Sind Sie jetzt auch Fußball-Narr geworden, infiziert vom WM-Bazillus?
Schwarz-Rot-Gold-Fähnchen am Auto, oder als Fenster-Verziehrung? Oder fürs Gartenhaus, die Laube? Wie wärs mit einer schwarz-rot-goldenen Nase?
Farbigen Ohrringen oder Lippen, Haaren in den deutschen Farben? Ein Bierglas in Schwarz-Rot-Gold oder mit dem WM-Emblem oder mit den Farben Brasiliens?
Ein entsprechendes T-Shirt werden Sie haben und tragen, wenn Sie am Abend zum Public Viewing rennen und jubeln? Wie, Sie machen nicht mit? Sie boykottieren die WM? Gehts noch? Und wenn ich Sie frage, was mit Manuel Neuers Schulter ist, die ja quasi unsere Schicksals-Schulter sein kann? Was soll schon sein, er hat halt Schulter. Der Mann, mit dem ich geredet habe und der auf stur schaltet, ist eigentlich ein Fußball-Fan, ein leiser zwar, er hält mit dem BVB, was ja ok ist. Aber von der WM in Brasilien hat er nichts mitgekriegt, weiß nichts von den Vorbereitungen, von den Verletzungen unserer Jungs, die wir doch so dringend brauchen, wenn wir den Pott holen wollen.. Ist mir doch egal, sagt der sonst nette Zeitgenosse. Er brauche den Pott nicht, höre jetzt weder Sport im Radio, noch lese er den Sportteil der Zeitungen und er sehe auch keine Spiele im Fernsehen. Der Mann ist sonst an allem interessiert. Und wie hat Brasilien gespielt? Weiß ich doch nicht. Und Italien gegen England? Schulterzucken. Aber Holland gegen Spanien, gewiss doch oder? Er schaut nur noch gelangweilt. Ich nehme ihm den Boykott nicht ab. Was ist mit Ihrer Frau? Was soll sein, es geht ihr gut. Ja, sie schaut die Spiele. Ob er das mit Beckenbauer gelesen habe? Der Kaiser soll Fragen auf Englisch beantworten, ob er was mit den Mauscheleien zu tun habe? Unser Franz kann Englisch? Es hilft nichts, mein Gegenüber dreht ab. Und was ist mit Blatter, der will FIFA-Chef bleiben? Gut, dass er über den nicht reden will, ist irgenwie konsequent. Er hält den FIFA-Boss nicht für koscher, um es höflich zu sagen. Vor Jahren hat er es abglehnt, zu einer Pressekonferenz mit einem Politiker zu gehen, der wegen einer Steuer-Geschichte einen saftigen Strafbefehl erhalten hatte. Sein Kommentar: „Ich rede nicht mit Vorbestraften“. Aber Blatter, wende ich ein, ist doch gar nicht vorbestraft.
Eben, sagt mein Gesprächspartner, um so schlimmer.
Bildquelle: adidas