Dass die Autoindustrie außer Kraftfahrzeugen auch Skandale produziert ist eine Erfahrung, die der Verbraucher gerne ausgelassen hätte. Das gilt für andere Branchen auch. Die Kette der Betrügereien reißt nicht ab, die werblich gut verpackt und versteckt Kunden etwa zum Kauf von Autos verleiten sollen, deren Abgaswerte manipuliert sind. Damit allerdings machen die Autobauer zugleich alle Feinstaubrichtlinien zu Makulatur und den Aufkleber gleich mit, der es Autofahrern erlaubt, in die Innenstädte zu fahren in der Hoffnung, am Feinstaub nicht beizutragen. Guten Glaubens also, dass die Abgaswerte korrekt sind, die den Motor verlassen. Es ist immer hilfreich, in Zusammenhängen zu denken.Wie viele Atemwegserkrankungen die Folge sind, ist der Industrie und ihren Managern offenbar egal. Das die Gesundheitskosten explodieren und die Krankenkassen mit Beitragserhöhungen drohen, ist den Managern ebenfalls gleichgültig, seit für die Wirtschaft durchgehend die paritätische Kostenbeteiligung bei der Krankenversicherung aufgegeben wurde.
Nun stehen Lohnverhandlungen bei Volkswagen an und die Konzernleitung macht den Mitarbeitern deutlich, dass wegen der Prozesslawine in den USA der Schluck aus der sonst gemeinsam gut gefüllten Pulle nur klein sein sollte. Kosten von mehr als 20 Milliarden Euro und mehr sind denkbar. Der Vorstand in Wolfsburg zeigt ja, wie die Herren an der Konzernspitze den gigantischen Imageverlust verantworten, und also bei ihren vertraglich zugesicherten Bonuszahlungen mit gutem Beispiel vorangehen. Gut ein Drittel der Millionen Euro Boni haben sie sich schweren Herzens abgerungen. Sie werden einem Sonderkonto gut geschrieben, bis die Milliarden Euro Verluste durch betrügerische Abgasmanipulationen überwunden sein werden und die Rendite wieder stimmt. Dann erhalten die Herren den millionenschweren Rest ihrer Boni nachgezahlt. Soziale Sorgen muss sich die Belegschaft für ihr Management also nicht machen.
Frohe Kunde kommt für die Autobauer dennoch wieder mal aus dem Kanzleramt. Die in den Anfängen stecken gebliebene Forschung an elektrisch betriebenen Antriebsaggregaten hat ja unter anderem dazu geführt, dass der Verkauf von E-Autos darnieder liegt. Das hat wohl wesentlich damit zu tun, dass die Preise für Autos, die einen kümmerlichen Radius von hundert bis zweihundert Kilometern haben, bevor sie wieder an die Steckdose müssen, unter 30 000 Euro nicht zu haben sind. Da wird auch eine Prämie von 4000 Euro mit kräftigem Zuschuss aus der Staatskasse kaum helfen und den für 2020 erhofften Anteil von einer Million elektrisch betriebenen Kraftfahrzeugen auf den Autobahnen oder im Stadtverkehr zu schaffen. Wie nicht anders zu erwarten, waren Schwarz-Rot und die Autoindustrie im Kanzleramt wieder einmal nett zu einander. Ob sich wegen der abgasgeminderten baldigen tollen Zukunft Politik und Wirtschaft vor Freude in die Arme gefallen sind, ist nicht überliefert, aber wohl auch nicht auszuschließen.
Die Wirtschaftseliten sind ziemlich hemmungslos dabei, die Spaltung der Gesellschaft noch zu vertiefen und jede Glaubwürdigkeit politischer Handlungsbereitschaft und –fähigkeit zu unterminieren. Die Deutsche Bank, einst Paradestück deutscher Banker-Herrlichkeit, war über Jahre offenbar Beute einer Räuberbande, die es fast geschafft hätte, den Bankenplatz in Frankfurt zu einem Ort organisierter Kriminalität zu machen. Gut sieben Milliarden Euro Rücklagen der Bank für den Marathon an Prozessen tragen dazu bei, das Zutrauen der Menschen zu zerstören, von der Politik vor solchen Machenschaften geschützt zu werden. Ein blick in die Panama-Papiere tut ein Übriges.
Kein Wunder, dass die AfD dazu gewinnt, und österreichische Verhältnisse auch in Deutschland möglich werden. Wirtschaft, Industrie und Politik, da geht noch immer kein Blatt dazwischen. Es klärt die Machtfrage, mehr nicht.
Bildquelle: Wikipedia, Jakub Hałun, CC BY-SA 4.0