Die so genannten „Panana-Papers“ über die dubiosen Geldanlagen vieler Reicher sind in aller Munde, die Medien veröffentlichen daraus Tag für Tag. Und die „Süddeutsche Zeitung“ kann sich glücklich schätzen, dass sie diese Sensations-Papiere in den Händen hält. Es ist bester Unterhaltungs- und Informationsstoff für die Leser, manches liest sich wie ein Krimi. Aber mal ganz im Ernst: Hat sich irgendwer über diese Art der dunklen Wirtschaft wirklich gewundert? Dass die Reichen ihre Gelder verstecken und dies seit Jahren, ist ja nichts Neues. Dafür stehen so renommierte Namen wie die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg. Und dafür steht ein sehr bekannter europäischer Politiker mit dem Namen Jean-Claude Juncker, der seit einiger Zeit die wichtige Europäische Kommission leitet. Es ist noch nicht so lange her, dass die Medien über die Schlupflöcher berichteten, in denen namhafte Unternehmen in Europa einen Teil ihrer Gelder verstecken.
Legal, illegal? Oder sogar weltweit organisierte Kriminalität, wie es Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ausgedrückt hat. Zumindest riechen diese Geschäfte ziemlich übel. Non olet? Geld stinkt nicht? Wenn man sich die Nase zuhält, mag das zu treffen. Wenn jemand wirklich behauptet, dass diese Art von Geschäften völlig in Ordnung seien, dann leben wir in verschiedenen Welten. Der Kommentator der SZ spricht von haarsträubenden Enthüllungen, von kriminellen Geschäften, die mindestens fragwürdig seien, anstößig, was aber schon wieder viel zu weich formuliert wäre.
Als Banken noch einen guten Namen hatten
Es gab Zeiten, da hatten Banken einen guten Namen. Sie genossen das Vertrauen der Bürger, die ihnen ihr Geld anvertrauten. Die einen liehen der Bank Geld, andere liehen sich Geld von der Bank. Alles eine Sache des Vertrauens, wie so vieles im Leben und auch in der Wirtschaft. Aber man erinnert sich auch an Debatten, als Banker ins Gerede gerieten wegen ihrer Art von Kundenberatung. Wobei der Kunde gelegentlich vergessen hat, dass der Berater ein Angestellter der Bank war, also auch im Sinne der Bank arbeitet, damit deren Geschäfte florieren. Ich gebe zu, das trifft nicht für alle Banken und bei weitem nicht für alle Banken-Berater zu.
Mich haben diese Panama-Papiere nicht mehr verwundert, ich wundere mich darüber, dass sich noch jemand darüber verwundert zeigt. Ich habe die Zeit- es war das Jahr 2007- nicht vergessen, als die internationale Banken-Krise die Welt in eine Finanz- und Wirtschaftskrise gestürzt hätte. Der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück war entsetzt, um es milde zu beschreiben. Er habe in einen Abgrund geschaut, so ähnlich waren seine Worte.
Horst Köhler nannte Finanzmärkte Monster
Auch der damalige Bundespräsident Horst Köhler, ein Fachmann auf dem Gebiet der Banken, hat vor Jahren den Geldinstituten oder besser ihren Führungspersonen die Leviten gelesen. Die internationalen Finanzmärkte seien Monster, die in die Schranken gewiesen werden müssten, so der frühere Präsident des Sparkassen-und Giroverbandes und Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington. Köhler, im Bundesfinanzministerium einst Leiter der Abteilung Geld und Kredit und später Staatssekretär bei Finanzminister Theo Waigel, erinnerte an die goldenen Bank-Zeiten, als Banker noch Bankiers hießen, Vertrauen genossen. Wenige Jahre später glaubte der heutige Bundespräsident Joachim Gauck voreilig, die Banken hätten ihrer fehlgeleiteten Kreativität abgeschworen und seien auf dem Weg der Besserung. „Kein Zweifel“, so Gauck zur Freude von Bankern, „die Branche befindet sich im Wandel.“
Wer in die Panama-Papiere in der täglichen SZ schaut und den dazugehörenden Leitartikel von Marc Beise liest, erfährt, dass es mit der Besserung und dem Wandel mindestens noch ein weiter Weg ist. Die Banken seien bei den dunklen Geschäften „immer dabei“ gewesen, urteilt Beise. „Sie haben nicht nur Geldtransfers organisiert, sie waren häufig Ideengeber, Antreiber, womöglich sogar Anstifter“.
Es ist gut, dass diese Geschäfte jetzt bekannt geworden sind und dass sie schonungslos veröffentlicht werden, ohne Rücksicht auf Namen. Dies ist auch kein Angriff auf Panama, sondern auf die Geschäftsmacher. Und es ist lächerlich und kommt einem Eigentor gleich, wenn einer der Eigner der Kanzlei, die mit den Papieren verbunden wird, von einem „Verbrechen“ spricht. Der Politik mag man Fehler und Versäumnisse vorwerfen, dass man Kontrollen hätte schleifen lassen. Nun müssen aber Gabriel und Co nachlegen. Sie dürfen es nicht bei drohenden Worten bewenden lassen. Diese Art Briefkasten-Geschäfte mit dem Verstecken von Hunderten von Milliarden von Dollar müssen unterbunden werden.
Bildquelle: http://www.mossfon.com/ (6.4.2016)