Die Initiative „Gesicht zeigen“ ist mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet worden. Den Preis nahm der Vorsitzende und Gründer von „Gesicht zeigen“, Uwe-Karsten Heye, entgegen. Bei einer Feierstunde in der Düsseldorfer Synagoge würdigte die Witwe des früheren Bundespräsidenten, Christina Rau, den Kampf des Vereins gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland. Wörtlich erklärte Christina Rau: Der Verein ist auch „Eine unüberhörbare Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und gegen rechtsextreme Gewalt. Er will dafür sorgen, dass Hetze und Hass, Aggression und Gewalt nicht unwidersprochen bleiben und gesellschaftlich geächtet werden. Er will viele Menschen ermutigen, sich in die öffentlichen Angelegenheiten einzumischen.“ Es gehe um Zivilcourage gegen Menschenfeindlichkeit und für die Menschenwürde jedes einzelnen Menschen. So werde der erste Satz unseres Grundgesetzes mit Leben erfüllt. “ Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
In seiner Erwiderung betonte Heye: „Wie vor 16 Jahren geht es auch heute darum, Flüchtlinge vor der aggressiven Gewaltbereitschaft des rechtsextremen Randes der Gesellschaft zu schützen und die Lehren aus unserer jüngeren Geschichte nicht zu vergessen. Nazis oder denen, die ihren einfachen Antworten folgen, Ihnen dürfen wir keinen Raum lassen.“ Heye mahnte die Politik, „verbreiteten Stimmungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht nachzugeben. Den Rückfall in nationalistische Egoismen und den damit verbundenen Attributen Abschottung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gilt es zurückzuweisen.“ Wohin das führt, zeigt sich gerade bei unseren österreichischen Nachbarn.
Uwe-Karsten Heye, ehemaliger Regierungssprecher des Bundeskanzlers Gerhard Schröder, Autor mehrerer zeitgeschichtlicher Bücher sowie Autor des Internet-„Blog-Der-Republik“, hatte im Jahre 2000 die Initiative „Gesicht zeigen“ gegründet. Der damalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, und der Fernseh-Journalist Michel Friedmann waren seiner Bitte um Unterstützung sofort gefolgt.
Straftaten gegen Ausländer und jüdische Einrichtungen
Den Paul-Spiegel-Preis rief der Zentralrat der Juden in Erinnerung an seinen verstorbenen Präsidenten im Jahre 2006 ins Leben. Bisherige Preisträger sind u.a. die Journalistin und Buchautorin Andrea Röpke sowie die Berliner Initiative gegen Antisemitismus, die Initiative „Wir für Lübhteen“, das Ehepaar Horst und Birgit Lohmeyer aus Jamel sowie der frühere Polizeipräsident des Freistaats Sachsen, Bernd Merbitz.
Im Jahr 2000 waren es zahlreiche rechtsextremistisch motivierte Straftaten gegen Asylbewerber und Angriffe gegen jüdische Einrichtungen, die Heye zur Gründung des gemeinnützigen Vereins „Gesicht zeigen“ veranlassten. Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützte die Initiative auch um deutlich zu machen, dass der Staat an der Seite derer steht, die den zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen Rechts stärken. Der SPD-Politiker hatte den „Aufstand der Anständigen“ gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus gefordert.
Niemand soll Angst haben in Deutschland
Der damalige Bundespräsident Johannes Rau, erster Schirmherr der Initiative, hatte im selben Jahr bei einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor betont, Deutschland müsse ein Land sein, „in dem niemand Angst haben muss, gleich, wie er aussieht, wo er herkommt, was er glaubt, wie stark oder schwach er ist.“ Nach seinem Tod übernahm Gerhard Schröder die Schirmherrschaft.
Die Aktion „Gesicht zeigen“ steht für ein weltoffenes Deutschland, gegen Fremdenhass und Rassismus.“Wir leben Demokratie“, heißt es in Erklärungen der Initiative, „und arbeiten für die Stärkung der Zivilgesellschaft“. Zahlreiche Projekte und öffentliche Kampagnen sind seit dem entwickelt worden, die „Gesicht zeigen“ zu einem Synonym für den Kampf gegen Rechtsextremimus werden ließen.
An dem Festakt in der Synagoge nahm auch die Witwe Paul Spiegels, Gisèle Spiegel, teil sowie mehrere prominente Zeitgenossen wie der Fernseh-Moderator Frank Elsner und die Sopranistin Anna-Maria Kaufmann. Der Spiegel-Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Von Iris Berben bis Udo Lindenberg
Die Initiative „Gesicht zeigen“ finanziert sich durch Spenden. Zu den prominenten Unterstützern zählen u.a. die Schauspielerinnen Iris Berben und Katja Riemann, die Professorin und einstige Kandidatin der SPD für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, die Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, die Fernseh-Journalistinnen Dunja Hayali und Maybrit Illner, der frühere Intendant des WDR und langjährige Auslands-Korrespondent Fritz Pleitgen, der Pop-Sänger Udo Lindenberg und der einstige Daimler-Vorstandschef, Edzard Reuter.