Sonntag 21:00 Uhr ist upphafsspark[1]. Dann wird das nächste spannende knattspyrnuleikur[2] der isländischen Nationalmannschaft zu sehen sein. Dieses Mal gegen Frankreich, wobei das scheinbar nur noch als Randnotiz erwähnt wird. Denn Island ist mittlerweile zum Publikumsliebling europäischer aðdáendur knattspyrnu[3] aufgestiegen. Nicht nur mit ihren Kampfrufen und Öko-Trikots haben die Isländer mächtig frischen Wind in den internationalen Fußball gebracht. Und das, obwohl zunächst keiner so richtig geglaubt hat, dass sie die Vorrunden erreichen, geschweige denn das Achtelfinale. Denn die gesamte Mannschaft ist auf dem Markt nicht mal halb so viel wert wie Christiano Ronaldo allein. Aber sie haben bewiesen, dass es für guten Fußball nicht nur auf Geld ankommt. Doch bevor man sich jetzt der „Hu“-schreienden Masse anschließt und versucht, auf Ebay eines der vergriffenen Island-Trikots zu ergattern, sollte man sich folgende gute Gründe durchlesen, warum man auch nach der EM Island-Fan bleiben sollte:
Nr.1: In Island hatte McDonalds keine Chance
Und darauf sind die Isländer stolz. Nach 16 Jahren musste sich der Fast-Food-Riese aus ökonomischen Gründen aus dem Land zurückziehen. Da von der Verpackung bis zu den Lebensmitteln alles importiert wurde und die Kosten dafür zu hoch waren, schlossen 2009 alle Filialen. Für die Isländer war dies jedoch nicht weiter tragisch, sie gehen eh lieber zu Hamborgarabúllan oder Íslenska Hamborgarafabrikkan.(Wer möchte, kann sich den letzten McDonalds-Burger Islands übrigens hier im Livestream anschauen.)
Nr. 2: Island wehrt sich vehement gegen Anglizismen
Isländisch ist eine Sprache, die sich in den letzten 1000 Jahren kaum verändert hat. Und dieser Sprachpurismus war den Isländern schon immer ziemlich wichtig (nicht zuletzt, um ihre Identität auch nach Zeiten der Fremdherrschaft wiederzufinden). So wundert es nicht, dass Island seit 1964 ein Komitee zum Erhalt der isländischen Sprache hat. Wann immer ein neues englisches Wort auftaucht, überlegt sich das Komitee einen isländischen Namen dafür. Ein Computer heißt dann beispielsweise tölva, was so viel wie „Zahlenwahrsagerin“ bedeutet. Ein sjónvarp hingegen ist ein „Bildwerfer“. Auch Facebook heißt keineswegs Facebook, sondern fésbók (Fratzenbuch).
Nr. 3: Die Telefonbücher in Island sind nach den Buchstaben der Vornamen geordnet
In Island bestehen die Namen immer noch aus Vornamen und Vaternamen. Es werden also keine Familiennamen weitergegeben. So würde Magnús, Sohn des Jón, Magnús Jónsson heißen. Es kann auch der Name der Mutter übernommen werden, aus politischen und persönlichen Gründen etwa. Der Großteil der isländischen Namen leitet sich jedoch aus dem Namen des Vaters ab. Und da der Nachname nur eine geringe Rolle spielt, haben die meisten Isländer noch einen besonderen Beinamen oder es wird ein besonderes Merkmal der Person genannt, wenn über eine Person geredet wird. Zum Beispiel „Eva, die Hutsammlerin“.
Alle, die jetzt gern wüssten, wie ihr Name auf Isländisch heißt, können hier mal nachschauen.
Nr. 4: In Island gibt es 13 Weihnachtsmänner
Na gut, es sind Trolle. Und sie bestehlen einen. Die isländischen Jólasveinar haben also eigentlich nicht viel mit dem netten, pausbäckigen Weihnachtsmann zu tun. Aber sie sind Kult. Einer isst die Reste aus dem Topf, einer knallt die Türen zu, einer isst gern Skyr (den typisch isländischen Magermilchquark), einer beobachtet heimlich die Leute, einer klaut den Weihnachtsbraten. So bereiten sie den Isländern manchmal ziemliche Probleme an Weihnachten. Trotzdem tragen die Geschichten über sie zu einer ganz besonderen Weihnachtsstimmung bei. Nicht zuletzt ist dies einer der Gründe, warum Island 2010 vom Fernsehsender CNN zur besten Weihnachtsdestination auserkoren wurde.
Nr. 5: Islands Bauamt nimmt Rücksicht auf die Elfen und Trolle
Wenn in Island eine Straße oder ein neues Gebäude gebaut werden soll, wird häufig zunächst geprüft, ob durch das Bauvorhaben Steine oder Felsen, die von Elfen bewohnt werden, zerstört werden. Hierzu beauftragen Stadt oder Privatpersonen eine/n Elfenbeauftragte/n. Anhand der isländischen Sagas oder Erzählungen wird dann ein Gutachten erstellt. Liegt der Verdacht vor, dass an dem Ort Elfen wohnen, wird das Bauvorhaben oft entsprechend umgestaltet. Die bekannteste isländische Elfenbeauftragte war Erla Stefánsdóttir, die 2007 sogar das Buch „Lífssýn mín – Lebenseinsichten der isländischen Elfenbeauftragten“ veröffentlichte.
Und wenn all diese Gründe noch nicht überzeugend genug sind, dann folgen Sie am besten sofort der isländischen Polizei auf Instagram @logreglan. Die versteht nämlich wirklich Spaß.
[1] Anstoß
[2] Fußballspiel
[3] Fußballfans
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