Hier zunächst ein wunderschön beeindruckendes Gedicht von Friedrich Rückert, ein Teil davon steht nach wie vor in meinem damaligen Poesie-Album, zitiert von meiner sehr netten 4. Schul-Klassenlehrerin:
Friedrich Rückert 1836
„Wenn es dir übel geht…
Wenn es dir übel geht,
nimm es für gut nur immer;
wenn du es übel nimmst,
so geht es dir noch schlimmer.
Und wenn der Freund dich kränkt,
verzeih’s ihm und versteh:
Es ist ihm selbst nicht wohl,
sonst tät er dir nicht weh.
Und kränkt die Liebe dich,
sei dir’s zur Lieb ein Sporn;
dass du die Rose hast,
das merkst du erst am Dorn.“
Friedrich Rückert, geboren 1788 in Schweinfurt, gestorben 1866 in Coburg, war einer der vielseitigsten Dichter deutscher Sprachkunst. Und nicht nur das: er war ungemein wissbegierig, auch was die fremden Sprachen in aller Welt betrifft, ein Genie der Auffassungsgabe. So lernte er jede Menge orientalische Sprachen, dazu hebräisch, übersetzte Teile des Koran, und war mit all seinen Talenten ein wahrer Kosmopolit. Eine Hüne von 2 Metern Länge – sein riesiges Stehpult beeindruckt die Besucher in der Kunsthalle – Vater von zehn Kindern, von den zwei jung starben, was Rückert zur weltbekannten Dichtung seiner „Kindertotenlieder“ veranlasste, die von Gustav Mahler kongenial vertont wurden. Ein Beispiel, wie aus Schmerz eine tröstliche Kunst entstehen kann. Zwischen Rückerts Melancholie – „Ich bin der Welt abhanden gekommen.“, seiner nicht immer nur munteren Lyrik – und seinen fidelen Kinderbüchern lässt sich ein lebendiges Kaleidoskop dieses ernsthaften Romantikers erahnen.
Und so kündet nun auch die wundervolle Ausstellung in seiner fränkischen Geburtsstadt vom „Weltpoeten“ und sie ist wahrhaftig sehens – und erlebenswert.
Sie dauert noch bis zum 10. Juli und ist eingebettet in das „Rückertjahr“, so dass sich eine kleine literarische Reise ins grüne Frankenland unbedingt lohnt. Zwischen dem mäandernden Main und anderen lieblichen Landschaften von Nordbayern fährt man auch per Zug sehr gemütlich nach Coburg und Erlangen, die anderen biographisch wichtigen Stationen.
Heinrich Heine schrieb – für ihn typisch widersprüchlich lobend – über Friedrich Rückert am 7. Juni 1826 an seinen Dichterfreund Wilhelm Müller, dem Verfasser der „Winterreise“, die ja von Franz Schubert wie auch Rückerts Gedichte wunderbar vertont wurde: „Unendlich reicher und origineller ist Rückert, aber ich habe an ihm zu tadeln alles, was ich an mir selbst tadle: wir sind uns im Irrthum verwandt, und er wird mir oft so unleidlich, wie ich es mir selbst werde.“ Aus Heinrich Heines markanter Feder bezeugt diese Sentenz eine respektable Seelenverwandtschaft.
Weitere Infos: http://www.rueckert-weltpoet.de/
Bildquelle: Wikipedia, Geisler Martin, Das Rückert-Denkmal in Schweinfurt, CC BY-SA 3.0