Wenn Du mich fragst:
Es gibt Tabus, und die sind sinnvoll!
Dummdreist und obszön
Ich finde das „Gedicht“ des ZDF-Moderators dummdreist, obszön und unsagbar verächtlich.
Und: weder komisch noch politisch aufklärend.
Da äußert Herr Böhmermann über Herrn Erdogan,
ich zitiere:
„Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
Er ist der Mann der Mädchen schlägt,
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken,
und Minderheiten unterdrücken,
Kurden treten, Christen hauen,
und dabei Kinderpornos schauen.
Ja, Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.“
Das ist keine Satire
Wirklich, so ein Text ist KEINE SATIRE. Lustig ist auch nicht der so genannte juristische Trick. Und nur, weil jemand verbal genüsslich die Sau raus lässt, und pubertär sich was möglichst Schockierendes rausnimmt – es ist NICHT KOMISCH, es ist, als wolle da einer den Lehrer ärgern, ihn vor Scham rotwerden lassen, vor dem Publikum ansonsten gelangweilter Mitschüler ganz tief in der Schweinkram-Kiste kramen, selber hechelnd in seiner Ich-Besoffenheit. „Euch zeig ich’s mal. Ich bin schonungslos, ich nehme keinerlei Blatt vor den Mund, ich bin der Größte…ich trau mich was.“
Trotz meiner Kritik an Erdogan
Nein, Herr Böhmermann, trotz aller meiner Kritik am politischen Gegner Erdogan – und ich muss zu meiner Verteidigung jetzt nicht all das aufzählen, was diesem totalitären Mann an schlimmen Taten, brutalen Entscheidungen, und einem inzwischen äußerst undemokratischen Menschenbild konkret vorzuwerfen ist.
Mit Ihrem ekligen Text – er erinnert mich übrigens an die antisemitische Diktion unseres baldigen Jubilars Martin Luther – haben Sie sich ermächtigt, selber nur noch zynisch und würdelos rum zu spucken. In welcher Rolle sehen Sie sich? Finden Sie sich kein bisschen peinlich?
Üble Schmäh-Performance
Es war unbedingt absehbar, was Sie mit Ihrer abgrundtiefen Verachtung diesem anmaßenden Staats-Mann gegenüber bei ihm und seiner gläubigen Entourage auslösen! Und genau damit gefährden Sie uns! Der globale Schlamassel ist doch unübersichtlich genug mit all den Irrationalitäten von individueller „Beweisnot“ der Scharfmacher und deren fatalen Entschädigungs-Aktionen, weltweit. Und die gesamte Verrohung ist vor allem – aber nicht nur! – mit dem Kapitalismus zu erklären. Und wenn Sie mich fragen: mit Ihrer üblen Schmäh-Performance machen Sie ungeheuer selbstsüchtig mit bei den destruktiven Spiralen medialer Eigendynamik, und so toppen Sie und toppen Sie, und fühlen sich wohl unentbehrlich, ach Gottchen.
Ich bin weder konfliktvermeidend noch um Polemik verlegen, aber Sie sind zu weit gegangen, in Ihrer fäkalen Hass-Tirade, und es wäre gut, wenn Sie das begreifen könnten. Nach der „Projektionstheorie“ von Sigmund Freud leiden auch Sie möglichweise unter einer „Grandiositäts-Problematik“. Ihre Selbstüberschätzung jedoch offenbart einen bedauerlichen Mangel an authentischer Ich-Stärke; und da gäbe es denn allerhand Parallelen…think about it.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Das gilt auch für die Person Erdogan, imagine.
Am besten, Sie bitten jetzt den verleumderisch Angegriffenen um Verzeihung, zeigen Reue über Ihren Tabubruch, damit der Gesichtsverlust, den Sie kontraproduktiv verursacht haben, nicht weitere Revanche-Gelüste nach sich zieht.
Also machen Sie sich gefälligst die Mühe, und kritisieren Sie ihn mit humanistischen Kriterien. Dafür werden Sie doch schließlich sehr gut bezahlt, von uns Allen.
Stellen wir uns der Debatte
Liebe MitstreiterInnen vom Blog der Republik!
Wir sollten uns der Diskussion stellen, sie bleibt uns erhalten; mir scheint es sinnvoll, wenn wir uns an der Debatte beteiligen, ich fürchte nicht den Beifall von der falschen Seite, ich genieße den wohl durchdachten politisch kundigen Sarkasmus von Georg Schramm, Arnulf Rating, Hagen Rether, Matthias Deutschmann. Aber Zynismus von bodenlosen Scharfmachern liegt mir fern. Und: Herr Döpfner von Springers Gnaden ist keineswegs ein gerechter Partner.
Die juristischen Aspekte können gerne andere unserer Autoren kommentieren. Merkels vorauseilendes Verhalten ist unbedingt kritikwürdig!
Kränkend unter der Gürtellinie
Grundsätzlich: Wer möchte denn als Person so kränkend unter der Gürtellinie attackiert werden? Kein Mensch!!!
Der Beitrag erhält meine volle Zustimmung!! Muss es denn wirklich sein, in einer weltpolitisch so angespannten, ja explosiven Zeit, mit so primitiven Beiträgen die zwischenmenschlichen Beziehungen noch zusätzlich zu belasten.
Die Türkei ist ein schönes Land, die Menschen meist sehr freundlich, die Kultur bietet beachtliches. Erdogan entspricht diesen positiven Eindrücken in keinster Weise. Ich liebe auch gute Satire und Kabarett, ich liebe Demokratie und Meinungsfreiheit. Ich finde, Satire darf und soll auch boshaft und aufrüttelnd sein. Böhmermann war mutig und hat Erdogan schwer getroffen. Das hat E. durchaus verdient und ich bedaure ihn nicht. Aber wir Deutschen haben das nicht verdient, dass die Äußerungen Böhmermanns im Ausland als die Kultur verkauft werden, auf die wir stolz sind. Mir ist das eher peinlich. Ich entschuldige mich bei Erdogan für diesen Fehlgriff. Leider hat B. damit die Chance vertan, zu zeigen, dass freie Meinungsäußerung ein wervolles Gut ist. So geht der Schlag nach hinten los. Hallervordens Solidarisierung ist eine gute Idee, aber sie stürzt in de gleichen kulturellen Abgründe–schade. Das führt doch dazu, dass Erdogan zu Recht mit dem Finger auf die westliche Welt zeigt. Und das tut er nun auch, obwohl er genug „Dreck am Stecken “ hat.
Auch wenn Zweidrittel der Republik schreien :“Wir sind Böhmermann!“, ich bin es nicht und bekenne mich dazu. Ja, auch ich nutze die Meinungsfreiheit. Aber sie hat Grenzen. Die sind von Herrn Böhmermann ganz deutlich überschritten worden! Jetzt sitzt er vermutlich im Kämmerlein und lacht sich ins Fäustchen, weil seine Wir-sind-Böhmermanns! sich darüber aufregen, dass die Wir-sind-nicht-Böhmermanns! zwischen Meinungsfreiheit, Satire und Geschmacklosigkeit unterscheiden wollen. Hoffen wir, dass sie aufwachen und diese perfide Tour des Herrn Böhmermann erkennen. Und das alles mit unseren Rundfunkbeiträgen. – Grandioser Beitrag, Frau Bäumler!
„Satire darf alles!“, wer immer das gesagt hat, wollte das Recht auf Satire schützen, aber auch sich selbst eine Art pauschalen Schutz verpassen. Bömermann hat nur den zweiten Teil „verstanden“, ob er weiß, was Satire wirklich ist, darf bezweifelt werden. Was aber ist „Satire“, wenn sie einen Straftatbestand erfüllt und kaum mehr als Beleidigungen und krude Fantasien enthält? Bömermann wusste genau, das sein Text keine Satire, sondern eine Beleidigung war, hätte er sonst den Trick mit dem „Beispiel, was verboten ist“ versucht? Aber es ist misslungen, denn er hat es nicht beim Beispiel (zwei Zeilen oder so) gelassen, sondern seine Tat vollständig ausgeführt. Da können wir ja noch froh sein, wenn Bömermann uns demnächst nicht vorführt, dass auch Körperverletzung oder gar Totschlag in Deutschland eine Straftat ist und er wolle uns das nur mal als Beispiel vorführen, selbstverständlich nicht als Straftat. Das Recht, auf die Spitze getrieben, wird allzu leicht zum Unrecht – und dann geht es eben vor Gericht, was denn sonst.
Lieber Herr Liebers,
zunächst einmal wäre es, auch Herrn Böhmermann gegenüber, fair ihm zumindest das Dehnungs-h in seiner ersten Silbe zu lassen.
Zweitens ist es gerade von einem ehemaligen Beamten, wie sie es qua Ihrer Art zu Formulieren ohne Zweifel sind, mehr als anmaßend uns zu erklären, was der sogenannte freie Bürger Ihrer Ansicht nach darf und was nicht. Körperverletzung und Totschlag sind schwere Straftaten und haben mit diesem Gedicht nicht das geringste zu tun. Es ist, im Gegenteil, Aufgabe der Medien und besonders der Satire, solche Grenzräume aufzudecken – die es eigentlich qua Pressefreiheit gar nicht geben darf. Wie dies geschieht, sollte nicht Gegenstand der rechtlichen Bewertung sein – der Staat hat das Recht seines Bürgers, Meinungen und meinetwegen auch Beleidigungen gegenüber sogenannten Staatsoberhäuptern zu äußern, zuallererst und ohne Ansehen der Person zu verteidigen!
Literarisch ist und bleibt es ein qualitativ fragwürdiges Poem – aber es ist nicht mehr als das. Sich darüber spießbürgerlich zu echauffieren heißt doch nur, dass Sie es offensichtlich auch in Deutschland gutheißen würden, wenn sich Menschen, ja, auch naseweise und dumme Menschen, den Mund verbieten lassen müssten. Eine solche Diktatur der vermeintlich Anständigen, der Moralisten, der pfarrhäuslichen Law-and-Order-Seelen – das kann außerhalb des grauen Beamtenbiotops wahrlich keiner wollen.
Ich hatte kürzlich Marianne Bäumlers wichtigen Beitrag zu Jan Böhmermann kommentiert. Meinen Kommentar möchte ich an dieser Stelle ändern bzw. präzisieren. Ich war in meiner Wut auf Böhmermann und seinen Sender ZDF, der sich zwar öffentlich-rechtlich nennt, aber offensichtlich nur noch nach Quote schielt, ein bisschen zu weit in den Böhmermannschen (ordinären) Sprach-Duktus gerutscht.
neuer Kommentar:
Dankenswerterweise ist hier das „Gedicht“, über das alle reden, aber das kaum jemand kennt, einmal im Wortlaut abgedruckt.
Ich schäme mich für Böhmermann. Sein „Gedicht“ ist sexuell demütigend und politisch fahrlässig. Wir dürfen nicht unterschätzen, dass man nicht nur physisch, sondern auch verbal Gewalt ausüben kann. Eines ist sein Text ganz gewiss nicht: Satire. Gestern noch sagte meine knapp 17jährige Tochter: „Politische Satiriker sind mutig, aber dieser Böhmermann nicht. Der steht nicht zu dem, was er anrichtet, sondern rennt weg. Was für ein Feigling! Das ist, als wenn einer dem anderen ein Auge aussticht und sagt: Hab dich nicht so, war doch gar nicht so gemeint.“
Unerträglich ist es, dass mediale Schießbudenfiguren wie etwa Springer-Chef Mathias Döpfner meinen, Böhmermann in Schutz nehmen zu müssen. Dass KiWi-Verleger Helge Malchow seinen Autor, der dem Verlag viel Geld einspielt, zum Opfer stilisiert, ist peinlich. Dass Malchow sein mediales Vorpreschen auch noch „Je suis Jan“ nennt, ist völlig respektlos gegenüber den Opfern des Pariser Terroranschlags, ekelhaft sentimental und unverzeihlich. Die mutigen Mitarbeiter des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ hatten sich eben nicht versteckt!
Aber was ist überhaupt Böhmermanns Botschaft, was steht zwischen den Zeilen? „Ja, Erdogan ist voll und ganz….“, reimt Böhmermann, „… ein Präsident mit kleinem Schwanz.“ Ja, endlich wissen wir, was wir schon immer ahnten: Böhmermanns „Gemächt“ muss mächtig sein. Schön für ihn. Nur leider ist sein Geschlechtsorgan neben der Klappe das einzige, was an Böhmermann groß ist. Bravo, Jan, du armer Exhibitionist.