es vor allem auch darum, die zunächst Schwächeren der jungen Generation mitzunehmen und ihnen eine gute Grundbildung zu vermitteln – aktuell vor allem um Flüchtlings- und Migrantenkinder. Sie alle können ein Gewinn für unsere Gesellschaft und Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten werden, wenn ihre Integration dauerhaft gelingt. Defizite in Bildung und Qualifizierung könnten andererseits für den Staat teuer werden, wenn immer mehr Jugendliche ohne Schulabschluss schon in absehbarer Zeit in Hartz IV landen würden.
Bildungsinvestitionen bringen beste Renditen
Schließlich gehört zu einem neuen bildungspolitischen Aufbruch die Erkenntnis, dass Lehrer zu einer der wichtigsten Berufsgruppen in unserem Land zählen sollten. Ohne ihre Wissensvermittlung wären wir wohl mehr oder weniger ein Volk von Analphabeten, ohne berufliche Chancen, was in breiten Schichten der Bevölkerung oft genug vergessen wird.
Sie sind die „Goldschürfer“, die den Rohstoff für Deutschland entdecken und entwickeln. Eine bessere Honorierung ihrer Leistungen und günstigere Aufstiegsmöglichkeiten sind dafür längst überfällig. Denn auch auf längere Sicht wird es weltweit ausreichend Finanz- und Sachkapital geben, jedoch wird der Bedarf an Humankapital, wie es Bildungsökonomen beschreiben, nur schwer zu decken sein.
Bildungsinvestitionen bescheren zudem die auf Dauer höchsten Renditen! Deutschland sollte das beachten und eine echte Bildungsoffensive starten. Gemessen an der Wirtschaftskraft unseres Landes wird hierzulande im internationalen Vergleich nur unterdurchschnittlich in das Bildungssystem investiert. Es macht gewiss keinen Sinn, immer wieder bei der Bildung auf unseren Strukturen des Föderalismus herumzureiten und auf die Länder wie Kommunen zu verweisen, die für die unterschiedlichen Bereiche unseres Bildungssystems Verantwortung zu tragen hätten. Wenn es um die Zukunft unserer Republik, um die wichtigste Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft, wenn es um das Schicksal der nächsten Generationen geht, dann sollte endlich dies als nationale Aufgabe angegangen werden.
Jedes Zuwarten wird die bereits gewaltigen Probleme noch vergrößern. Ob G 8 oder G 9, die Diskussion der zuständigen Kultusminister war im Ergebnis ebenso kläglich wie die einst eingeführte Rechtschreibreform. In der Bundesregierung gibt es eine Bildungsministerin, die bislang wenig auffällt. Bildung ist so wichtig, dass sie Chefsache werden sollte, damit wir das endlich schaffen, eine fortschrittliche Bildungsrepublik zu werden.