Der Sport produziert zurzeit mal wieder Schlagzeilen und Geschichten zu Hauf. In Rio de Janeiro beginnen die Olympischen Sommerspiele. Am Zuckerhut, unterhalb der überlebensgroßen Jesus-Statue-ein imposantes Bild übrigens-, am Strand von Ipanema, es fällt einem manches zur Metropole von Brasilien ein. Doch was ist das Thema vor dem ersten Startschuss? Doping, die schweren Vorwürfe gegen Russland wegen des wohl erwiesenen Staatsdoping. Warum eigentlich reden wir nicht über Kenia, nicht über Jamaika? Und gab es nicht immer wieder Verdächtigungen gegen Amerikaner? Beispiel gefällig: Justin Gatlin, der US-Sprinter, mehrfach erwischt, Strafe abgesessen, der Mann ist wieder am Start. Sauber?
Sind die Superzeiten ohne Chemie?
Hat mal jemand recherchiert, ob die Superzeiten, die der Amerikaner gelaufen ist, u.a. 9.74 Sekunden über 100 Meter, ohne chemische Hilfsmittel erzielt wurden? Mich wundert, dass der Deutsche Julian Reus, der für Wattenscheid startet, immer noch sprintet. Gerade hat er den deutschen Rekord auf 10,01 gesenkt, bald wird er hoffentlich die 10-Sekunden-Schallmauer knacken. Mehr geht nicht für ihn. Dennoch: Eine Klasse für sich, ohne Doping. Ohne Betrug. Denn Doping, das ist Betrug. Und abgesehen davon ist es gesundheitsschädlich. Man frage frühere DDR-Athleten.
Es geht nicht gerecht zu im Sport
Nein, es geht nicht gerecht zu im Sport. Man schaue sich die muskelbepackten Männer und Frauen nur mal genauer an. Fast wäre man geneigt zu sagen, da findet ein Wettstreit zwischen Chemiefirmen statt und ihren Forschungsinstituten, die immer wieder neue Mittel auf den Markt werfen, damit man schneller läuft, weiter wirft und höher und weiter springt. Und ganz wichtig: Es darf niemand merken und es muss ganz schwer nachzuweisen sein.
Schwache Figur von Thomas Bach
Eine ziemlich schwache Figur gibt der Deutsche Thoma Bach in diesem Spiel ab, immerhin IOC-Chef und früher als Fechter selber Spitzensportler. Dass man ihm eine gewisse Nähe zu Russlands Präsident Putin vorwirft, geschenkt. Zumal manche Kritik an Moskau und Putin nur so von Heuchelei trieft. Jawohl! Gegen den Russen, der gewiss nicht unumstritten ist, um es höflich zu formulieren, zu treten, das gehört zum Muss für manchen Repräsentanten aus dem Westen. Aber wenn man eine Diskussion über Doping führt, sollte man sie weltweit führen und möglichst alle umfassen. Wer mit dem Zeigefinger auf andere weist, muss bedenken, dass drei Finger derselben Hand auf ihn zurückweisen. Schade um diesen Sport, schade um die Leichtathletik.
Mit Tempo 40 durch die Alpen-Geht das?
Um beim Thema zu bleiben, aber die Sportart zu wechseln. Gerade ist die Tour de France zu Ende gegangen. Gewonnen hat der Brite Christopher Froome. Glaubt wirklich jemand im Ernst, dass es möglich ist, mit Tempo 40 auf dem Rad durch die Alpen zu radeln? Entschuldigen Sie den Begriff „radeln“. Es macht einfach keinen Spaß mehr, sich die Fernsehübertragungen einer solchen Tour anzusehen, wenn immer der Verdacht mitfährt, ob die Fahrer gedopt sind oder sich anderer Hilfsmittel bedienen. Die Rede war von eingebauten Elektroakkus, die einem den Anstieg auf Berge in 2000 Metern Höhe erleichtern könnten. Es stimmt, bewiesen ist nichts, aber hat jemand nachgeschaut, sich die Rahmen der Radrennfahrer angeschaut, sie durchleuchtet? Ein Jammer ist das mit dem Radrennsport.
Ein Talent kann ein Talent bleiben
Kommen wir zum Fußball. 50 Millionen Euro für den Fußballer von Schalke 04, Leroy Sané. Für ein großes Talent, gewiss. Aber hat der Spieler schon was erreicht? Zugegeben, im abgelaufenen Jahr war das Kicken in Schalke nicht unbedingt nachahmenswert. Und sich trotzdem in der Spitze zu behaupten, wie das der junge Sané gemacht hat, nötigt einem Respekt ab. Aber trotzdem: Erfolge hat der Fußballer noch nicht in seiner Vita vorzuweisen. Warum also diese Wahnsinnssumme von 50 Millionen Euro? Hat eigentlich mal jemand den Spieler gefragt, wo er am liebsten hingehen würde? Aber das ist eine dumme Frage von mir, solche Details erledigen die Spielervermittler, die ja auch deshalb so scharf auf Wechsel ihrer Klienten sind, weil sie an jedem Vereinswechsel mitverdienen. Sané mag ein Jahrhundert-Talent sein, aber ob er ein Großer wird, muss sich noch zeigen. Manches Talent bliebt ein Talent- ein Leben lang.
Mario Götze in München nicht mehr gefragt
Denkt niemand in diesem bunten Gewerbe, wozu zufällig auch immer ein Ball gehört, daran, wie andere Super-Talente gescheitert oder woanders nicht zu Recht gekommen sind? Mario Götze war in Dortmund schon weiter als Sané heute in Schalke. Gut, die BVB-Elf war auch besser als die Gelsenkirchener Truppe im abgelaufenen Jahr. Aber immerhin, er spielte international und er schoss im Endspiel bei der WM in Brasilien 2014 das entscheidende Tor für Deutschland. Haben Sie das Bild noch in Erinnerung, wie der junge Mann die Flanke von André Schürrle mit der Brust annahm und dann mit dem linken Fuß verwandelte? Sensationell. Beim FC Bayern, der den Dortmunder vor ein paar Jahren für stolze 37 Millionen Euro gekauft hatte, spielte Götze keine Rolle mehr, man legte ihm nahe, den Verein zu wechseln. Jetzt ist er wieder in Dortmund.
André Schürrle war eine Klasse für sich in Mainz
Über Schürrle könnte man eine ähnliche Geschichte erzählen, der Fußballer war eine Klasse für sich, als er noch für Mainz gespielt hat. Und dann ging er zu Chelsea, danach nach Wolfsburg, künftig läuft er für die Schwarz-Gelben vom Borsigplatz auf. Hoffentlich kriegt er die Kurve. Man könnte hier noch an einen alten Spezi von Schürrle erinnern, Lewis Holtby, der damals in Mainz gespielt hat, ehe er zu den Schalkern wechselte und dann unbedingt in England spielen musste. Das Abenteuer Tottenham Hotspurs war schnell beendet, Holtby spielt längst für den HSV, einen Dino der Bundesliga, der aber seit Jahr und Tag gegen den Abstieg kämpft. Mit Holtby, von dem vor wenigen Jahren die Experten noch viel erwarteten, der aber aus dem engeren Kreis der deutschen Nationalmannschaft zunächst mal verschwunden ist. Schade drum. Geld regiert die Welt und den Fußball, Geld schießt auch Tore, aber Geld ist nicht alles. Man frage Götze, Schürrle und andere.
Sie werden wie Söldner verkauft
Fußballer kommen einem längst wie Söldner vor, die für viel Geld hin und her geschoben werden. Sie landen da, wo gerade noch Bedarf ist für einen Links- oder Rechtsfuß oder einen Mittelstürmer. Merkwürdig fand ich die Reaktionen der Bayern zum Wechsel von Sané auf die Insel. Jetzt hätten sie noch keinen Bedarf, las ich, weil sie noch Ribery und Robben im Aufgebot hätten, aber im nächsten Jahr…Bei allem Respekt, Herr Rummenigge, es muss sich nicht alles um Bayern München drehen. Auch wenn die das gern hätten.
Dass Fußball mal die schönste Nebensache der Welt war, vergessen Sie es. Es geht ums Geld und nur noch nebenbei um den runden Ball, der ins Eckige muss.
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