Während in der CSU der Streit zwischen Parteichef, Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem Möchtegern-Sofort-Nachfolger, Finanzminister Markus Söder, tobt und auf der anderen Seite Kanzlerin Angela Merkel sich der Forderung von Seehofer, nach Einführung einer Obergrenze widersetzt, damit weniger Flüchtlinge ins Land kommen, reißen die Meldungen über Brandanschläge auf Asylunterkünfte und fremdenfeindliche Angriffe nicht ab. Ein Anschlag im Münchner Stadtbezirk Milbertshofen scheiterte, im Fall einer im Bau befindlichen Unterkunft flogen Steine gegen Baumaschinen und in der oberbayerischen Gemeinde Zorneding, in der Nähe von München, hat ein aus dem Kongo stammender Pfarrer, der seit 2005 in Deutschland lebt und seit wenigen Jahren deutscher Staatsbürger ist, nach Morddrohungen aufgegeben. Es lebe die deutsche Willkommenskultur.
Der Fall des Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende erregt bundesweites Aufsehen. Bei T-Online versah man die Geschichte mit der Überschrift: „Schwarzer Pfarrer tritt nach Morddrohungen zurück“. Weiter heißt es in der Meldung: „Er hatte sich gegen rassistische Äußerungen der CSU-Ortsvorsitzenden zur Wehr gesetzt, ein anderer CSU-Politiker nannte ihn daraufhin einen „Neger“.
CSU-Ortsvorsitzende schrieb von Invasion
Der ehemalige Kongolese arbeitet seit 2012 als katholischer Pfarrer in der Pfarrgemeinde St. Martin in Zorneding und wie die SZ in ihrem Lokalteil schreibt, sei er ein „eigenwilliger, aber mutiger Pfarrer“, der „keinem Konflikt aus dem Weg geht, auch nicht mit der örtlichen CSU“. Die damalige CSU-Vorsitzende des Ortes, Sylvia Boher, die inzwischen zurückgetreten ist, hatte im Parteiblatt „Zorneding Report“ geschrieben, Bayern werde von Flüchtlingen regelrecht überrannt, es sei eine Invasion, Migranten aus Eritrea bezeichnete sie als „Militärdienstflüchtlinge“. All das hat den scharfen Protest des Pfarrers ausgelöst. Er appellierte an die CSU, doch dem christlichen Glauben Folge zu leisten. Der Pfarrgemeinderat forderte das Parteiblatt auf, künftig das Logo der Kirchtürme, das das Blatt ziert, nicht mehr zu verwenden.
Die Lage spitzte sich daraufhin zu. Der Stellvertreter von Frau Boher, CSU-Vize Johann Haindl, griff daraufhin den Pfarrer übel an, wie Carolin Fries in der „Süddeutsche Zeitung“ weiter berichtet. Wörtlich habe Haindl gesagt: „Der muss aufpassen, dass ihm der Brem(so heißt der Altpfarrer) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger“. Eine Sprache, die in ihrer abfälligen Art wenig Christliches vermittelt und schon gar nicht Toleranz oder Nächstenliebe, sondern eher an die Beschimpfungen von Ausländern bei den Dresdner Pegida-Protesten erinnert.
Der Pfarrer, der in Teilen seiner Gemeinde durchaus geschätzt wird, wie die SZ schildert, hatte noch im Herbst der Zeitung gesagt, als kunkelhäutiger Pfarrer habe er noch keine Ausgrenzung erlebt, „aber wie überall auf der Welt gebe es natürlich auch hier rassistisch eingestellt Leute. Diese würden sich aber verstecken, weil er Pfarrer sei.“
Und wie haltet Ihr es mit der Barmherzigkeit..
Dies hat sich geändert, denn der Pfarrer hat viele Morddrohungen bekommen, Post rassistischen Inhalts wie „Ab mit Dir nach Auschwitz“. Ihm wurde offen Gewalt angedroht, so hätten Bürger des Münchner Vorortes geschrien: „Nach der Vorabendmesse bist Du fällig“. Der Pfarrer hat Anzeige wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Bedrohung gestellt, die Kripo Erding hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die Pfarr-Gemeinde in Zorneding hat der Pfarrer in der Sonntagsmesse über seinen Fortgang informiert: Die „Erfahrungen der letzten Zeit“ hätten ihn zu dem Entschluss gebracht, den Ort zu verlassen. Wie die SZ weiter berichtet, hat das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising das Rücktrittsgesuch von Olivier Ndjimbi-Tshiende angenommen. Aus Kirchenkreisen hieß es laut SZ, die Geschehnisse in Zorneding seien „die schlimmsten und deutlichsten Repressalien gegen Kirchenmitarbeiter, die in der Flüchtlingsdebatte klar Stellung beziehen. Generell verschlechtere sich das Klima, auch in der Flüchtlingshilfe engagierte Gläubige und Pfarrer sähen sich immer stärker Anfeindungen ausgesetzt“.
Der angegriffene Pfarrer habe in seiner Schlusspredigt am Sonntag die Mitglieder seiner Gemeinde gefragt, wie jeder einzelne zu den christlichen Werten Barmherzigkeit und Toleranz stehe. Er bete für die Unversöhnlichen.
Die beiden CSU-Mitglieder Boher und Haindl haben schon im November nach heftiger Kritik ihre Parteiämter niedergelegt, Haindl zog sich aus dem Gemeinderat zurück, Frau Boher nicht.
Bildquelle: Wikipedia, New10n -Zorneding von oben mit Maibaum und Kirche, CC BY 3.0